Es war Ostersonntag als die ersten Wanderer sie nichtsahnend auf der Kanzel erblickten. Vor genau 25 Jahren fanden sie die Figur auf einem Aussichtsplateau hoch über dem Saaletal. Inzwischen ist sie vermutlich eine der berühmtesten Hammelburgerinnen geworden – die Amalberga auf dem Hammelberg.
Wie aus dem Nichts ist die lebensgroße Statue über Nacht auf dem Felsen aufgetaucht und gibt seither allerlei Rätsel auf. Woher kommt sie, wer hat sie geschaffen und wer soll sie sein?
Geheimnis um Figuren am Hammelberg bis heute nicht gelöst
Angeblich habe der damalige Bürgermeister Arnold Zeller den Künstler gekannt. Das Geheimnis nahm er jedoch mit ins Grab. Seine Nachfolger Ernst Stross und Armin Warmuth versichern ebenfalls, nichts über den oder die Künstler zu wissen, der im Juni 2001 noch den sogenannten Philosophen, im Oktober 2002 die Tänzerin und im Juli 2003 schließlich die Figur eines Kindes aufstellte.
„Sie sind der bekannteste Schwarzbau in Hammelburg“, sagt Bürgermeister Armin Warmuth lachend. Das Geheimnis, wer die zentnerschweren Figuren unbemerkt auf dem Berg aufgestellt hat, ist also bis heute nicht gelöst – und das, obwohl die Skulpturen mittlerweile eigentlich renovierungsbedürftig sind.
Das Erscheinungsbild der Stauten verbessern
Schon einmal – nämlich im September 2013 – verschwand die teilweise beschädigte Amalberga spurlos. Erst vier Jahre später wurde wieder eine Skulptur aufgestellt – diesmal allerdings mit anderem Aussehen. Erneut wurde niemand beobachtet und es gab auch keine Spuren im Wald, die Hinweise auf den Unbekannten gegeben hätten.
Trotz des Schwarzbaus und ihres renovierungsbedürftigen Zustandes sind die Skulpturen für den Tourismus in Hammelburg von großem Wert.„Die geheimnisvollen Figuren sind ein kleines Herzensprojekt von mir“, erzählt Theresa Schmid, Leiterin der Tourist-Info.

Bereits im vergangenen Jahre habe sie intensiv daran gearbeitet, das optische Erscheinungsbild etwas aufzubessern. „Aus Gefährdungsgründen ist das leider relativ schwierig“, berichtet sie. Der Steilhang, an welchem sich die Figuren befinden, sei selbst mit entsprechender Absicherung gefährlich.
Auch ein Aufruf im Stadtblatt, mit der Bitte, sich den Figuren anzunehmen, blieb erfolglos. „Leider hat sich damals niemand gemeldet und deswegen ist bisher nichts passiert.“
Die „neue“ Amalberga sei die jüngste der Skulpturen, weshalb bei ihr aktuell am wenigsten Handlungsbedarf bestehe. „Dem Philosophen fehlt schon seit Jahren eine Hand und bei der Tänzerin mit Kind sind deutliche Zeichen der Zeit erkennbar“, weiß Schmid. Zum Teil seien sie mit Vogelkot übersät und stellenweise habe sich die Farbe abgewaschen.
Eine Lösung für die geheimnisvollen Figuren
„Sie gehören uns eigentlich nicht und sind zudem ein Schwarzbau“, verdeutlicht die Leiterin das Problem. Wegzudenken sind die Figuren für den Hammelburger Tourismus allerdings nicht mehr.
Touristen trotz des teilweise schlechten Zustandes der Skulpturen, mit schönen Bildern auf den Hammelberg zu locken, sei aber problematisch. „Prinzipiell muss man bei den Geheimnisvollen Figuren entscheiden, welchen Weg man gehen möchte: professionell herrichten und die Alterungsspuren beseitigen, die Figuren vielleicht in den Wintermonaten mit einer Plexiglashülle umhausen und somit länger zu schützen“, überlegt Schmid.
Für Wanderer wären sie dann immer noch sichtbar und auch die Figuren könnten ihren Blick ins Saaletal genießen – aber eben geschützter. „Dieser Weg ist meine Präferenz. Auf der anderen Seite muss man zugeben, dass der/die Künstler sicherlich gewusst haben, an welch exponierter Stelle die Figuren stehen werden und dass sie damit auch witterungsbedingten Alterserscheinungen ausgesetzt werden.“
Vermutlich sei das sogar bewusst in Kauf genommen worden und es ist der Wille des Künstlers, dass die Figuren eins mit der Natur werden. „Wir wissen es nicht. Und dieses Mysterium ist irgendwie auch das Spannende, oder?“

Keine Beweise für die Vermutungen am Hammelberg
Benannt haben die Hammelburger ihre Amalberga übrigens nach der Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich und Gemahlin des Thüringer Königs Herminafried aus dem sechsten Jahrhundert. Der Sage nach soll sie auf dem Hammelberg ein Schloss besessen und von dem Felsen, an dem sie nun steht, ihre Liebhaber in den Tod gestürzt haben. Belege dafür gibt es jedoch keine.
Auch für die Vermutungen über den Philosophen gibt es keine Beweise. Zunächst wurde angenommen, dass in ihm Johann Wolfgang von Goethe steckt, der sich von seinem Spaziergang ausruht, erklärt die Tourist-Info in einem Flyer über die Skulpturen. Eine Antwort auf die Dinge, die im
Wald auf dem Hammelberg vor sich gehen, brachte allerdings auch er nicht mit. Vielmehr kam neue Fragen auf.

Denn immer unerklärlicher wird, wie es möglich sein kann, die Figuren mit ihrem immensen Gewicht unbemerkt an die äußerste Kante des Berges zu bringen. „Damals gab es noch keine Treppe dort hin, sodass der Transport der Figur ein bisher ungelöstes Rätsel aufstellt.“
Und auch der Transport der Tänzerin mit ihrem Kind scheint an dieser Stelle unerklärlich, denn hier führt nur noch ein schmaler Trampelpfad am Abhang entlang, danach wird jeder Weg unpassierbar.