
Es ist sein großer Traum: Trong Hieu Nguyen aus Bad Kissingen will für Deutschland beim Eurovision Song Contest am 13. Mai in Liverpool antreten. Dafür singt der 30-Jährige am 3. März in der ARD-Sendung "Eurovision Song Contest 2023 – Unser Lied für Liverpool" im Vorentscheid um das deutsche Ticket für den ESC.
Der Bad Kissinger stand schon als Kind gerne auf der Bühne. Mit 23 Jahren gelang ihm dann ausgerechnet im Urlaub im Heimatland seiner Eltern der große Durchbruch: Trong Hieu Nguyen gewann die Castingshow "Vietnam Idol" und ist in Vietnam mittlerweile ein Superstar.
Dass der Sänger heute auf der großen Bühne steht, hat er wohl auch seiner Mutter zu verdanken. Thi Yen Nguyen kam 1991 mit ihrem Mann Chi Trung und Tochter Thuy Lin von Vietnam nach Deutschland, um ihrer Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Im Interview spricht die 67-Jährige jetzt über einen Schlüsselmoment in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen), die Angst vor der Abschiebung - und wo sie heute zu Hause ist. Und auch wenn es in dem Gespräch über ihre schwere Vergangenheit geht, bricht sie immer wieder in heiteres Lachen aus.
Thi Yen Nguyen: Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn! Ich habe gewusst, dass es sein größter Wunsch ist, ein Star zu werden und auf der Bühne zu stehen. Aber nicht in Vietnam. Dass er jetzt im ESC-Vorentscheid für Deutschland antritt, ist sein Traum – der nun endlich in Erfüllung geht.
Nguyen: Ja, auf jeden Fall. Ich, meine Tochter, ihr Verlobter, sowie enge Freunde und Familie sind mit dabei. Ich bin sehr aufgeregt und kann jetzt schon nicht mehr schlafen.
Nguyen: Ich weiß es nicht, weil jeder der Kandidaten ins ESC Finale will. Ich drücke ihm die Daumen und wünsche ihm natürlich, dass sein Traum in Erfüllung geht.
Nguyen: Das war eigentlich Zufall. Wir haben 1991 unsere Heimat verlassen und waren erst in Moskau, dann in Warschau, Tschechien und letztendlich sind wir in Deutschland angekommen. Das war Schicksal. Wir sind dann nach Münnerstadt ins Asylbewerberheim gekommen.
Nguyen: Man durfte damals keine Kontakte mit Ausländern aufnehmen. Ich hatte Französisch gelernt und ich wollte einfach mit den Menschen sprechen und etwas von anderen Kulturen lernen – das führte zu Problemen mit der Polizei.

Nguyen: Ja! Ich habe 1991 in der Innenstadt von Münnerstadt miterlebt, wie eine Frau aus Jugoslawien schwerverletzt auf der Straße Hilfe brauchte. Vor Ort waren Polizei und Krankenwagen, schließlich wurde sie mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht. Ich hatte noch nie gesehen, dass sich so um Menschen gekümmert wurde. Das hat mich sehr berührt.
Nguyen: Von 1991 bis 1999. Das war für uns eine lange Zeit der Unsicherheit und auch sehr schlimm. Wir hatten keine Freude. Wir durften lange nicht arbeiten und hatten auch keinen Sprachkurs. Wir fühlten uns sehr isoliert.
Nguyen: Als wir nach Münnerstadt kamen, war meine Tochter 16 Monate alt und ich war mit Trong im dritten Monat schwanger. Anfangs bekamen wir nur Essenspakete mit Milch, Kartoffeln, Butter und Käse – das war allerdings überhaupt nicht unser Geschmack und kein Essen, das wir kannten. Daneben hatten wir ein geringes Taschengeld. Als Trong krank war, mussten wir mit dem Bus nach Bad Kissingen fahren. Das Geld hat nur für ein paar Fahrten gereicht. Ich habe auch versucht in Restaurants in Bad Kissingen oder Münnerstadt zu arbeiten. Aber die Arbeitsgenehmigung war schwer zu bekommen.

Ngyuen: 1994 habe ich zum ersten Mal eine Arbeitserlaubnis bekommen und in Restaurants gearbeitet. Meine Freundin hatte dann einen Imbisswagen in Nüdlingen, bei dem ich arbeiten durfte. 2006 konnten wir diesen übernehmen und 2007 haben wir dann unseren Hanoi-Imbiss in Bad Kissingen eröffnet. Bis 2021 war ich selbstständig.
Nguyen: Ja, das freut mich auch immer noch sehr. Wir hatten großen Erfolg, sehr viele Kunden und auch Stammgäste. Ich hatte auch nie einen Sprachkurs. Mein Deutsch habe ich durch unsere Kundinnen und Kunden gelernt.
Nguyen: Ich vergesse nie, wie Trong damals nach der Schule nach Hause kam. Er war ganz aufgelöst und meinte ''Mama, wir waren heute in der Zeitung. Wir müssen nach Vietnam". Ich hatte Kontakt mit einem Main-Post-Redakteur gehabt, wusste aber nicht, wann der Bericht erscheint. Trongs Lehrer hat gleich gefragt, ob wir Unterstützung brauchen.
Nguyen: Ich vergesse nie, wie uns alle Hilfe angeboten haben. Trongs Lehrer und sein Direktor haben mit uns über unsere Situation gesprochen. Dann wurden Unterschriften gesammelt. In Nüdlingen haben die Menschen sogar eine Bürgerinitiative gegründet, um uns zu helfen. Das hat eine Welle der Unterstützung hervorgerufen.
Nguyen: Ja, er war damals bei Tanzwettbewerben erfolgreich und so auch immer in der Zeitung. Die Menschen kannten uns.
Nguyen: Ja, mein Mann hat die Medikamente, die gut gewirkt haben, nur in Deutschland bekommen.
Nguyen: Ich bin die Hälfte der Zeit in Vietnam und die andere Hälfte in Bad Kissingen. Mein Mann Chi Trung ist 2021 gestorben und ich bin Rentnerin. Meine Mutter lebt noch in Vietnam, sie ist 96 und ich möchte die letzte Zeit ihres Lebens noch bei ihr sein. Für mich und meine Familie ist Bad Kissingen aber unsere Heimat. Ohne die Unterstützung der Menschen in Stadt und Landkreis hätten wir nicht hier bleiben dürfen. Dafür bin ich heute noch dankbar!
Nguyen: Damals war es mein Wunsch, dass wir in Deutschland ein gutes Leben führen können. Es war nicht immer einfach. Aber egal wo auf der Welt, sollte man das Land kennenlernen und arbeiten wollen. Ein gutes Leben zu wollen und nicht zu arbeiten, geht nicht.
Nguyen: Ja, ich bin sehr glücklich! Meine Kinder sind zur Schule gegangen. Meine Tochter hat studiert und ein gutes Leben in Deutschland. Trong hat auch studiert und steht jetzt auf großen Bühnen.

Nguyen: Dass er dort mit dem Casting so schnell berühmt geworden ist, ist einfach toll. Ich hätte nie gedacht, dass er einmal in meinem Heimatland Vietnam zum Superstar werden könnte. Das berührt mich sehr.
So ein Erfolg weckt natürlich auch Neid bei "Biodeutschen" die in ihrem eigenen Leben von solchen Erfolgen nur träumen können! Interessanterweise ist "der Ausländer" der nichts auf die Reihe bekommt bei dieser Person Mensch genauso unbeliebt.