H Nôi heißt der kürzlich eröffnete Imbiss in der Badgasse – benannt nach dem Geburtsort der Geschäftsinhaberin Thi Yen Nguyen. Nach einer langen Odyssee hat Familie Nguyen es endlich geschafft, in Bad Kissingen richtig Fuß zu fassen und eine eigene Existenz aufzubauen. Damit hat sich nach den Worten von Willibald Geier, der ihnen seit längerer Zeit hilfreich zur Seite steht, ein Traum erfüllt.
Vietnamesische Spezialitäten werden in diesem Imbiss, der über 20 Sitzplätze und weitere vier im Außenbereich verfügt, angeboten. Gekocht werden sie von Chi Trung Nguyen, dem Ehemann der Geschäftsinhaberin, und ihrem Bruder, Cong Ha Nguyen. Thi Yen steht hinter der Theke und nimmt die Bestellungen auf.
Aber auch der 15-jährige Sohn Trong, der im Tanzsport schon große Erfolge errungen hat, und die 17-jährige Tochter Linh packen mit zu, wenn viel zu tun ist. Und in den ersten Tagen gab es bereits viel zu tun, erzählt die 52-jährige Thi Yen strahlend. Denn im H Nôi kann man sein Essen auch mitnehmen.
Über fünf Jahre laufe der Pachtvertrag, mit Option auf Verlängerung, sagte Petra Maessen. Ihr gehört inzwischen das ehemalige Rhönkaufhaus. Wo jetzt das Ha Nôi drin ist, war früher eine Metzgerei.
Für Maessen ist die Familie Nguyen ein „Paradebeispiel für Eigenintegration, wirtschaftlich und sozial“. Sie gratulierte der Geschäftsinhaberin zu diesem Schritt. Blumen und Glückwünsche überbrachte auch der amtierende Bürgermeister von Nüdlingen, Arthur Stollberger.
Ihm versprach Thi Yen Nguyen, ihren derzeit geschlossenen Imbiss in Nüdlingen bald wieder zu öffnen. Denn dort habe sie angefangen und acht Jahren lang gearbeitet. Viele Menschen hätten ihr geholfen, denen sie auch heute noch verbunden ist. Doch erst einmal steht am kommenden Montag der Umzug der Familie von Haßfurt nach Bad Kissingen an.
Im Jahre 1991 kam Familie Nguyen aus Vietnam nach Deutschland. Die Tochter war 16 Monate, Sohn Trong wurde hier geboren. Stationen ihrer kleinen Odyssee waren Aachen, Köln, Münnerstadt, Nüdlingen, Bad Kissingen, Haßfurt, denn man wollte der Familie keine Bleiberecht gewähren. Ihr Asylantrag war 1991 abgelehnt worden, aber sie wurden geduldet. 1992 lief ein Antrag auf großes Asyl. Auch dieser wurde abgelehnt.
Eine Bürgerinitiative gründete sich und es wurden über 4000 Unterschriften gesammelt sowie sieben Petitionen an den Landtag eingereicht. Die Familie hatte Angst, dass sie nachts abgeholt und abgeschoben würde. Das Bundesministerium entschied dann endlich zu Gunsten der Nguyens. Im Januar dieses Jahres erhielten sie eine unbefristete Aufenthalts-Erlaubnis.
Thi Yen ist glücklich und strahlt. Die kleine zierliche Frau freut sich über den Neuanfang in Bad Kissingen und steht im Geschäft täglich von 11 bis 22 Uhr zur Verfügung.