Es ist gar nicht so leicht, zur richtigen Zeit der richtige Mann am richtigen Ort zu sein. Wenn einer davon ein Lied singen kann, dann ist das Trong Hieu Nguyen. Der gebürtige Kissinger hat schon mehrere Anläufe unternommen, bei Castingshows zum ganz großen Erfolg zu kommen. In Deutschland gelang ihm das noch nicht. In Vietnam aber, der Heimat seiner Eltern, steht er jetzt im Rampenlicht ganz vorne. Am Sonntag gewann der 23-Jährige Vietnam Idol, die vietnamesische Version von Deutschland sucht den Superstar.
Diesmal war der „German Hot Boy“ wie ihn die vietnamesische Presse im Verlauf des Wettbewerbs nannte, zur rechten Zeit am rechten Ort. „Ich verkörpere den westlichen Style, und die Asiaten stehen total auf Europa“, sagt Trong. Dass er aus Deutschland komme, sei ein Vorteil gewesen. Auch wenn er nicht perfekt Vietnamesisch spreche.
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Durchgesetzt hat Trong Hieu Nguyen sich im Voting mit klarem Vorsprung. 71 Prozent der Anrufer sprachen sich für den stets positiven Tänzer und Sänger aus Deutschland aus. 29 votierten für seine Mitbewerberin Bich Ngoc.
Die Zwei, die das Finale unter sich ausmachten, sind als Typen ziemlich unterschiedlich. Trong überzeugte mit seinen Stärken „als Entertainer und mit seiner Performance“, wie seine Schwester Linh sagt, die sich, wie der Rest der Familie, zur Unterstützung in Vietnam aufhält. Bich Ngoc dagegen sei vor allem „eine fantastische Sängerin“.
Trong ging als Favorit in die Abschlussshow. Schon zu Wochenanfang hatte er im Voting mit 56 zu 44 Prozent geführt. Der dynamische Auftritt vom Sonntag brachte ihn sogar noch weiter nach vorn. Er sei zwar mit Nervosität auf die Bühne in Ho-Chi-Minh-Stadt gegangen, erzählte der 23-Jährige dem NDR, dort sei ihm aber genau der Auftritt gelungen, „den ich geplant hatte“ – in draufgängerischer Choreografie mit viel Tanz.
Für das Casting zur Show beworben hat Trong sich vor ein paar Monaten bei einem Urlaub in Vietnam. Daraus wird jetzt eine intensivere Beziehung. Als Sieger von Vietnam Idol bleibt er erst einmal in dem südostasiatischen Land. Er wird Konzerte geben, ein Musikvideo drehen und eine Single aufnehmen. Wie es danach weitergeht, weiß er noch nicht. „Was kommt, wird kommen“, sagte der 23-Jährige dem NDR. Ganz nach Vietnam ziehen werde er aber nicht, sondern eher pendeln.
Trong ist fest in Deutschland verwurzelt. Nicht nur in Hannover, wo er lebt, seit er sich vor ein paar Jahren aufmachte, um sich am dortigen Music College für ein Leben mit Popmusik ausbilden zu lassen. Mutter Thi Yen und Vater Trung, stellen für ihn die Brücke in seinen Geburtsort Kissingen dar. Sie flohen Anfang der 1990er Jahre aus Vietnam, strandeten als Asylbewerber im Bäderlandkreis und bauten sich in der Kurstadt mit stetem Fleiß ein kleines Restaurant als Lebensgrundlage auf.
Die Bindung der Nguyens an die Stadt ist eng. Das hat auch mit Trong und seinen bereits zu Grundschulzeiten begonnenen Versuchen, auf die Bühne zu kommen, zu tun. Damals, zu Anfang des Jahrtausends, sollte die Familie abgeschoben werden. Eine Bürgerinitiative sammelte über 4000 Unterschriften dagegen. Und mit Glück fand sich am Ende ein medizinischer Grund, dass die Nguyens bleiben konnten, was sie längst waren: Kissinger.