„Die Sitzung war keine Sternstunde“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Dittmar, die als Vertreterin der zweitstärksten Fraktion im Kreistag für den zweiten Stellvertreterposten vorgeschlagen und wegen einer Patt-Situation (30:30) abgelehnt wurde. Nun könne sie für den dritten Posten nicht mehr antreten, weil der zweite und dritte Stellvertreter gleichberechtigte Ämter seien, entschied Regierungsdirektor Manfred Gerlach am Freitag mit Verweis auf die Geschäftsordnung.
„Wir sehen das anders.“ Es seien zwei getrennte Positionen, für die man neu antreten könne, meint die SPD-Frontfrau. „Wir lassen das gerade rechtlich prüfen.“ Möglicherweise werde die Wahl dann wiederholt. Den bei der Sitzung geäußerten Vorwurf der CSU, die anderen Partien und Gruppierungen im Kreistag hätten gegen die Unionspartei „geputscht“, findet Dittmar „unglaublich“, schließlich habe man mit der CSU abgesprochen, der Wahl Müllers als erstem Stellvertreter zuzustimmen. Das sei auch eingehalten worden, während die CSU schon im Vorfeld gegen ihre Kandidatur gearbeitet habe.
Zur eigenen Gruppierung bekannt
Groß muss die Enttäuschung auch für Walter Gutmann gewesen sein. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören war, wäre er gern erster Stellvertreter geworden. CSU-intern hatte man ihn aber in einer Kampfabstimmung am vergangenen Sonntag mehrheitlich auf den zweiten Stellvertreterplatz verwiesen.
Das kam auch für Magdalena Dünisch (Freie Wähler) am Freitag überraschend. Die CSU hatte sie nämlich zuvor darauf einschwören wollen, für Gutmann zu stimmen, weil sich schließlich auch die CSU seit zwei Amtsperioden für sie stark mache. Da sei sie jedoch vom 1. Stellvertreteramt für Gutmann ausgegangen, sagt Dünisch auf Anfrage. Bei der Wahl des zweiten Stellvertreterpostens am Freitag habe sie sich natürlich zu ihrer Gruppierung bekennen müssen, auch wenn es ihr wegen Gutmann schwer gefallen sei. „Du hast Gutmann abgewählt“, habe sie sich dann von CSU-lern sagen lassen müssen. „Das hat mich sehr getroffen.“
CSU-Kreisvorsitzender und Kreistagsmitglied Robert Kiesel formuliert ganz offen: Von der Sache her hätte Gutmann den Posten gemeistert, aber er stehe noch im Berufsleben, so Kiesel, und er hätte das Amt wegen seines Alters wohl auch nur noch bis 2012 ausgeübt. Gutmann selbst war telefonisch leider keine Stellungnahme zu entlocken.
In der selben Region beheimatet
Die Sitzung sei „schwierig“ gewesen. „Es wurden mehrere Anträge gestellt und abgelehnt“, beantwortete Bold die Frage, ob er an irgendeiner Stelle schlichtend hätte eingreifen können. Der CSU stünden rein rechnerisch zwei Stellvertreterposten zu, die SPD hätte den dritten Repräsentanten stellen können, räumt der Landrat ein. Dass Dünisch und Dittmar aus der selben Region stammen, sei jedoch eine schlechte Voraussetzung gewesen.
Erhards Vorwurf, man habe sich gegen die CSU „verschworen“, traf auch Johannes Wegner (Die Grünen/BfU) hart. „Wir haben in Vorgesprächen signalisiert, dass wir Müller mitwählen werden.“ Nach Wegners Ansicht habe die CSU Dittmar verhindert, weil die Angst bestand, sie könne so stark werden, dass sie in sechs Jahren gute Chancen als Landratskandidatin hätte.
„Die Entscheidung für von Thüngen war für mich überraschend, ich kenne ihn nur flüchtig“, sagte Bold über seinen neuen Stellvertreter. Mit der FDP habe es aber von Seiten der CSU Vorgespräche gegeben, wusste der Sprecher der Freien Wähler, Reimar Glückler. Er bedauerte, dass der Wählerwille bei dieser Entscheidung nicht berücksichtigt wurde: Von Thüngen habe bei der Kommunalwahl 7800 Stimmen auf sich vereinigt, während Dittmar es auf 17 700 brachte.
