Jetzt ist die Zeit, in der die kleinen stacheligen Gesellen wieder auf Nahrungssuche sind, und dabei auch die heimischen Gärten besuchen. Die Rede ist von Igeln. Wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) auf seiner Homepage schreibt, ist der Igel eigentlich Einzelgänger und überwiegend in der Nacht aktiv. Doch jetzt heißt es für ihn, sich noch eine Speckschicht anzufressen. Schließlich verlieren die Igel während des Winterschlafs 20 bis 40 Prozent ihres Körpergewichts, heißt es beim Naturschutzbund weiter. Und Nahrung zu finden ist für Igel in der heutigen Zeit gar nicht mehr so einfach.
"Igel stehen zwar nicht auf der roten Liste. In den letzten zehn Jahren gab es aber mehr kranke und untergewichtige Igel als früher", weiß Theresa Kneuer von der Wildtierstation Rhön-Saale e.V. aus eigener Erfahrung. Der Rückgang der Insekten setze den Igeln sehr zu, weil diese den Großteil ihres Speiseplans ausmachen. "Ein Problem hier sind die Steingärten, die in den vergangenen Jahren Trend wurden", sagt Kneuer. Diese böten kaum Lebensraum für Tiere . Dabei räumt sie mit einem Mythos auf: "Igel fressen eigentlich keine Äpfel und Obst , wie dies oft vermutet wird". Neben den Insekten stehen vor allem Regenwürmer, Spinnen und Schnecken auf dem Speiseplan. Auf der Homepage des NABU heißt es aber, dass selbst Frösche und Mäuse nicht verschmäht werden.
Für Gartenbesitzer ist es eigentlich ein Leichtes, dass sich die Igel wohlfühlen. "Am besten man überlässt den Garten im Herbst ganz der Natur", empfiehlt Kneuer. Besonders Reisighaufen schätzen die Igel sehr. Hier können sie ihre Kugelnester bauen und sich auf den Winter vorbereiten. Familien können mit ihren Kindern Igelhäuser bauen. Im Internet gibt es dazu zahlreiche Tipps. "So kann man schon die Kleinsten für diese faszinierende Tierart interessieren und Bewusstsein für die Natur schaffen", empfiehlt Kneuer. Einfach wieder ein wenig mehr Natur zulassen und auf Düngemittel verzichten: Das hilft nicht nur dem Igel, sondern auch den anderen Tieren .
Steingärten sind die Feinde
Die größten "Feinde" des Igels sind nach Worten Kneuers nicht andere Wildtiere, sondern eben die oben erwähnten Steingärten. Große Gefahr geht ebenso von so genannten Mährobotern aus, die die Tiere auf üble Weise verstümmelten. "Seit zwei bis drei Jahren bekommen wir immer wieder Igel herein, deren Schnauzen beziehungsweise Gliedmaßen abgetrennt wurden", ist Kneuer besorgt. Doch auch andere Tiere würden von diesen Mährobotern verletzt, so dass ihr Einsatz überdacht werden sollte.
Denn auch ohne solche "Monstermaschinen" ist es für einen Igel schwer genug, den Winter zu überstehen. Gerade jetzt tauchen sie tagsüber auf, um sich Winterspeck anzufressen. Dabei kann der Mensch helfen. Wird der Igel allerdings in der Dämmerung oder nachts gefunden und ist er sichtlich groß, kräftig und gesund, so sollte man ihn einfach in der Natur lassen, rät Theresa Kneuer. "Man richtet aber keinen Schaden an, wenn man ihn wiegt".
In Ordnung ist es laut Schaubild des Vereins der Igelfreunde ( https://www.igelverein.de/media/files/0.-startseite/Igelgefunden_wastun.pdf ), wenn er Anfang November schon über 600 Gramm hat, um den Winter überstehen zu können. Grenzwertig werde bis 600 Gramm Anfang November. Hier könne man schon anfangen zu füttern, rät der Verein der Igelfreunde. Sollte der Igel allerdings sehr klein sein und unter 200 Gramm wiegen, so kann es sein, dass er noch im Teenager-Alter ist. Hier empfehle es sich dann, nach Mutter und Geschwistern zu suchen. Vielleicht ist der Kleine ausgebüchst.
Katzennassfutter reicht völlig
Ist ein Igel offensichtlich krank oder verletzt, beziehungsweise im Winter bei Dauerfrost unterwegs, dann sollte man sich schnellstmöglich an eine Igelstation wenden. Das Igel-Notnetz ist bundesweit kostenfrei unter Tel. 0800/ 723 57 50 zu erreichen. Ist der Igel aber einfach nur zu leicht, so kann man ihn auch füttern. "Hier bietet sich hochwertiges Katzennassfutter mit einem Fleischanteil von 60 bis 70 Prozent an", rät Theresa Kneuer. Es gebe zwar spezielles Igelfertigfutter. Das sei aber oftmals überteuert. Zudem sei es oft von den Inhaltsstoffen her nicht geeignet. Katzennassfutter reiche völlig, versichert Kneuer. Gerne mache sich ein Igel ebenso über angebratenes Rührei oder gebratenes Hackfleisch her. Gekochte Hühnerschenkel verschmähe er ebenso wenig wie Frostinsekten oder Eintagsküken, meint Kneuer. Wichtig sei, dass es nicht gewürzt ist.
Natürlich gebe es einige Dinge, mit denen man Igel niemals füttern sollte. "Auch wenn es in Bilderbüchern oft anders gezeigt wird: Igel fressen normalerweise weder Obst noch Gemüse ", erklärt Kneuer. Keinesfalls sollte man ihnen Milch und Getreideprodukte anbieten. Das würden Igel nicht vertragen.
Theresa Kneuer bedauert, dass die Wildtierstation Rhön-Saale e.V. keine Igel mehr aufnehmen kann. Doch man kann sich selbst leicht um die Tiere kümmern, sofern diese nicht krank oder verletzt sind.
Unter folgenden Links gibt es weitere Tipps, wie man Igel über den Winter bringt: www.igel-notnetz.net , igelverein.de und www.pro-igel.de . Björn Hein