Schweinfurt

Schweinfurt: Wiesen statt Panzerhallen - Wie die Konversion funktionieren kann

Ein Besuch in den früheren amerikanischen Wohngebieten und der Ledward-Kaserne lohnt sich: Wie die neuen Schweinfurter Wohngebiete entstehen und was geplant ist.
Es nimmt Formen an: Wie die Carus-Allee in Zukunft die ehemalige Ledward-Kaserne verändern wird, kann man jetzt schon klar sehen. Bis Ende des Jahres ist das grüne Band von West nach Ost fertig. Foto: Oliver Schikora       -  Es nimmt Formen an: Wie die Carus-Allee in Zukunft die ehemalige Ledward-Kaserne verändern wird, kann man jetzt schon klar sehen. Bis Ende des Jahres ist das grüne Band von West nach Ost fertig. Foto: Oliver Schikora
| Es nimmt Formen an: Wie die Carus-Allee in Zukunft die ehemalige Ledward-Kaserne verändern wird, kann man jetzt schon klar sehen. Bis Ende des Jahres ist das grüne Band von West nach Ost fertig. Foto: Oliver Schikora

Kommt man da oben noch durch?", fragt Baureferent Ralf Brettin und schaut seinen Mitarbeiter Jürgen Folk aus dem Stadtentwicklungs- und Hochbauamt an. Die beiden stehen am Amerika-Platz im neuen Stadtteil Bellevue und schauen Richtung Norden. Etwa 500 Meter die Straße rauf stehen Absperrungen, mit dem Auto geht's nicht weiter, laufen kann man. Je näher man der Absperrung kommt, desto lauter wird der Lärm der Baumaschinen , Bagger fahren auf und ab, Lastwagen laden Schotter für den Unterbau der neuen Straße ab.

Gegenüber sind Presslufthämmer zu hören, ehemalige Wohngebäude werden entkernt oder abgerissen. Die Konversion in Schweinfurt , man kann sie auch unter die Überschrift stellen: "Wo es jeden Tag anders ausschaut." Baureferent Ralf Brettin ist stolz auf das, was die Verwaltung bisher erreicht hat, der Begriff "Turbokonversion", den Oberbürgermeister Sebastian Remelé ( CSU ) schon vor Jahren prägte, bringt es jedenfalls gut auf den Punkt, was hier seit 2014, als die letzten amerikanischen Soldaten den Standort verließen, passiert ist.

Jürgen Folk kann sich noch gut erinnern, als er vor sechs Jahren das erste Mal intensiv durch die alte Ledward-Kaserne ging, wo noch die Panzerhallen standen, der PX-Supermarkt oder in Askren Manor und Yorktown die Wohnhäuser und alten Schulen davon zeugten, dass hier jahrzehntelang die Angehörigen der amerikanischen Soldaten lebten. "Wir haben eine Kaserne übernommen, und schauen Sie doch jetzt mal, was für ein tolles Ambiente das wird, mit all den alten Bäumen", gerät Folk ins Schwärmen.

Zum Vorteil der Stadt

In der Tat, trotz Baulärm und Staub und bei aller Fantasie, die nötig ist, sich vorzustellen, wie das später mal aussehen wird, nachdem dieses oder jenes Gebäude abgerissen ist, kann man sicher sagen, dass die Umwandlung der alten militärisch genutzten Gebiete mit insgesamt 80 Hektar der Stadt klimatisch und städtebaulich zum Vorteil gereicht - vor allem, weil gerade die Kaserne fast vollständig entsiegelt wird.

Die Arbeiten in Sachen Konversion liegen nach wie vor voll im Zeitplan, versichert Ralf Brettin, daran habe auch die Coronapandemie und alle damit verbundenen Einschränkungen nichts geändert. "Da gibt es keine Probleme", so der Baureferent. In Bellevue ist im Norden Richtung B 303 die alte Elementary- und Middle School samt Turnhalle abgerissen, und die Straße für die neue Einfahrt in das Wohngebiet wird bereits gebaut.

Anstelle der alten amerikanischen Schule entsteht hier der Neubau für die Körner-Grundschule mitsamt einer integrierten Kindertagesstätte und einer Zweifach-Turnhalle. Im Moment sind in Sachen Schulneubau noch Zuschussfragen zu klären, der Einzug ist für das Schuljahr 2023/24 vorgesehen.

Gegenüber der Schule soll ein Neubau kommen für einen Supermarkt, Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Die Stadt verhandelt im Moment mit einem Investor, dessen Konzept bei der Ausschreibung überzeugte, aber noch nicht öffentlich vorgestellt ist. "Es ist vielversprechend", findet Baureferent Brettin. In Richtung Süden in Bellevue hat sich viel getan, gerade beim Projekt Living@Askren der Bauprojekte Schweinfurt GmbH & Co. KG ist ein Großteil der Häuser mit 78 neuen Wohnungen fertig.

Die Detailplanung für die Parklandschaft in Bellevue, die im Winter im Stadtrat vorgestellt wurde, läuft ebenfalls bereits. Im Süden des neuen Wohngebietes vor den bereits bewohnten Offiziershäusern wurden Wohnblocks abgerissen, dort soll ebenfalls neuer Wohnraum entstehen. Vor einigen Wochen wurde beim Neubauprojekt der städtischen Wohnbaugesellschaft SWG am Amerika-Platz Richtfest gefeiert. Auch hier geht es mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran. Im ersten Bauabschnitt werden 31 Sozialwohnungen gebaut. Insgesamt baut die SWG in vier Bauabschnitten in den nächsten drei Jahren acht Häuser mit 121 Wohnungen verschiedener Größe, von denen 78 Sozialwohnungen sind.

Nicht weniger umtriebig geht es in Ledward zu. Auch hier ist das Gelände nicht wiederzuerkennen, denn die meisten Hallen sind schon abgerissen, nur die Halle 237 steht noch. Hier ist die Blumenhalle auf dem Landesgartenschau-Gelände im Nordwesten von Ledward im Jahr 2026 geplant.

Viel Grün zu sehen

Besonders eindrücklich sieht man die Veränderung des Geländes anhand der Carus-Allee, die als 37 Meter breites und 600 Meter langes grünes Band von West nach Ost durch die alte Kaserne nicht nur für die FH-Studenten ab Herbst in deren schickem Neubau eine Bereicherung ist, sondern auch für die Anwohner im Musikerviertel. Viel Grün ist zu sehen, dazu auch schon ein Teil der Aktionsflächen, die wie die Skate-Anlage an den Wochenenden schon ausprobiert wird. Ende des Jahres ist alles fertig.

Neu gestaltet ist auch der Vorplatz vor der Fachhochschule, der schon Teil der Nord-Süd-Verbindung ist, die die Stadt plant, wenn alle FH-Gebäude, unter anderem für den neuen Robotik-Studiengang, fertig sind. Erst mal nur geschottert wird der Platz zwischen Niederwerrner Straße und FH, denn der Freistaat hat dieses Gelände noch nicht begonnen zu planen. Oliver Schikora

Konversion: Im Februar 2012 gab die US-amerikanische Armee bekannt, dass sie sich vom Standort Schweinfurt zurückzieht. Im September 2014 war die offizielle Übergabe der Ledward-Kasernen an den Bund. Seither laufen die Planungen für die Konversion der einstmals militärisch genutzten Flächen nicht nur auf Hochtouren, sondern sind größtenteils in der Umsetzung.

In Yorktown und Kesslerfield wohnen schon wieder Menschen, in Askren Manor auch schon in den ehemaligen Offiziershäusern, außerdem wird dort rege gebaut, vor allem Geschosswohnungen. Bundesweit für Aufsehen sorgte die Verlosung der Häuser in Yorktown 2016, da die Nachfrage so groß war. Die International School Mainfranken übernahm die ehemalige High School , die frühere Elementary und Middle School ist abgerissen, an ihrer Stelle kommt der Neubau für die Körnerschule.

Seit 1. Juli 2015 wurden mehrerer Gebäude der Ledward-Kasernen an der Niederwerrner Straße für die Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) für Flüchtlinge genutzt, die nun das unterfränkische Ankerzentrum ist. Seit Sommer 2019 ist dieses nach Geldersheim in die ehemaligen Conn-Barracks verlegt.

Auf dem Ledward-Gelände eröffnet die FH im Herbst das erste Gebäude des neuen i-Campus, wird die Carus-Allee angelegt und kommt im nördlichen Bereich bis zur Kleingartenanlage Alte Warte die Landesgartenschau 2026, für die der bayerische Umweltminister Marcel Huber im Juli 2018 den Zuschlag erteilte. Quelle: Stadt / SWTOliver Schikora

 
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