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München
Schmiergeld aus Baku verteilt? Jetzt beginnt der Prozess gegen den früheren Bundestagsabgeordneten Eduard Lintner
Der CSU-Politiker aus Münnerstadt muss sich in München vor Gericht verantworten. Er soll mit Bestechungsgeld Entscheidungen im Sinne Aserbaidschans manipuliert haben.
Der frühere CSU-Bundstagsabgeordnete Eduard Lintner aus Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) muss sich in München vor Gericht verantworten. Das Foto von 2019 zeigt ihn bei einer Kundgebung für den Aufstand und Widerstand der Bürger im Iran vor dem Brandenburger Tor. 
Foto: Christoph Soeder, dpa | Der frühere CSU-Bundstagsabgeordnete Eduard Lintner aus Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) muss sich in München vor Gericht verantworten.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 16.01.2025 19:28 Uhr

Manchmal mahlen die Mühlen der Justiz extrem langsam: Spätestens seit 2018 sieht sich der frühere unterfränkische CSU-Bundestagsabgeordnete Eduard Lintner bereits mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Schlüsselfigur bei Schmiergeldzahlungen gewesen zu sein, die dabei helfen sollten, den zwielichtigen Ruf des autoritär regierten Landes Aserbaidschan aufzupolieren.

Aserbaidschan-Affäre: Sieben Jahre von ersten Vorwürfen bis zum Prozessbeginn

Nun beginnt an diesem Donnerstag, 16. Januar, am Münchener Strafjustizzentrum tatsächlich der Prozess gegen den inzwischen 80-Jährigen. Lintner ist der Bestechung von Politiker-Kollegen angeklagt – ein Vorwurf, den er selbst stets vehement als "überzogen" und "haltlos" zurückgewiesen hat. Bis Ende April sind insgesamt 30 Verhandlungstermine angesetzt.

Vor fünf Jahren war im Zuge der Ermittlungen sogar Lintners Haus in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) durchsucht worden. Am 1. Dezember 2023 erhob die Generalstaatsanwaltschaft München dann schließlich Anklage gegen Lintner, den früheren baden-württembergischen CDU-Bundestagsabgeordneten Axel Fischer sowie zwei weitere Mitbeschuldigte. Ein weiteres Jahr später, Ende 2024, ließ das Oberlandesgericht München diese Anklage unverändert zu.

Lintner hat Lobbyarbeit für Aserbaidschan nie bestritten: "beratend und werbend tätig"

Der extrem lange Vorlauf des Prozesses und die vielen Verhandlungstermine deuten darauf hin, dass die Sachlage kompliziert ist. Unstrittig ist, dass sich Lintner spätestens nach seinem Abschied aus dem Bundestag 2009 sehr für Aserbaidschan engagiert hat. Er sei "beratend und werbend tätig", erklärte er etwa 2011. Es gehe ihm darum, das Land am Kaspische Meer "auf dem Weg in die parlamentarische Demokratie zu begleiten". Dies sei auch "ein Stück Lobbyarbeit".

2021 bestätigte Lintner, aus Aserbaidschan "monatliche Zuwendungen" für den Betrieb eines Lobby-Büros im Berliner Regierungsviertel bekommen zu haben. In einem Interview räumte er ein, dass über von ihm geführte Firmen Geld weitergeleitet worden sei - etwa an eine Organisation in Belgien, die Wahlbeobachter habe schulen wollen.

Ins Rollen gekommen war die Kritik an Lintners Lobbyarbeit vor allem, weil 2013 ein kritischer Bericht zur Lage der Menschenrechte in Aserbaidschan in der 47 Staaten umfassenden Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) überraschend keine Mehrheit fand.

Anklage: Lintner soll Bestechungsgeld an andere Politiker weitergeleitet haben

Ein interner Untersuchungsbericht des Europarates, der 2018 veröffentlicht wurde, erhärtete den Verdacht, dass dieses Ergebnis nur mit Hilfe von Bestechung zustande gekommen war. Der Report enthielt schwere Vorwürfe gegen Lintner. Demnach soll er über Konten in Großbritannien Geld aus Aserbaidschan an Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet haben. Medien nannten das mutmaßliche Netzwerk - nach der Hauptstadt - spöttisch "Baku-Connection".

Den Münchner Ermittlern zufolge soll Lintner über zwei Gesellschaften bis 2016 "einen mehrfachen Millionenbetrag über 19 ausländische Briefkastenfirmen" erhalten haben. Dieses Geld sei teilweise an andere Politiker weitergeleitet worden, um politische Entscheidungen im Sinne der Machthaber in Baku zu beeinflussen.

Der angeklagte Ex-Politiker beteuert: "Ich bin nicht bestechlich"

"Ich bin nicht bestechlich", hatte Lintner 2021 gegenüber dieser Redaktion beteuert. Auch der Vorwurf, Bestechungsgeld weitergegeben zu haben, stimme nicht. Der mitangeklagte frühere CDU-Abgeordnete Fischer weist den Vorwurf der Bestechlichkeit ebenfalls entschieden zurück. 

 
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  • Anita Hartung
    Das Schmiergeld ist eine Sache. Viel schlimmer ist doch, dass Herr Lintner und andere Politiker ein Land unterstützt haben, das ohne Skrupel Menschenrechte verletzt und Menschen unterdrückt.
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  • Johannes Metzger
    Gehört Bestechlichkeit und Korruption beim schwarzen Filz nicht zu den Kavaliersdelikten
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  • Roland Albert
    Na ja, ob die anderen besser sind oder nur subtiler?
    Oder aufgrund ihrer Vergesslichkeit nicht zur Rechenschaft gezogen werden wollen?
    Fragen über Fragen…
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  • Alfred Mahler
    Bestechlich nach Definition der CSU ist er ganz sicher nicht gewesen. Da gehören die schwarzen Koffer zum Parteiprogramm. Einsicht Fehlanzeige. Besserung in Sicht? Unter einem Kanzler Merz ganz sicher nicht...
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  • Hiltrud Erhard
    Was sind die Fakten, die Sie zu dieser Aussage verleiten lassen.
    Würden Sie die Aussage der CSU, auf die Sie sich beziehen bitte teilen! Und wo finden Sie diesbezüglich Passagen im Parteiprogramm.
    Das sind schwere Anschuldigungen die von höchstem Interesse sind!
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  • Martin Deeg
    Wähler/-innen wie Sie sind das letzte Bollwerk der CSU gegen die Lebensrealität!
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  • Hiltrud Erhard
    Das sehen Sie halt extrem einseitig aus ihrer Parteibrille.
    Sie versuchen halt ihre Genossen noch zu retten was eher aussichtslos erscheint.

    Ich verurteile kriminelle Menschen egal welcher Partei und wäge dabei nicht ab. Kriminelle müssen bestraft werden!

    Und in dem Fall Lintner ist ganz klar dass es ein Verfahren gibt und am Ende entweder ein Urteil steht oder nicht!
    Dass er Lobbyist war, ist unbestritten und Gelder bekommen und damit was gezahlt hat, auch.
    Und den Rest klärt das Gericht!

    Alles andere sind jetzt plumpe Wahlkampfmanöver.
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  • Alfred Mahler
    Na da helfe ich Ihnen gerne auf die Sprünge! Geben Sie doch einfach mal die Begriffe "Korruption" und "Union" in das Suchfeld Ihres Browsers ein, wenn Sie wissen was das ist. Sie werden bestimmt überrascht sein. Bei allen anderen dürfte sich die Überraschung stark in Grenzen halten. Diese Schwarzgeldskandale sind längst bekannt und sicher nur die Spitze des Eisbergs.
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  • Roland Albert
    Gibt man Korruption und SPD ein, kommt auch nicht gerade wenig…
    Es ist also wie so vieles eine Frage des Blickwinkels.
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  • Alfred Mahler
    Klassischer Whataboutismus. Sie verteidigen hier doch nicht ernsthaft die Korruption in der Politik, oder? Wobei diese Verteidigungsstrategie sehr oft unter Unionswählern anzutreffen ist. Alles nur eine Frage des Blickwinkels… wie verroht muss man sein, um das auch noch zu verteidigen?
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  • Roland Albert
    Unter Realitätsverlust leiden sie aber nicht?
    Lesen und verstehen bildet, nicht nur Anglizismen und Worthülsen verwenden…
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  • Alfred Mahler
    Ganz sicher nicht, aber Sie verdrängen Tatsachen damit ihr Weltbild nicht wackeln muss. Und dass sie in der Schule nicht aufgepasst haben ist nicht mein Problem. Einfach mal nachsehen, was dieser Begriff definiert und Sie werden feststellen das passt genau.
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  • Roland Albert
    Na wer wird denn da unbewiesene Äusserungen rauslassen. Wenn jeder in der Schule zu 100% aufgepasst hätte, dann wäre die Welt perfekt. Also Ball flach halten…
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  • Alfred Mahler
    Diese Diskussion mit Ihnen driftet völlig ab und Sie werden persönlich, weil Ihnen die Argumente in der Sachfrage ausgehen. Gegen dmeine Behauptung die Union sei ein korrupter Haufen, kann man nicht mit: "Aber die anderen Parteien bla bla bla" argumentieren. Das ist Whataboutismus und eine recht einfach gestrickte Verteidigungsstrategie schlichter Gemüter.
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  • Roland Albert
    Sehr geehrter Herr Albert,
    vielen Dank für ihren Kommentar. Da sich ihre Diskussion mit dem anderen Kommentator inzwischen vermehrt vom eigentlichen Thema entfernt, haben wir uns dazu entschieden ihren Kommentar zu löschen. Vielen Dank für ihr Verständnis!

    Mit besten Grüßen
    Ihr mainpost.de-Team
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  • Jürgen Huller
    Nur mal so zur Info: Im oben genannten Prozess geht es darum, ob Schmiergelder VERTEILT wurden. Bevor man etwas verteilen kann, muss man es erst mal ERHALTEN.

    Sie blenden offensichtlich völlig aus, dass Kollege Lintner Schmiergelder
    tatsächlich eingesackt hat! Das ist wohl unbestritten. Meiner Meinung nach an sich schon verwerflich für eine Person in dieser Position.

    Vielleicht ist so ein Gebaren für Sie persönlich aber auch ok. Es soll aber auch Leute geben, die das nicht in Ordnung finden. Wie ist das mit der CSU Wählerschaft? Finden die das OK?

    Ansonsten bemühen Sie tatsächlich mal Google. Wenn es irgendwo In der Politik nach Vorteilsannahme stinkt, ist ganz sicher mindestens ein CDU oder CSU-Politiker nicht weit.
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  • Martin Deeg
    ..."Vor fünf Jahren war im Zuge der Ermittlungen sogar Lintners Haus in Münnerstadt ...durchsucht worden. "....

    Das "sogar" ist erklärungsbedürftig.
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  • Harald Schwarzmann
    @franz-peter potratzki
    weil es für die CSU nur 3 Probleme auf der Welt gibt:
    Gendern, Migration und die Grünen
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  • Walter Stöckl-Manger
    Sie haben viertens vergessen: Gut sichtbare Folterszenen in Schulen und Behörden.
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  • franz-peter potratzki
    Warum benutzen Sie die Gendersprache? Ihr Kommentar ist gut geschrieben. Ich glaube nicht, dass Lindner verurteilt wird. Dafür ist die Zeit zu lang und er wusste, wie es funktioniert.
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