Im neuen Postverteilzentrum an der Würzburger Straße herrscht bereits seit Ende November 2023 Hochbetrieb. Auf dem Areal am ehemaligen Schlachthof Bad Kissingen ist also wieder Leben eingekehrt. 2024 könnte es nun auch mit der Sanierung des historischen Schlachtgebäudes selbst losgehen.
1925 war der Prachtbau, der heute von den Bürgerinnen und Bürgern auch Ochsenkathedrale genannt wird, in der Kurstadt eröffnet worden. 77 Jahre später, im Jahr 2002, wurde der Betrieb dort eingestellt. In den Folgejahren waren zwar immer wieder Nachnutzungen des kathedralen-artigen Gebäudes im Gespräch gewesen, beziehungsweise kurzfristig umgesetzt worden. Zu einer langfristigen Lösung kam es jedoch in der Folge nicht.
Gebäude des Postverteilzentrums wurde zügig hochgezogen
Nachdem die Unternehmensgruppe GVS (Rottweil) dann signalisiert hatte, dass sie das Areal erwerben und dort ein Großprojekt realisieren will, war die Freude bei der Stadt Bad Kissingen als Grundstücksbesitzer groß. 2017 hatten die von der GVS-Gruppe beauftragten Architektinnen und Architekten mit den Planungen begonnen. Die Corona-Pandemie und weitere Krisen hatten die Umsetzung der Pläne dann verzögert.
Anfang 2023 nahm die Umsetzung des Projekts dann plötzlich Fahrt auf. Im März begann man mit den Vorarbeiten für Teil I, das ist der Bau des Postverteilzentrums. Im Juni war bereits das Fundament dieser Logistik-Halle fertiggestellt. Ein paar Wochen später wurde Stück für Stück die Stahlkonstruktion für das Gebäude hochgezogen. Im November 2023 zogen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Logistikzentrum in der Stadt in das neue Gebäude an der Würzburger Straße um.
Im November 2023 wurden die Bauleistungen bezüglich des Postverteilzentrums abgenommen, sagt Architekt Matthias Knab (Planwerkstatt Bad Neustadt) jetzt rückblickend im Gespräch mit dieser Redaktion. Freilich seien dann noch kleinere Nacharbeiten notwendig gewesen, es sei jedoch alles im angedachten Zeitrahmen bewerkstelligt worden.
Moderne Ausgestaltung versus historische Bausubstanz
Jetzt steht also die Umsetzung von Teil II des Projekts an, das ist die Sanierung und inhaltliche Umgestaltung des Schlachthofs zum "Genuss-, Erlebnis- und Mobilitätszentrum". Denn das mächtige, wie eine Basilika anmutende Gebäude soll bekanntlich zu einer modernen Location hergerichtet werden.
Andererseits machen die Planer stets klar, dass das Landesamt für Denkmalpflege überall mit einzubeziehen ist, wo es um die historische Bausubstanz geht. Nach Angaben von Architekt Knab muss jedoch nicht jede kleine Fehlstelle am Gebäude ausgebessert werden, das habe das Landesamt den Planern mit auf den Weg gegeben.
Man werde sich von außen nach innen arbeiten, beschreibt Knab das Prozedere der geplanten Sanierung im Gespräch mit dieser Redaktion. Das heißt unter anderem, dass zunächst die gesamte Außenfassade gereinigt werden muss. Die Fenster sollen erhalten bleiben, müssten jedoch überarbeitet werden, weiß Knab.
Details zur künftigen Nutzung noch mit der Stadt abklären
Was das Dach angeht, hatte Knab bereits in einem früheren Gespräch eine gute und eine schlechte Nachricht parat gehabt: Die gute ist, dass der historische Dachstuhl sozusagen in sensationell gutem Zustand ist. Die schlechte besagt, dass inzwischen immer mehr Ziegel des Dachs kaputt gingen und deshalb ersetzt werden müssen.
Aktuell sei man noch im Austausch mit der Stadt Bad Kissingen darüber, wie die Räumlichkeiten des Schlachthofs genutzt werden sollen. Man merkt im Gespräch, dass Knab zur geplanten Nutzung des stolzen Baus aus dem vorigen Jahrhundert noch keine Details preisgeben, will - zumindest nicht bevor der Bauantrag von der Stadt genehmigt ist.
Soviel ist unter anderem bislang bekannt: Im südlichen Bereich (hin zur Oskar-von-Miller-Straße) des künftigen "Genuss-, Erlebnis- und Mobilitätszentrums" ist zum Beispiel ein gastronomisches Angebot geplant (Innen- und Außenbereich).
Keine Dauerausstellung mit Automobilen
Dabei sind, wie man hörte, unterschiedliche Nutzungen vorgesehen, wie zum Beispiel eine Kneipe und ein gepflegter Restaurantbetrieb. Zudem soll es in dem Gebäude Räume zu größeren Feiern, eine Kochschule und ein Café mit einer Rösterei geben. In der 50 Meter langen und 17 Meter hohen Halle ist überdies eine Automobil-Ausstellung angedacht, die aber nicht auf Dauer angelegt sein soll.
Knab hofft, dass die noch anstehenden Abstimmungen mit der Stadt und der Denkmalbehörde rund laufen, so dass der Bauantrag möglichst bald bei der Stadt eingereicht werden kann. Seiner Ansicht nach könnte es dann im Lauf des Jahres 2024 mit der Maßnahme losgehen.