Jeder in Bad Kissingen kennt das frühere Telekom-Haus. Das beeindruckend hohe Gebäude aus dem Jahr 1967 gehört zu den Bauten, die die Innenstadt prägen. Das soll auch so bleiben, lässt Landrat Thomas Bold beim Ortstermin am Donnerstag erkennen. Zwar wird das Gebäude nun komplett entkernt, aber später soll es in hochmodernem Gewand daherkommen. Die Gesamtkosten sind mit 11,5 Millionen Euro beziffert.
Am 10. November begann man mit den Bauarbeiten, für die von Seiten des Landkreises Projektleiter Alexander Fadeev verantwortlich zeichnet. Neun Tage später trafen sich die Verantwortlichen nun zum offiziellen Baubeginn vor Ort, denn gegen Mittag wurde der Verbindungstrakt zur Post abgerissen. Mit dabei waren unter anderem Architekt Christian Teichmann (GKT Architekten Würzburg/Bad Kissingen), der für die Tragewerksplanung zuständige Diplom-Ingenieur Peter Glatt (Bad Kissingen) und Diplom-Ingenieur Oliver Hüfner (Bad Kissingen), Fachmann für Sanitär-, Lüftungs-, Heizungs- und Elektrotechnik.
Für Landrat Bold ein "Glücksgriff"
Neben dem Verbindungsbau werden demnächst auch der Kiosk und die öffentlichen Toiletten innerhalb der Arkaden abgerissen. Später soll dort dann mal eine Grünfläche mit Bäumen entstehen, hieß es beim Pressetermin.
2017 hatte der Landkreis das Gebäude an der Münchner Straße erworben. Aus heutiger Sicht nennt Landrat Thomas Bold dies in mehrfacher Hinsicht einen "Glücksgriff". Der Bau liegt zum einen sehr zentral, was den Bediensteten im Landratsamt bereits zu Gute kam, als sie 2018 ins Telekom-Haus umzogen, weil das Haupthaus der Kreisbehörde saniert wurde. Im Sommer 2019 zogen die Mitarbeiter schließlich wieder ins Ämtergebäude zurück.
Mehr Personal braucht mehr Platz
Das Gleiche soll demnächst noch einmal vonstatten gehen, wenn der letzte Trakt des Landratsamts (Bauteil B, zum Eisenstädter Platz hin) saniert wird. Auch dann heißt es für zahlreiche Bedienstete erst einmal, für ein paar Monate ins Telekom-Gebäude umziehen. Inzwischen sei die Entscheidung zum Kauf des Hauses noch in einer anderen Hinsicht richtig gewesen, sagt Bold. Denn in Zeiten von Corona wächst das Personal im Gesundheitsamt an und die Büros dort werden zu klein. Im Gesundheitsamt arbeiten aktuell 20 Personen.
Dazu kommen, laut Bold, 15 sogenannte Contact Tracer – Mitarbeiter, die versuchen, die Kontaktpersonen von Covid -19-Infizierten zu ermitteln. Neu geschaffen wurden, im Zuge der Corona-Krise, weitere elf Stellen (für Ärzte, Hygiene-Sachbearbeiter, Sozialpädagogen und Ähnliches), die allerdings vorerst befristet und noch nicht alle besetzt sind, so Bold weiter. "Wir wissen ja nicht, wie es mit dem Thema Corona weitergeht." Auch in anderen Sachgebieten werde man langfristig hie und da vielleicht mehr Personal brauchen, so Bold. "Dieses Gebäude in zentrale Lage zu kaufen, war eine einmalige Chance, die wir ergriffen haben."
Umzug des LGL noch vor Weihnachten
Insgesamt stehen im Telekom-Gebäude 4310 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Aktuell residieren in einem Teil der Räumlichkeiten aber noch die Mitarbeiter des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Ihr Umzug ins frisch sanierte Kurhausbad soll jedoch noch in der Woche vor Weihnachten stattfinden.
Was den Neubezug der sanierten Räumlichkeiten im Telekom-Haus angeht, steht laut Bold inzwischen fest, dass im Erdgeschoss die Kfz.-Zulassungsstelle des Kreises angesiedelt wird. Im ersten und zweiten Stock befinden sich Büroräume. "Da sind wir noch nicht genau festgelegt." Im dritten und vierten Stockwerk soll das Zentrum für Telemedizin (ZTM) unter anderem Büros, einen Konferenzraum und einen Show-Room beziehen.
Spektakuläre Aktion abgeblasen
Als ein Highlight ist in der Planung das mit allen möglichen technischen Vorteilen fürs künftige Wohnen ausgestattete Muster-Apartment Assisted Living im sogenannten Penthouse angekündigt. Eigentlich sollte "Dein Haus 4.0." – so der Projektname - in drei Abschnitten vorgefertigt und dann in der Maxstraße, gegenüber dem Amtsgericht, angeliefert und dann in einer spektakulären Aktion mit dem Kran aufs Dach des Gebäudes hochgehievt werden.
Doch daraus wird jetzt nichts, sagt Architekt Christian Teichmann im Gespräch mit dieser Redaktion. Nach Ausschreibung des Projekts habe sich ein einziger Bieter gemeldet. "Und der verlangte einen sehr hohen Preis", sagt Teichmann, der mit seinen Projektleitern Johannes Zesewitz und Nils Weiß zum Pressetermin erschienen war. Daraufhin habe man sich, zusammen mit dem Landkreis, entschieden, das Penthouse in den normalen Bauvorgang zu integrieren. "Aber es wird die gleiche Optik haben."
Mit Glaseinheiten geschlossene Fassade
Von der Münchner Straße aus wird das Gebäude auf Passanten künftig vermutlich ganz anders wirken. Denn die derzeit offenen Arkaden sollen zu einer nach außen mit Glas geschlossenen Gesamtfassade werden, erklärt Teichmann. Die aktuell mit Schaukästen versehene Vorderfront des Hauses wird abgerissen, so dass die Räume im Erdgeschoss also nun etwas größer werden.
Und last but not least hat man in den Bau auch erneuerbare Energien integriert. Auf dem Dach wird eine Fotovoltaikanlage installiert und auf dem Parkplatz können Besitzer von E-Autos an der Ladesäule ihre Fahrzeuge "auftanken".