Bad Kissingen - Eine wechselvolle Geschichte mit ganz unterschiedlichen Nutzungen hat Bad Kissingens altes Rathaus aus dem Jahr 1578 schon hinter sich. Heute ist eine neue hinzugekommen. Nach mehr als einjährigem Leerstand öffnet am Samstag nun "KissVino - Regionalvinothek Frankens Saalestück" erstmals ihre Türen: Zehn Winzer aus dem fränkischen Saaletal bieten hier künftig über 50 Weine und Brände zur Verkostung und zum Verkauf. Betrieben wird die Vinothek mit gastronomischem und kulturellem Angebot von der Heiligenfeld GmbH.
Die Idee zur Schaffung einer Regionalvinothek in Bad Kissingen ist alt. Schon vor fast zehn Jahren hatte es erste Gespräche mit der Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau (Veitshöchheim) sowie die Prüfung möglicher Standorte gegeben. Unterstützung mit Nachdruck kam später von der 2012 gegründeten, heute aus zehn Landkreisgemeinden bestehenden Arbeitsgemeinschaft "Frankens Saalestück". Konkret wurden die Planungen allerdings erst, als es die Verlegung der Touristinformation aus dem Alten Rathaus in den Arkadenbau im April 2016 gab.
Hatten zunächst aber die Verhandlungen mit den zu beteiligenden Winzern und die Suche nach einem kompetenten Betreiber viel Zeit gebraucht, galt es nach Vertragsabschluss mit der Heiligenfeld GmbH seit März 2017 für den beauftragten Innenarchitekten Andreas Pietsch (Büro Form 4, Fürth), in Abstimmung mit Betreiber und Landesanstalt, die Umbaupläne für die drei Geschosse des Alten Rathauses - unter Berücksichtigung aller Auflagen des Denkmalschutzes - nutzungsgerecht zu konkretisieren.
"Bei einem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sind eigentlich sämtliche Veränderungen denkmalschutzrelevant", erklärt Oberbürgermeister Kay Blankenburg als einen Grund für die mehrmonatige Verzögerung. Denn ursprünglich hatten Stadt und Landkreis gehofft, die Vinothek schon zur Sommersaison eröffnen zu können. Doch Klärungsbedarf gab es vor allem beim Einbau eines Lastenaufzugs in das erste Obergeschoss und der vom Betreiber gewünschten Öffnung des linken Erdgeschossfensters als Verkaufstheke zum Marktplatz.
Auch der Zuwendungsbescheid der beantragten Förderung und die erforderlichen Genehmigungsverfahren mussten abgewartet werden, weshalb erst ab Ende Juli das Dutzend regionaler Handwerksfirmen mit dem Umbau beginnen konnte. Insgesamt sind die Baumaßnahmen mit Bruttokosten von 700 000 Euro kalkuliert. Da der Landkreis sich mit 100 000 Euro, die Vereinigung Frankens Saalestück mit 75 000 und die zehn Winzer mit 35 000 Euro am Umbau beteiligen, die Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau außerdem eine Förderung von knapp 140 000 Euro zugesagt hat, bleibt für die Stadt Bad Kissingen als Eigentümer und Verpächter des Gebäudes nur noch ein Eigenanteil von 350 000 Euro, der im städtischen Haushalt nur zum Teil den Investitionen, zum anderen Teil den üblichen Unterhaltskosten zugerechnet wird.
Die Regionalvinothek "KissVino" wird dreigeteilt genutzt: Im Erdgeschoss ist die eigentliche Vinothek mit ihren Ausstellungsregalen voller heimischer Weine und Brände, dem Verkaufs- und Ausschanktresen sowie einer Spülküche. Im ersten Obergeschoss gibt es einen kleinen Regional- und Kunstshop mit wechselnden Ausstellungen sowie einen bis zu 100 Personen fassenden Veranstaltungsbereich. Im zweiten Obergeschoss ist der alte Ratssaal mit Holzvertäfelung und Stuckdecke für kleinere Veranstaltungen oder Gruppen-Weinproben vorgesehen.
Wenn auch die Eröffnung der Regionalvinothek sich um Monate verspätet hat, freuen sich Betreiber und Investoren über das Ergebnis und versprechen sich eine "enorme Image- und Werbewirksamkeit für den regionalen Wein". Vor allem Oberbürgermeister Kay Blankenburg sieht in der modernen Umnutzung des historischen Gebäudes eine Attraktionssteigerung Bad Kissingens und meint: "Das Alte Rathaus am Marktplatz war über vier Jahrhunderte immer das bürgerliche, identitätsstiftende Zentrum der Stadt." Dazu werde auch die Regionalvinothek KissVino künftig ihren Beitrag leisten. "Die Verbindung von Wein, Kunst und Kultur ist eine zeitgemäße Art, den Weintourismus nach Bad Kissingen und in den Landkreis zu fördern."
Die Vinothek ist ab Samstag, 25. September, 11 Uhr, geöffnet, dazu gibt es eine Vernissage.