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Bad Kissingen
Über das bewegte Leben des Kurfürsten Carl Theodor
Die Buchhandlung Seitenweise lädt auf Freitag, 2. Mai, im einstigen Sole-Reservoir zur Vorstellung der Biografie „Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern“ mit Autor und Historiker Bernhard Graf ein.
Lesung Bad Kissingen: Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern       -  Titelbild der Biografie „Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern“ von Bernhard Graf
Foto: Verlag Friedrich Pustet | Titelbild der Biografie „Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern“ von Bernhard Graf
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 23.04.2025 15:00 Uhr

Im vergangenen Jahr feierte man den 300. Geburtstag des Kurfürsten Carl Theodor von Pfalz-Bayern (1724 bis 1799) mit Ausstellungen und Vorträgen.

Auch der Historiker und Dokumentarfilmer Dr. Bernhard Graf (63), ein erfahrener Kenner seiner bayerischen Heimat und des Hauses Wittelsbach, beteiligte sich mit einem im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentarfilm sowie seiner zeitgleich verfassten, reich bebilderten und spannend zu lesenden Biografie „ Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern. Musiker, Mäzen und Reformer“.

Lesung Bad Kissingen: Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern       -  Der Autor, Historiker und Dokumentarfilmer Dr. Bernhard Graf
Foto: Archiv Graf | Der Autor, Historiker und Dokumentarfilmer Dr. Bernhard Graf

Ein Spottlied auf den pfälzisch-bayerischen Kurfürsten

Bislang war kaum bekannt, dass das seit 1794 nachweisbare Volkslied „Ein Jäger aus Kurpfalz“, auf dessen dritte bis fünfte Strophe wegen ihrer sexuellen Andeutungen beim Singen verzichtet wird, ursprünglich ein Spottlied auf den pfälzisch-bayerischen Kurfürsten Carl Theodor war.

Erst seit jüngerer Zeit sehen Historiker ihn als „Jäger“, liebte er doch Prunkjagden und hatte – darauf soll die Kuckuck-Andeutung in der letzten Strophe anspielen – mehrere außereheliche Kinder, einst „Kuckuckskinder“ genannt.

Ebenso wenig bekannt ist vielen Bayern, wie eine Umfrage Grafs ergab, dass der als Stachus bekannteste Platz Münchens offiziell Karlsplatz heißt und wie das nahe Karlstor nach ihrem einstigen Herrscher benannt ist.

Der „Vater des modernen Bayern“

Beruht diese Unwissenheit darauf, dass Carl Theodor zu Lebzeiten in Bayern höchst unbeliebt war? Dies wäre kaum verwunderlich, hatte doch der Pfälzer selbst die Regentschaft über das damals noch rückständige und verarmte Kurbayern, das er 1777 von seinem kinderlosen Verwandten Maximilian III. geerbt hatte, nur höchst ungern angenommen.

Er wollte Kurbayern sogar 1785 gegen die österreichischen Niederlande eintauschen. Erst nachdem dieser Plan gescheitert war, machte sich der Kurfürst daran, Altbayern – oft gegen den Widerstand der Regierung und Bevölkerung – zu modernisieren. So wurde Carl Theodor durch seine Reformen letztlich zum „Vater des modernen Bayern“.

Keine Würdigung seiner Verdienste

Hätte es Carl Theodor nicht gegeben, hätten die Münchner keinen Zutritt in den Hofgarten, hätten nicht ab 1789 den Englischen Garten als ersten Volkspark Europas gehabt, nicht die Uraufführung von Mozarts Oper „Ideomeneo“ im einstigen Hoftheater erlebt und hätten keinen Zugang zu Museen und zur Bayerischen Staatsbibliothek .

Nicht einmal Kartoffeln hätten sie auf dem Tisch. Doch warum hat man die Verdienste des pfälzisch-bayerischen Kurfürsten in der Vergangenheit in Bayern kaum oder nur unzureichend gewürdigt? Erst neuere Forschungen bewerten seine Lebensleistung offener und positiver als bisher.

Persönlichkeit von europäischer Bedeutung

Hierzu hat zweifellos auch der Historiker Bernhard Graf mit seinem Buch beigetragen, weshalb ihm der Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern, in seinem Vorwort ausdrücklich dankt: „So freue ich mich, dass der Autor Dr. Bernhard Graf diesem Wittelsbacher Kurfürsten eine neue Biografie widmet, sich differenziert mit dessen Persönlichkeit, Leidenschaften und Wirkung auseinandersetzt und ihn damit in ein anderes Licht rückt.“

Graf zeigt den Kurfürsten , der mit dem Kurfürstentum Pfalz, den Herzogtümern Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Jülich und Berg sowie Bergen op Zoom und schließlich dem Kurfürstentum Bayern als „Herr von sieben Ländern“ nach dem Kaiser und dem preußischen König der mächtigste Reichsfürst war, als Persönlichkeit von europäischer Bedeutung.

Kulturelle Zentren Europas

Seine Residenzen Mannheim und Schwetzingen entwickelte der in der Pfalz als aufgeklärter Landesherr beliebte Carl Theodor zu kulturellen Zentren Europas. Im „Armenhaus Kurbayern“ machte er sich als Förderer von Infrastruktur und Wirtschaft sowie als Mäzen von Künsten und Wissenschaften verdient.

Dennoch dankte man es ihm in Bayern nicht, sondern freute sich, als der Kurfürst , der 1778 sogar seine Residenz vom geliebten Mannheim nach München verlegt hatte, am 16. Februar 1799 zwar als Vater einiger außerehelicher „Kuckuckskinder“, aber ohne legitime Nachkommen starb.

Lesung in Bad Kissingen

In seiner umfassenden Biografie mit fast 30-seitigem Quellenverzeichnis rückt Autor Bernhard Graf den Kurfürsten in ein ausgewogeneres, historisch objektiveres Licht und würdigt dessen Verdienste in angemessener Form. Über seine Arbeit am Buch und neue Erkenntnisse aus seinen Nachforschungen wird der Historiker am 2. Mai seinen Zuhörern in Bad Kissingen berichten.

Veranstaltung: „ Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern. Musiker, Mäzen und Reformer“, Vortrag von Dr. Bernhard Graf , Freitag, 2. Mai, 19 Uhr, Sole-Reservoir, Salinenstraße 8, Bad Kissingen; Ticket 10 Euro, Vorverkauf: Buchhandlung „seitenweise“, Ludwigstraße 21, Bad Kissingen

Informationen zum Buch: Bernhard Graf : „ Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern. Musiker, Mäzen und Reformer“, Verlag Friedrich Pustet, gebunden, 288 Seiten, mit vielen Farbabbildungen, Preis: 32 Euro, ISBN 978-3791735221

 
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