13 Brieffreundschaften pflegen die Toedts alleine mit Gefängnisinsassen in den USA. Auf dieses Land konzentriert Henry Toedt auch einen Vorsatz für 2020. Er will seinen Einsatz für einen menschenwürdigen Strafvollzug verstärken. Vor allem in den Vereinigten Staaten. Ihm schwebt vor, Kontakt zu 20 deutschsprachigen Zeitungen aufzunehmen, um dort für das Thema zu sensibilisieren.
Misshandlung und Missbrauch
Aus Briefen weiß das Ehepaar, dass die Situation in den privat geführten Gefängnissen dramatisch ist. Insassen und Insassinnen berichten von Misshandlung und Missbrauch. "Jedes Gefängnis hat seine eigenen Spielregeln", berichtet Henry Toedt. Die reichen von bisweilen unbegründeter Disziplinierung in Einzelhaft bis zu männlichen Aufsehern in Frauenduschen.
Kein Wunder, dass sich viele Strafgefangene vergessen und verloren vorkommen. "Manche haben gar keinen Menschen mehr", weiß Henry Toedt. Zusammen mit seiner Ehefrau schreibt er solchen Menschen Briefe, um bei ihnen ein Zeichen der Hoffnung zu setzen.
Mit 20 Gefangenen stehen die Toedts aktuell in Kontakt. Sie empfinden es als Auftrag, weitere Menschen für ihre Art der Zuneigung zu gewinnen. "Wenn sich die Familien abwenden, fühlen sich die Täter mutterseelenallein", beschreibt der Rentner das Dilemma. "Brücke zum Leben" nennen die beiden 68-Jährigen ihr Engagement. Auf neun Aktenordner ist die Sammlung der bei ihnen seit 2012 eingegangenen Briefe inzwischen angewachsen.
Rund 200 Briefe pro Jahr
Mit der Konversation verbringen beide viele Stunden. Rund 200 Briefe schreiben sie im Jahr. Monika Toedt bemalt die Post liebevoll. Die Antworten sind meist auch sehr emotional, mit Bildern oder Aufklebern verziert.
Diese Gefühlsregungen in der Post lassen auf den ersten Blick nicht erkennen, aus welcher rauen Welt sie kommen. "In den Vereinigten Staaten ist der Strafvollzug viel rigider als in Deutschland ", weiß Henry Toedt. Unter Präsident Donald Trump habe sich die Situation noch einmal verschärft. Aber das harte Vorgehen der Justizbehörden mache keinen Sinn. Dies untermauern die Toedts mit dem Verweis auf das Schicksal einer Frau, die zu 8000 Jahren Haft verurteilt worden ist. In Deutschland betrage lebenslänglich durchschnittlich 23 Jahre Freiheitsentzug.
Maßlose Bestrafung habe keine abschreckende Wirkung, findet Toedt. Diese Erkenntnis knüpft er unter anderem an die Tatsache, dass es 50 000 Drogentote pro Jahr in den USA gibt. Trotz hoher Strafandrohungen gehe der Drogenhandel munter weiter.
Die Straftaten ihrer Brieffreunde wollen die Toedts nicht beschönigen. Wie etwa jene einer im Bundesstaat Mississippi inhaftierten Frau, die zwei Menschen umgebracht und dann die Leichen in einer Kühltruhe versteckt hat. Jeder solle eine gerechte Strafe erhalten, findet das Ehepaar. Rückhalt in der Liebe aller Menschen spüren sie im Glauben. 2012 ließen sie sich katholisch taufen. Dass sie sich für eine Randgruppe einsetzen, liegt auch am eigenen Lebensweg. Einst war das Ehepaar in der Hamburger Immobilienbranche zu Reichtum gekommen. Dem sorglosen Leben folgte der Absturz in Hartz IV. Viele vermeintlichen Freunde wendeten sich ab. "Da erkennt man, was wirklich wichtig ist", findet Henry Toedt.
Todesstrafe verhindert
Das Jahr 2020 steht für die Toedts noch unter einem anderen Vorzeichen. Wahrscheinlich wird in Kürze der Prozess gegen Robert Robertson noch einmal neu aufgerollt. Robertson saß zwölf Jahre in der Todeszelle in den Vereinigten Staaten, weil er seine Tochter tot geschüttelt haben soll. Wie für die anderen Gefangenen, betete das Hammelburger Ehepaar in der Stadtpfarrkirche teilweise mehrfach täglich für Robertson.
Gemeinsam auch mit Prominenten weltweit beteiligten sich die Toedts an Petitionen, um bei den Justizbehörden gegen die bevorstehende Tötung Robertsons zu protestieren. Die Aktion fand Gehör. Wenige Tage vor der Vollstreckung wurde die Strafe für eine Neuaufnahme des Verfahrens ausgesetzt. Es sind solche Schicksale, die die Toedts ermutigen, auf ihrem Weg weiter zu machen. Bericht in der Frankenschau des Bayerischen Rundfunks hier