Zwei Schwäne saßen am Montag im Zulaufkanal zur historischen Pumpanlage am Gradierbau fest. Wie die großen Wasservögel in dem relativ schmalen, nach außen hin abgegrenzten Becken landeten, lässt sich nur vermuten. Siegfried Wolf, der sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich um die Bad Kissinger Schwäne kümmert, war zunächst ratlos, als er seine gefiederten Freunde auf solch engem Raum treiben sah. Er versuchte, sie mit Futter anzulocken und hoffte insgeheim, sie würden ihre großen Schwingen ausbreiten und aus ihrem Gefängnis entfliehen.
Mit Schlauchboot und Pappkarton
Doch leider nützte das alles nichts. Die großen Vögel brauchen nämlich eine entsprechende Fläche zum Anlaufen, bevor sie sich erheben. Das klappte in dem engen Becken nicht. Wolf entschied sich am Dienstag dazu, sicherheitshalber die Wasserwacht zu informieren, erzählt Bernhard Bohatsch, Einsatzleiter der Bad Kissinger Wasserwacht. Denn für die Einsatzkräfte sollte es kein Problem sein, die Tiere wieder auf die Saale und damit in Sicherheit zu bringen.
"Wir wurden um 15.45 Uhr angerufen." Auf dem "kleinen Dienstweg" habe er die Mannschaft – zwölf Einsatzkräfte - zusammengetrommelt, so Bohatsch weiter. Und auch Siegfried Wolfs Sohn Michael, seines Zeichens stellvertretender Leiter der Bad Kissinger Feuerwehr, ließ es sich nicht nehmen, bei dem Schwanen-Einsatz mit dabei zu sein. Gegen 17.30 Uhr fuhren die Retter mit zwei Einsatzwagen und entsprechender Ausrüstung Richtung Untere Saline. Michael Wolf setzte sich in das Schlauchboot, das die Einsatzkräfte zuvor zu Wasser gelassen hatten. Drei Schwimmer machten sich dann für ihren Einsatz im kühlen Nass fertig.
Leicht war die Rettung nicht, sagt Bohatsch. Denn schließlich sind Schwäne nicht immer friedfertige Gesellen. Bei vermuteter Gefahr plustern sie sich schon mal auf, schlagen mit den großen Flügeln um sich, fauchen und schnappen auch mal zu. "Da muss man energisch zur Sache gehen." Michael Wolf hatte entsprechende Schutzkleidung angezogen und trug taugliche Handschuhe, so dass ihm die Schnäbel der Tiere nicht gefährlich werden konnten.
Kunstgriff notwendig
Mit einem "Kunstgriff" habe er den ersten Schwan greifen und aus dem Wasser hochziehen können, schildert Bohatsch das nicht alltägliche Rettungsmanöver. Dann habe Wolf den Riesenvogel in eine große, mit Löchern versehene Pappkiste gesetzt und diese leicht zugeklappt. "Denn wenn der Schwan im Dunkeln ist, wird er schnell friedlich", weiß Bohatsch inzwischen. Über eine Leiter habe man dann den Karton nach oben gehievt. Auf die gleiche Art wurde dann auch der zweite Wasservogel eingefangen. Am Saale-Mäander der Nordbrücke wurden die Tiere dann kurze Zeit später wieder in die Freiheit entlassen.
Dass sich in das Zulaufbecken nicht nur ein Schwan verirrte, sondern gleich zwei Tiere dort landeten, erstaunt Bohatsch nicht wirklich. "Im Frühjahr kommt es bei Tieren nun mal zur Pärchen-Bildung", schmunzelt er. "Die hatten eben Frühlingsgefühle."