Die IHK hat die Auswirkungen der seit dem 2. November geltenden Kontakt- und Wirtschaftsbeschränkungen (" Lockdown light") auf die mainfränkische Wirtschaft abgefragt - genauso wie mögliche Folgen einer Verlängerung der Beschränkungen bis Jahresende. Das Ergebnis: Während sich in der Analyse im September eine leichte konjunkturelle Erholung gezeigt hatte, hat sich die Stimmungslage der Unternehmen wieder eingetrübt, heißt es in einer Pressemitteilung der IHK .
Laut Sascha Genders, dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt , bereitet die Corona-Pandemie den mainfränkischen Betrieben immer mehr Probleme. "Sechs von zehn Unternehmen beklagen Nachfragerückgänge, jeder Dritte berichtet von Störungen des Betriebsablaufes aufgrund fehlender Mitarbeiter durch eine Covid-19-Erkrankung. Darüber hinaus bereiten unterbrochene Lieferketten und Absatzwege oder die aktuellen Betriebsuntersagungen rund jedem fünften Unternehmen Schwierigkeiten", erklärt der Volkswirt .
Abhängig von der Branche
Gegenüber der vorhergehenden Befragung, bei der 50 Prozent von Nachfragerückgängen und zwei von zehn Betrieben über Betriebsstörungen in Folge fehlender Mitarbeiter berichteten, haben sich die Effekte der Pandemie immer stärker ausgewirkt. Allerdings, sagt Genders, hänge das Ausmaß der Betroffenheit von der Branche ab. Während Gastronomie, Eventgewerbe und Hotellerie stark betroffen seien, gelte für die IT-Branche eher das Gegenteil. "Es gibt Gewinner und Verlierer", so Genders.
Dass der " Lockdown light" nicht spurlos an den mainfränkischen Unternehmen vorbeigeht, zeigt ein Blick auf die Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2020. Rechnete im September noch gut die Hälfte der Betriebe mit Umsatzrückgängen im laufenden Jahr, erwarten dies nun sieben von zehn Befragten - insbesondere dann, wenn die aktuellen Einschränkungen auch im Dezember andauerten. Mit positiven Umsatzprognosen für das laufende Jahr kalkuliert lediglich jeder Zwanzigste (Vorbefragung: 18 Prozent).
Für immer mehr regionale Betriebe stelle sich nun auch die Frage der Finanzierung, so Genders. Sollten die "November-Beschränkungen" in den Dezember hinein ausgeweitet werden, befürchten die Unternehmen vermehrt negative Auswirkungen auf ihre Finanzlage. "Im September waren noch 55 Prozent der Unternehmen davon ausgegangen, dass die Pandemie keine Auswirkungen auf ihre Finanzlage hat. Nun ist es nur noch jeder Dritte." Zudem rechnen laut IHK 30 Prozent der Firmen mit einem Rückgang des Eigenkapitals (Vorbefragung: 27 Prozent) und jeder Vierte mit Liquiditätsengpässen (Vorbefragung: 15 Prozent). Acht Prozent der Unternehmen sehen zunehmende Insolvenzgefahren.
Unterstüzungsprogramme rücken weiter in den Fokus
"Aufgrund der angespannten Situation und der Befürchtung länger andauernder Einschränkungen des Wirtschaftslebens rücken staatliche Unterstützungsprogramme immer stärker in den Fokus", erklärt Genders. So beabsichtigten zwei Drittel der Unternehmen, noch im laufenden Jahr (weitere) Unterstützungsleistungen zu beantragen. Dabei steht nach wie vor das Kurzarbeitergeld hoch im Kurs. Drei Viertel geben an, dieses noch im Jahr 2020 nutzen zu wollen. Deutlich dahinter werden die Überbrückungshilfe II (41 Prozent) sowie die Novemberhilfe (30 Prozent) genannt.
Nachbesserungen gefordert
"Die zögerliche Inanspruchnahme gut gemeinter Maßnahmen wie der Überbrückungshilfe II zeigt, dass die Politik an diesen Förderprogrammen noch nachbessern sollte. Schuld am Zögern sind auch die Zugangsbedingungen", ist Genders überzeugt. "Diese zielen zunächst auf die Umsatzentwicklung in den Sommermonaten ab und nicht auf die tatsächlichen Geschäftsentwicklungen in den jeweiligen Fördermonaten. Zudem haben insbesondere Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige damit zu kämpfen, einen prüfenden Dritten zu finden, der die Hilfen beantragen kann. Außerdem haben diese Betriebe oftmals kaum Fixkosten, die im Zuge der Überbrückungshilfe II erstattet werden können."
Unternehmen sehen Optimierungsbedarf
Für die ab Januar 2021 geplante Überbrückungshilfe III wünschen sich die mainfränkischen Unternehmen Optimierungen. Sie könnte beispielsweise um einen fiktiven Unternehmerlohn erweitert werden. Mit Blick auf die Novemberhilfe wäre eine Ausweitung auf weitere mittelbar durch die Kontakt- und Wirtschaftsbeschränkungen betroffenen Branchen denkbar. "Bei all diesen Maßnahmen ist besonders wichtig, dass die finanziellen Mittel möglichst schnell bei den Unternehmen ankommen", so Genders.
Bei aller Notwendigkeit von Hilfestellungen sollte die Politik laut Genders jedoch - neben der Beseitigung von regulativen Schwachstellen - auf nachhaltige wirtschaftsförderliche Maßnahmen setzen, etwa auf eine Ausweitung der steuerlichen Verlustverrechnung.
Die Blitz-Befragung wurde in der Kalenderwoche 47 durchgeführt, 103 Unternehmen haben sich daran beteiligt.