
Bei der Jahresauftaktvollversammlung der IHK Würzburg/Mainfranken standen die Perspektiven nach der Bundestagswahl im Vordergrund. Zudem beleuchtete die IHK die Potenziale der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und verabschiedete das Positionspapier „Arbeitskräfte gewinnen – Arbeitsmarkt deregulieren“. Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit , erläuterte in einem Gastvortrag Ideen zur Sicherung von Fachkräften und zur Stärkung der Wirtschaft.
Zu viele Auflagen und Bürokratie
Dr. Sascha Genders, Hauptgeschäftsführer der IHK , betonte, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland für viele Betriebe nur noch eingeschränkt wettbewerbsfähig sei. Er nannte die „wirtschaftspolitische Verlässlichkeit“ und „Bürokratie und Auflagen“ als Problemfelder. „Die neue Bundesregierung muss hier dringend ansetzen,“ so Genders.
Er forderte rasche Maßnahmen zur Bildung einer handlungsfähigen Regierung. Das vorliegende Sondierungspapier der Koalitionspartner biete eine gute Grundlage, müsse aber wirtschaftspolitisch nachjustiert werden. „Wir brauchen endlich tiefgreifende Strukturreformen,“ mahnte Genders.
Ein weiteres Thema der Sitzung war die Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Mainfranken. Die IHK verweist auf Chancen für kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere in der Automobilzulieferindustrie, sich im Bereich Rüstung zukunftsfähig aufzustellen.
Die Vollversammlung verabschiedete das Positionspapier „Fachkräfte gewinnen – Arbeitsmarkt deregulieren“, mit Forderungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels . Die bayerischen IHKs fordern unter anderem eine Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit durch bessere Kinderbetreuung, eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, bürokratische Hürden abzubauen, ältere Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben zu halten und die Erleichterung der Zuwanderung durch Unterstützung bei der Rekrutierung, den Anerkennungsverfahren und Sprachkursen.
Ausbildung junger Menschen
Daniel Terzenbach betonte die Notwendigkeit neuer Lösungen und den Mut zur Veränderung. Er plädierte für Arbeitsmarktdrehscheiben, die den direkten Transfer von Beschäftigten ermöglichen, und hob die Bedeutung der Ausbildung von jungen Menschen hervor. „Zwanzig Prozent der heutigen Arbeitslosen haben keine Ausbildung. Hier muss sich etwas ändern.“
Problematisch: Abwanderung
Auch ausländische Arbeitskräfte seien wichtig für das Beschäftigungswachstum. Problematisch sei die Abwanderung: „Jährlich verlassen 800.000 Menschen Deutschland. Wir brauchen also auch eine Bleibekultur,“ stellte Terzenbach fest.
Er forderte schnellere und pragmatische Integration und Gewinnung ausländischer Fachkräfte, wie etwa durch beschleunigte Verfahren: „Die Transformation gelingt nur, wenn wir schneller und innovativer handeln.“ red