
Auf den ersten Blick liegt der Fuchsstädter Eulentreff im Dorfzentrum gewissermaßen in einem Hinterhof. Doch dieser Treff hat sich innerhalb von fünf Jahren zu einem bemerkenswerten Zentrum dörflichen Lebens entwickelt - und zu einem Mittelpunkt der 1900-Einwohner-Gemeinde. Denn dieser moderne Komplex im Bungalow-Stil erfüllt viele Bedürfnisse.
"Das Projekt ist schnell zu einem Selbstläufer geworden", freut sich Heimleiter Andreas Wacker über die Entwicklung seit 2018. Die Macher zeigten Elan. Doch gleichzeitig gab es in Fuchsstadt (Lkr. Bad Kissingen) Zweifel, ob ein Generationentreff im engen Dorfzentrum unter einem Dach mit dem Saal und dem Jugendzentrum und dem Streetsoccer-Feld nebenan harmonieren würde.
Ziel des Eulentreffs in Fuchsstadt: Jung und Alt zusammenbringen
"Das läuft gut", findet Jugendbeauftragte Stefanie Schneider. Schon bei der Planung sei es das Ziel gewesen, Alt und Jung zusammenzubringen. Ideengeber für den Bau des Treffs war der Zweite Bürgermeister Manfred Öftring. Nach seinem plötzlichen Tod 2021 ging die Erfolgsgeschichte weiter. Öftrings Tochter Michaela Pfülb erinnert sich: "Ziel war es, etwas von Fuchsstädtern für Fuchsstädter zu machen".
Als sich genügend Begeisterung abzeichnete, beschloss der Gemeinderat, für den Neubau eine Million Euro zu investieren. Wegen des Beitrags zur Innenentwicklung gab es Zuschüsse in Höhe von 40 Prozent. Aber, sagt Michaela Pfülb, ihrem Vater sei klar gewesen, dass ein Gebäude allein wenig bringt.
Ansporn des Teams: Dem Trend zur Vereinsamung entgegenwirken
Mit dieser Überzeugung rührte der Initiator des Eulentreffs schon vor dem ersten Spatenstich die Werbetrommel. Aus dem Arbeitskreis "Fuscht - unser Zuhause" erwuchs ein Team, das aktuell 37 Unterstützer hat und dem gesellschaftlichen Trend zur Vereinsamung Paroli bieten will.
Dieses Ziel überzeugte auch den pensionierten Offizier Andreas Wacker. Der 73-Jährige fand im Eulentreff neue Entfaltungsmöglichkeiten für sein Organisationstalent. Er schreibt in der Freizeit die Einsatzpläne für die Ehrenamtlichen und koordiniert den Veranstaltungskalender.
Rührige Ehrenamtliche: Mobiliar und Material selbst finanziert
So tragen die Ehrenamtlichen dieses Projekt, einzig die Reinigungskräfte bekommen eine Vergütung. "Der Einsatz hat dazu geführt, dass die Anschubfinanzierung der Gemeinde in Höhe von 5000 Euro bisher nicht angetastet werden musste", sagt Heimleiter Wacker.
Im Gegenteil: Zum Wert des Inventars von 70.000 Euro hat der Helferstamm vor allem in den ersten beiden Jahren weitere Anschaffungen finanziert. Selbst erwirtschaftet ist bisher auch Material für insgesamt 9000 Euro, berichtet Wacker.
Auch die Namensgebung war eine Gemeinschaftsleistung. Mit einem Quäntchen Selbstironie erhoben die Fuchsstädter die Eule bei einem Ideenwettbewerb zur Namenspatronin ihrer Begegnungsstätte. Dabei orientierten sie sich selbstbewusst am Spitznamen, den sie als "Fuchsstädter Eulen" seit Jahrhunderten in den Nachbardörfern weghaben.
Mittelpunkt und für viel da: der Saal mit 160 Sitzplätzen
Dreh- und Angelpunkt beim "Eulentreff" ist der Saal mit seinen bis zu 160 Sitzplätzen. Hier gibt es dienstags ein Frühstück, freitags das Mittagessen. Und neben Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde nutzen auch ehemalige Fuchsstädter aus den Nachbardörfern die Gelegenheit, hier beim gemeinsamen Essen mit Jugendbekanntschaften Erinnerungen auszutauschen.

Während es an den gedeckten Tischen heiter hergeht, haben die Freiwilligen in der Küche alle Hände voll zu tun. Vier Personen sind's, die für durchschnittlich 50 Gäste das Frühstück zubereiten.
Und kulinarisch anspruchsvoll ist die Zubereitung der Mittagessen: Dafür wirbeln wechselweise vier Kochteams mit fünf Personen an den Töpfen und Pfannen durch die Küche. Die ungewohnt großen Mengen müssen erst einmal verarbeiten sein: "Bei 50 Personen schließen wir die Teilnehmerliste ", zeigt Wacker die Grenzen auf.
Doch Spaß haben nicht nur die Gäste im Saal, sondern auch aus der Küche ist Fröhlichkeit zu vernehmen. "Es macht Spaß und man lernt Neues", sagen die Köchinnen zwischen den dampfenden Töpfen.

Weil Interesse und Nachfrage so groß sind, sucht der Heimleiter gerade ein zusätzliches Kochteam. Denn auch die Kaffee-Nachmittag sind beliebt. So wie die Kartnachmittage und Kurse, zu denen sogar Wandergruppen aus den Nachbarorten kommen. Unter dem Strich, rechnet Wacker, kommen wöchentlich bis zu 180 Menschen hier in der Begegnungsstätte zusammen.
Große Nachfrage, viel Zuspruch: Vereinsgründung in Vorbereitung
Der enorme Zuspruch macht jetzt organisatorisch weitere Schritte nötig: Aktuell wird über die Gründung eines Vereines nachgedacht.
"Ich bin stolz drauf", kommentiert Bürgermeister René Gerner das Engagement. Der Eulentreff genieße Vorbildfunktion im ganzen Landkreis Bad Kissingen. Schön sei, dass der Treff vom Gymnastikangebot über Yoga bis zur Bewegung für Ältere und Vorträgen wie zur Trauerbegleitung auch kleineren Gruppen eine Heimat gebe. Und damit "Menschen die sonst vielleicht nicht mehr aus dem Haus gehen würden", sagt Gerner.
Jugendliche verbringen hier ihre Freizeit. Und auch Schulklassen kommen, um vor dem Jugendzentrum Streetsoccer zu spielen. Zwei Rentner kümmern sich um das Kneippbecken auf dem Gelände. Und der Saal wird von vielen Veranstaltern geschätzt. Selbst dem Rathaus als Sitzungsort des Gemeinderats hat der Eulentreff inzwischen fast den Rang abgelaufen. Die Fuchsstädter Gemeinderätinnen und Gemeinderäte tagen hier inzwischen lieber als am offiziellen Amtssitz.