Schon länger habe er immer wieder die Stellenausschreibungen in mehreren Zeitungen studiert. Bis ihm im Oktober 2017 schließlich die Ausschreibung aus Niederstetten ins Auge fiel. "Ich nahm mit dem dortigen Bürgermeister Rüdiger Zibold Kontakt auf." Der Gemeindechef habe ihn ermutigt, seinen Hut bei der anstehenden Wahl im Februar 2018 in den Ring zu werfen.
Warzechas Antwort auf die Frage, warum der neue Job ein Bürgermeister-Amt sein sollte, fällt simpel aus: "In meinem Alter ist es schwierig, etwas Adäquates zu finden. Denn ich bin Beamter auf Lebenszeit, da gehen auch die Pensionslasten an den neuen Arbeitgeber über."
Nach Niederstetten gehe er nun erst mal als Wahlbeamter, sagt der Ordnungsamtsleiter. Selbst wenn er dort nur kurze Zeit Bürgermeister wäre, könne er wieder zur Stadt Bad Kissingen zurückkehren. Einer Stadt wie Bad Kissingen als Oberbürgermeister vorzustehen, wäre nicht sein Ding gewesen, sagt Warzecha freimütig und spielt auf die Größe der Stadt und die umfangreichen Verantwortlichkeiten an.
Wesentlich mehr Spaß
In einer Kleinstadt wie Niederstetten, die 4800 Einwohner hat, macht das seiner Ansicht nach wesentlich mehr Spaß. Im Niederstettener Rathaus hätte er im Fall seiner Wahl dann 50 Mitarbeiter unter sich, während es im Bad Kissinger Rathaus gut 200 wären, stellt der Amtsleiter einen weiteren Vergleich an.Warzecha ist zwar im Schweinfurter Krankenhaus geboren, ist aber zeit seines Lebens ein waschechter Bad Kissinger. Nach dem Abitur ging's erst mal zwei Jahre zur Bundeswehr. Dort absolvierte er dann auch den Test zur gehobenen Beamtenlaufbahn und fing 1987 schließlich beim Finanzamt in Würzburg zu arbeiten an. Aber es zog ihn wieder an die heimische Saale und so bewarb er sich 1994 erfolgreich als Finanzbeamter bei der Stadt Bad Kissingen. Bis 2002 führte er das Steueramt. Dann wechselte er als stellvertretender Leiter ins Ordnungsamt. Im Juli 2011 rückte er dort für seinen scheidenden Chef Edgar Schorler als Amtsleiter nach.
Was den Bürgermeistersessel in Niederstetten angeht, sieht Warzecha beim Urnengang am 4. Februar durchaus Chancen für sich, denn schließlich habe er 24 Jahre Arbeit in der Verwaltung aufzuweisen. Sollte er Rathauschef werden, sieht er sein Ziel ganz nüchtern: "Ich bin kein Visionär. Ich will den Blick für die Realität behalten und auf eine sparsame Haushaltsführung achten."
Zunächst hatten sich in Niederstetten die Stadtkämmerin Heike Naber und die Juristin Heidrun Kappes (beide Assamstadt) für das Bürgermeisteramt interessiert. Neben Warzecha streben nun auch noch Uwe Jantschek (Lauda) und Friedhild-Anni Miller (Sindelfingen) den freiwerdenden Posten an.
Ungewöhnliche Parteienstruktur
Im Niederstettener Stadtrat hat die Allgemeine Wählervereinigung (AWV) seit der letzten Wahl 13 Sitze (70,2 Prozent). Die CSU kam 2014 auf vier Sitze (21,2 Prozent). Zwei Mandate konnte die SPD auf sich vereinen (8,6 Prozent), während die Junge Liste 2014 keine Chance mehr hatte (Null Prozent, 2009 waren es knapp 16 Prozent gewesen).Am 15. Januar will Warzecha sich nun zunächst beim Wahlpodium in Niederstetten vorstellen und dabei auch ein Gefühl für die Mitbewerber bekommen. In den nächsten Wochen werde er sich dann auch mit der Stadt zwischen Bad Mergentheim und Rothenburg beschäftigen und sich mit wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten auseinandersetzen, sagt der Bad Kissinger. Isolde Krapf