Zusätzliche hohe Kosten werden 2023 die Jahresrechnungen für die stationären Seniorenheime und für die Tagespflegeeinrichtungen der Carl von Heß Sozialstiftung stark belasten, kündigte Stiftungsvorstand Marco Schäfer jüngst im Kreistag an. Er sprach von "Herausforderungen", die im laufenden Jahr zu meistern sind. Denn nicht nur die Ausgaben für Strom und Gas sind gestiegen, auch die Personalkosten sind, nach Schäfers Angaben, wegen des Tariftreue-Gesetzes höher einzupreisen. Und der Corona-Rettungsschirm hat ausgedient. Das alles wollten wir genauer wissen.
Die Häuser der Carl von Heß Sozialstiftung waren während der Corona-Jahre teilweise unterbelegt, sagt Stiftungsvorstand Marco Schäfer im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch die Beschaffung von FFP2-Masken und Testkits sowie Schutzkleidung seien finanziell ins Gewicht gefallen. Dies alles habe Einbußen im höheren Hunderttausender-Bereich gehabt. Solche Kostenausfälle konnten jedoch teilweise durch die Corona-Wirtschaftshilfen des Staates aufgefangen werden, sagt Schäfer. "Das hat gut getan."
Mehrkosten für Strom und Gas
Unsicheres Terrain ist derzeit auch die Kalkulation von Strom- und Gaspreisen für 2023. Freilich habe man überlegt, wo man sparen könnte, sagt der Vorstand. "Aber wir können den Senioren nicht die Heizung abdrehen. Wir sind gemeinnützig tätig, das Wohl der Bewohner steht ganz oben". Eine Prognose sei schwierig, man müsse die vom Staat angekündigte Strom-/Gaspreis-Deckelung abwarten. Schäfer rechnet damit, dass die Stiftung 200.000 bis 300.000 Euro mehr pro Jahr an Energiekosten einkalkulieren muss.
Es gab bedauerlicherweise Corona-Fälle unter den Seniorinnen und Senioren. Aber es waren auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenstand, sagt Schäfer. Es habe dann teilweise Personal gefehlt, um die älteren Menschen gut zu betreuen. Es hätten sich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Berufsfeld, also auch aus der Arbeit bei der Stiftung heraus, ganz verabschiedet und es kamen keine neuen Auszubildenden hinzu, so der Stiftungsvorstand weiter. Wenn Personal fehlt, könne die Stiftung auch nicht mehr alle vorhandenen Plätze belegen.
Die Heime in Zeitlofs und Oberthulba sind voll, so Schäfer weiter. Eine Belegung von "unter 80 Prozent" verzeichnet er zum Beispiel derzeit im Maria-Probst-Heim in Hammelburg und im Haus Waldenfels in Bad Brückenau. Das Seniorenhaus in Euerdorf musste aus personellen Gründen Anfang 2022 sogar ganz geschlossen werden. Schäfer: "Wir haben aktuell überall Riesen-Wartelisten, können die Menschen aber nicht versorgen." Die Rückgänge seien nicht so leicht aufzuholen.
Tariftreue-Gesetz wirkt sich auf die Kosten aus
Fehlendes Personal ist das eine, die Kosten für die Pflegefach- und Pflegehilfskräfte das andere. Denn zum 1. September 2022 trat das Tariftreue-Gesetz in Kraft, was bedeutet, dass jeder Träger von Altenhilfeeinrichtungen das Personal nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes (TVÖD) bezahlen muss. Nach Schäfers Angaben hatte die Carl von Heß Sozialstiftung seit 2004 einen Haustarif und ist jetzt wieder zurück im TVÖD, "was ich immer begrüßt habe", hebt Schäfer hervor. Dennoch bedeutet dies künftig für die Stiftung jährliche Mehrkosten für Personal von rund 1,5 Millionen Euro.
Hinzu kommt, dass der Bund zum 1. Juli 2023 einen neuen Personalschlüssel für die Pflegegrade in der Altenpflege herausgeben wird. Einen solchen Schlüssel gibt es zwar schon seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995. Er variiert aber in den Bundesländern. In den südlichen Bundesländern seien die Bedingungen besser, in den nördlichen Bundesländern schlechter. Schäfer: "Da gibt es Unterschiede bis zu 20 Prozent." In Bayern liege man derzeit zehn Prozent darüber. "Das soll möglichst so bleiben."
"Der Bund will jetzt aber alles gleich machen", sagt Schäfer. Dies mache ihm Sorgen. "Wir müssten dann auf zehn Prozent unseres Pflegepersonals verzichten." Und das, obwohl derzeit ohnehin überall schon Pflegekräfte fehlen. Auf diese staatliche Ankündigung hin habe es einen "Aufschrei bei den Verbänden" gegeben, so Schäfer weiter. Denn die Refinanzierung des Personals sei dann künftig an diesen ausgehandelten Schlüssel geknüpft. Man könne dann nicht ohne Weiteres mehr Personen beschäftigen. Die Verhandlungen laufen aktuell noch.
Um künftig genügend Pflegekräfte in den Einrichtungen der Stiftung zu binden, hält Schäfer es für wichtig, ausreichend Lehrlinge auszubilden und ausländische Pflegekräfte anzuwerben. Beispiel Lehrlinge: 2020 wurde eine neue Pflegeausbildung, die sogenannte Generalistik, eingeführt, erklärt Schäfer.
Generalistik in der Ausbildung hat für die Stiftung auch Nachteile
Wer jetzt zur Ausbildung in die Stiftung kommt, wird in der Kinderkrankenpflege, in der Krankenpflege und in der Altenpflege gleichermaßen ausgebildet. Die Idee dahinter sei, dass dieser Personenkreis dann überall arbeiten kann. "Für uns ist es ein Nachteil, denn wir bilden Leute aus, die oft nach der Prüfung ins Krankenhaus abwandern." Vor Corona hatte die Stiftung, laut Schäfer, jährlich etwa zehn Auszubildende. 2021 seien dann nur noch fünf Azubis gekommen.
Die Stiftung beschloss "in die Offensive zu gehen", sagt der Stiftungsvorstand. Bernadette Vorndran ist jetzt bei der Stiftung als Projektleiterin für die Ausbildung zuständig. Dies hat sich, laut Schäfer gelohnt. Im vergangenen Jahr kamen 20 Auszubildende zum Willkommenstag. Auch 2023 wolle man diese Zahl wieder erreichen.
Anwerbung ausländischer Pflegekräfte erfolgreich
Seit 2016 versuche die Stiftung zudem, ausländische Pflegekräfte anzuwerben, laut Schäfer mit Erfolg. Die Bewerberinnen und Bewerber kämen vor allem von den Philippinen. "Die Leute bleiben dauerhaft da und wir kümmern uns um die Integrationsarbeit". Die Stiftung hat eigens einen privaten Sprachlehrer, das ist Karlheinz Maul aus Hammelburg, engagiert, der den Ankömmlingen, welche bereits erste Deutschkenntnisse mitbringen müssen (Level 1), einen Fortgeschrittenen-Kurs gibt (Level 2).
Was Schäfer jedoch ärgert, ist die Tatsache, dass die Bewerberinnen und Bewerber von den Philippinen zum großen Teil ausgebildete Pflegekräfte sind, ihre Prüfungsergebnisse aber hier in Deutschland nicht ohne Weiteres anerkannt würden. "Sie müssen also hier nochmals in die Schule gehen", sagt Schäfer. Glücklicherweise biete das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt an der Leo Academie solche Fortbildungen an. "Da wäre dann nur noch das Problem zu lösen, wie man diese Menschen nach Schweinfurt ins Leo bringt."
Danke, finde ich sehr gut. Leider tut sich nichts.
Der Pflege Tsunami
von Monja Schünemann
Jahrelang haben Pflegekräfte davor gewarnt, waren bereit dazu, andere Lösungen zu finden.
Behandelt wurden sie wie unmündige dumme Weiber, die froh sein müssten, einen Job zu haben.
Heimplatz ade, bleibt daheim, ohne Pflegedienst.
Liebe Bundesbürger, ihr habts nicht anders gewollt.
Das Gesundheitswesen gehört rekomunalisiert, damit hier keine gewinne erzielt wird, auf Kosten vom Personal und der zu pflegenden.