Mit dem Inkrafttreten des neue Pflegeberufegesetzes ab Januar 2020 werden in der Ausbildung der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpfleger neue Wege beschritten. Unter dem Schlagwort Generalistik werden die drei bisherigen Ausbildungen zu einer zusammengeführt – zur Pflegefachkraft. Die Haßberg-Kliniken und das Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus stellen mit der zusammen betriebenen Berufsfachschule für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe schon jetzt wichtige Weichen.
„Eigentlich sind wir geborene Partner.“ Stephan Kolck blickt zufrieden in die Runde, die sich im Konferenzraum im Ärztehaus 1 am Haßfurter Krankenhaus versammelt hat. Dort sitzt der Vorstand des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken zusammen mit dem kaufmännischen Leiter des Leopoldina-Krankenhauses, Sebastian Güldner, und dem Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, Rudolf Hoffmann, in deren Händen die drei Altenpflegeschulen der Region liegen. Als entscheidende Personen, die die Kooperation mit Leben erfüllen werden, sind auch die Schulleiter Dirk Niedoba (Zweckverband Berufsfachschule für Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflegehilfe Haßfurt/Schweinfurt) und Siegmund Klug (Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe Hofheim) anwesend.
Inhalt der gemeinsamen Besprechung ist eine Kooperationsvereinbarung, mit der man wichtige Weichen stellt. Ab nächsten Januar bricht in der Pflegeausbildung das Zeitalter der Generalistik an, das heißt die Ausbildungen laufen dann in der Pflegefachkraft zusammen. Ziel des Gesetzes ist es, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen, die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Berufsfeldern steigern und dem Mangel an Fachkräften in der Pflege entgegenwirken.
„Generalistik heißt für uns auch Zusammenspiel“, macht Stephan Kolck klar. „Wir wollen bereits bestehende Strukturen nutzen.“ Zum Beispiel wenn es darum geht, die in der neuen Ausbildung vorgesehenen Praxiseinsätze sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege zu koordinieren. „Natürlich greifen wir gerne auf das Netzwerk der Altenpflegeschule zurück.“ Genau wie diese ihre Schüler gerne in die Haßberg-Kliniken oder das Leopoldina-Krankenhaus schickt.
Rein äußerlich wird sich im Landkreis Haßberge sowie in Schweinfurt nur wenig ändern. Es wird auch weiterhin die Altenpflegeschulen in Hofheim, Schweinfurt und Münnerstadt und die Berufsfachschule für Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflegehilfen mit ihren zwei Standorten in Haßfurt und Schweinfurt geben. Inhaltlich jedoch rücken die Schulen und auch weitere Partner der schulischen und praktischen Ausbildung in der Region deutlich näher zusammen. Hier wie da gibt es künftig eine dreijährige generalistische Ausbildung, an deren Ende die Pflegefachkraft steht. Ein Abschluss, der EU-weit anerkannt wird und den Weg sowohl in die Alten- als auch in die Kranken- und Kinderkrankenpflege öffnet.
„Letztendlich sitzen wir doch alle im gleichen Boot“, sagt Siegmund Klug. Der Leiter der Hofheimer Altenpflegeschule hat dabei vor allem die gesellschaftliche Bedeutung der Pflegeberufe im Blick. „Wir brauchen in den kommenden Jahren sehr viele Pflegefachkräfte in allen Bereichen.“ Eine Auffassung, die sowohl von Rudolf Hoffmann als auch von Stephan Kolck und Sebastian Güldner bestätigt wird.
„Unser Ziel muss es sein, gegen diesen Fachkräftemangel selbst auszubilden“, machte Sebastian Güldner klar. Rudolf Hoffmann erhofft sich von der Generalistik eine Aufwertung der Altenpflege und mehr „Flexibilität zwischen den unterschiedlichen Berufsfeldern“. Eine Durchlässigkeit, die für alle Bereiche der Pflege neue und mehr Möglichkeiten eröffnet. „Wir erhöhen die Menge auf der Eingangsseite des Trichters“, fand der Caritas-Geschäftsführer ein Sinnbild für die Hoffnung auf mehr Bewerber für das neue Berufsbild.
Ob es ab Herbst 2020, wenn in der Region erstmals Pflegefachkräfte ihre generalistische Ausbildung antreten, tatsächlich zusätzliche Auszubildende geben wird, hängt sicherlich auch davon ab, wie die jetzt geschlossene Kooperation gelebt wird. Eines auf jeden Fall liegt allen Partner am Herzen. „Wir wollen die Leute wieder mehr für die Pflege interessieren“, brachte es Stephan Kolck auf den Punkt. (wos)