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Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen: Gibt's bald den Piks am Arbeitsplatz?
Betriebsärzte sollen im Kampf gegen Corona bald kräftig mitimpfen. Wie bereiten die Firmen der Region sich vor? Besteht überhaupt Interesse? Und woher kommt der Impfstoff?
Auch im Landkreis Bad Kissingen soll in den Firmen nun verstärkt geimpft werden.
Foto: Archiv Robert Michael | Auch im Landkreis Bad Kissingen soll in den Firmen nun verstärkt geimpft werden.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:51 Uhr

Anfang Mai waren zehn bayerische Unternehmen Teil eines Modellversuchs zu betrieblichen Corona-Schutzimpfungen. Jetzt soll der langersehnte und vielzitierte Impf-Turbo auch in möglichst vielen weiteren Firmen zünden, als drittes Standbein neben Impfzentren und Arztpraxen. Ab 7. Juni werden Betriebsärzte in die Impfkampagne des Bundes einbezogen und können die begehrten Fläschchen für die Unternehmen beziehen. Wie laufen die Vorbereitungen?

"Der Impfstoff ist schon bestellt", freut sich Kai-Uwe Bauer, der beim Euerdorfer Unternehmen perma-tec für die Arbeitssicherheit verantwortlich ist. Eine Abfrage habe ergeben, dass sich mehr als die Hälfte, laut Bauer "eher 70 Prozent", der rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter impfen lassen möchten. Das sei natürlich auch im betrieblichen Interesse. Derzeit arbeite man an einem Impfplan. Die Impfungen sollen allesamt während der Arbeitszeit an einem Freitag stattfinden, mögliche Nebenwirkungen so über das Wochenende abklingen.

"Das ist natürlich ein heikles Thema", findet Joachim Prölß, Werksleiter bei GKN Sinter Metals in Bad Brückenau. "Grundsätzlich sehen wir das absolut positiv und ich will das auch gerne unterstützen, wenn die Möglichkeit da ist." Nur fehle noch der Impfstoff. Das Unternehmen sei im Austausch mit seinem betriebsärztlichen Dienst, habe aber noch keinen Zugriff auf die begehrten Impfdosen, so Prölß, der die Bereitschaft zum betrieblichen Impfen in der Belegschaft auf 40 bis 50 Prozent schätzt. Beim Hersteller von Pulvermetallerzeugnissen sind rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Knapp 500 Menschen arbeiten bei Nipro in Münnerstadt. Das Unternehmen zählt zu denen, die wirtschaftlich gut durch die Krise kommen. Der Glaswarenhersteller produziert unter anderem Fläschchen für die begehrten Impfdosen. Für die Impfung der eigenen Belegschaft befinde man sich in der Planung: "Wir hoffen, dass wir Mitte Juni anfangen können", sagt Personalleiterin Angelika Schäffel. Derzeit finde eine Abfrage zur Impfbereitschaft im Unternehmen statt. "Sofern uns genügend Impfstoff zugeteilt wird, wollen wir auch jeden impfen, der das möchte", so Schäffel.

Beim Münnerstädter Glaswarenfabrikanten Nipro bereitet man sich auf die  betrieblichen Impfungen vor.
Foto: Archiv Isolde Krapf | Beim Münnerstädter Glaswarenfabrikanten Nipro bereitet man sich auf die  betrieblichen Impfungen vor.

Bauunternehmer Peter Heil hat schon frühzeitig für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Eltingshausen vorgesorgt. "65 Personen sind schon geimpft, weitere 26 haben wir in der Pipeline. Wir sind schon seit Anfang Mai am Impfen", sagt Personalleiterin Beate Glatt. Dabei handle es sich allerdings um keine betriebsärztlichen Impfungen, man habe nach Wegfall der strikten Priorisierung lediglich die Koordination für die rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen. 91 davon haben sich, laut Glatt, für die Impfungen, die während der Arbeitszeit bei nahegelegenen Hausarzt-Praxen vollzogen wurden, gemeldet.

"Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn die Betriebsärzte in die Impfungen eingebunden werden", teilt der stellvertretende Landrat Emil Müller mit. Allerdings, so betont er, könne der Impffortschritt im Landkreis nur beschleunigt werden, wenn es dafür zusätzlichen Impfstoff gebe. Im Bad Kissinger Impfzentrum werden derzeit lediglich Zweitimpfungen durchgeführt, weil nicht mehr Dosen zur Verfügung stehen. An den Impfzentren dürfen keine Erstimpfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca durchgeführt werden.

Woher kommt der Impfstoff?

Welchen Impfstoff bekommen die Betriebsärzte? Und aus welchem Kontingent soll er stammen? Für die erste Woche können pro Arzt oder Ärztin maximal 804 Dosen bestellt werden, ausschließlich Biontech-Wirkstoff, erklärt Dr. Diethard Dittmar, stellvertretender Leiter des Bad Kissinger Impfzentrums und Betriebsarzt für verschiedene kleinere Unternehmen.

Was vielversprechend klingt, sieht in der Praxis allerdings anders aus. "Ich habe für die erste Woche zwölf Impfdosen bekommen", sagt der Mediziner. "Der Kuchen ist gleich groß, wird aber in kleinere Stückchen verteilt. Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, beim Impfzentrum zu bleiben. Dort ist man inzwischen eingespielt. So wird bei den Unternehmen eine Vorfreude und Erwartungshaltung geweckt, die ich nicht unbedingt erfüllen kann. Die Idee ist grundsätzlich gut, aber irgendwo wird der Impfstoff am Ende ja auch wieder weggenommen."

 
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  • hartwig.schweinfurt@arcor.de
    Der Impfstoff fehlt in den Impfzentren für Prio 1 bis 3. Wer nicht mehr oder nicht in einem Betrieb mit Betriebsarzt arbeitet wird immer weiter auf der Wartebank nach hinten geschoben.ich finde das eine ganz grosse Sau....
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