Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) berichtet in einer Pressemitteilung über eine wichtige Koopperation in Zeiten von Corona. Bei der Nipro PharmaPackaging Germany GmbH (NPG) in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) wird aktuell mit Hochdruck an der Produktion der Glasfläschchen für den Covid-19 Impfstoff gearbeitet. Insgesamt sollen dort 100 Millionen Stück produziert werden. Zwar gibt es noch keinen Impfstoff, liefe die Produktion der Glasfläschchen jedoch erst an, wenn ein wirksamer Schutz gegen das Virus gefunden wurde, würde sich die Verteilung an die Bevölkerung um viele Monate verzögern. Da die Produktion und Verarbeitung von Glas äußerst energieintensiv ist, hält die NPG nach einer Möglichkeit Ausschau, um den Herstellungsprozess zu optimieren und den CO2-Ausstoß zu verringern, so die FHWS in ihrer Pressemitteilung.
Der Lehrstuhl Vermessung und Geoinformatik der FHWS und ihr Kooperationspartner, die Dr. Clauß Bild- und Datentechnik GmbH (CLAUSS), konnte laut Pressemitteilung erfolgreich einen Prototyp herstellen, mit dem die Energieverluste von Industrieanlagen digital erfasst, identifiziert und ausgewertet werden können.
Hierfür wurde ein Gerät entwickelt, dass per Knopfdruck ein sogenanntes 360° x 180° Thermografiepanorama der Umgebung erstellt und somit sämtliche Oberflächentemperaturen erfasst. Mit einem weiteren System lassen sich die Maße der abgebildeten Oberflächen ermitteln, wodurch ein Energieverlust beziffert werden kann.
Die FHWS (Studiengang Vermessung und Geoinformatik) und CLAUSS arbeiten aktuell in dem gemeinsamen Forschungsprojekt „ThermoHead“ an einer Methode, um Energieverluste digital identifizieren und auswerten zu können. Hierfür werden Aufnahmen für die virtuelle Stereophotogrammetrie mit Thermografiepanoramen kombiniert, das die Bestimmung der Abstrahloberfläche sowie der Oberflächentemperatur erlaubt. Ein entsprechendes System soll ab 2021 von CLAUSS vertrieben werden, wodurch ein großflächiger Einsatz möglich wird.
Das neue Verfahren konnte nun erstmals erfolgreich in einem Feldversuch getestet werden: Die Aufnahme und Auswertung der Produktionsanlagen wurde durch die FHWS und CLAUSS verwirklicht. Für die Identifikation vermeidbarer Energieverluste und die Beurteilung des Einsparpotenzials von Energie und CO2 hat sich die gemeinnützige internationale Stiftung „European Industrial Insulation Foundation“ (EIIF) mit Sitz in der Schweiz bereit erklärt. Um schließlich geeignete Gegenmaßnahmen zu erarbeiten, konnte die Innovation-Abteilung von KAEFER mit einbezogen werden. Die unkomplizierte Handhabung des Systems sowie die einfache Auswertung der Daten konnte hier auch die Industrievertreter überzeugen.
Bereits 2015 hat NPG beschlossen, ihre CO2-Emission bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Seitdem ist der CO2-Fußabdruck um über 15 Prozent gesunken. Nun wurde neben weiteren Aktivitäten eine Kooperation mit der FHWS sowie der EiiF gestartet, um bestehende Versorgungs- und Produktionsanlagen besser beurteilen und optimieren zu können. Ziel ist es, die Versorgungsnetze und Bestandsanlagen energieeffizienter mit neueren Dämmsystemen so zu gestalten, dass der CO2-Fußabdruck weiter sinkt. Bereits eine Woche nach der Auswertung der Daten wurden von Seiten der NPG erste Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet. Aufgrund der guten Zusammenarbeit und der hervorragenden Ergebnisse wurde das Projekt nun verlängert, um weiterhin einen aktiven Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel und für die Umwelt leisten zu können.