Seit 93 Jahren ist die Caritas im Bad Bockleter Kurwesen tätig. 2015 verlängerten der Freistaat und die Caritas Einrichtungs gGmbH (Würzburg) ihre Partnerschaft für weitere 15 Jahre. Vermutlich wird diese Zusammenarbeit auch über 2030 hinaus Bestand haben, denn schließlich investiert der Freistaat in sein kleinstes Staatsbad gerade 10,25 Millionen Euro. Das Badehaus ist fertig. Der Wandelgang soll im Frühjahr zugänglich sein.
Am 28. Mai 1925 schloss das Landesfinanzamt erstmals einen Pachtvertrag mit dem Diözesan-Caritasverband ab. 15 Erlöserschwestern wurden damals im Kurhaus mit der Betreuung der Gesundheitsgäste betraut. Im Lauf der Jahrzehnte pachtete die Caritas auch Georg-Schöppner-Sanatorium, Fürstenbau, Küchengebäude, Wilhelmine-Lübke-Haus, Haus Lioba sowie Badehaus und Brunnenbau dazu.
Rückgang der Gästezahlen
Mit den Kurgastzahlen ging es in all den Jahrzehnten, wie andernorts auch, mal auf, mal ab. Eine Zäsur markierte 1996 die Gesundheitsreform, die in den Folgejahren zu einem starken Einbruch der traditionellen Badekur führte. Obwohl sich die Kurgastzahlen in Bad Bocklet später wieder nach oben entwickelten, machte sich speziell bei der Caritas offenbar ein steter Rückgang bemerkbar: Verzeichnete man 2008 noch 23 000 Übernachtungen in den gepachteten Häusern, so gingen diese im Jahr 2015 auf 14 000 zurück, sagt Direktor Uli Dickas im Gespräch mit der Redaktion. Früher hätten sich öfter größere Gruppen in Bad Bocklet im Rahmen von Freizeiten eingemietet. Solche Fahrten gebe es kaum noch. „Die Menschen sind wieder individueller geworden.“
Beim Diözesan-Caritasverband habe man 2015 überlegt, ob man aus Bad Bocklet weggehen soll, sagt Dickas. Die Alternative sei dann das neue Konzept gewesen, das die Verantwortlichen mit Vertretern des Münchner Finanzministeriums diskutierten. Denn der Freistaat hatte schließlich 50 Jahre lang fast nichts mehr in den Unterhalt der Gebäude im Kurgarten investiert. Der Caritasverband machte deshalb größere Umbaumaßnahmen an den gepachteten Gebäuden zur Bedingung dafür, dass die Pläne für einen modernen Kurbetrieb greifen. Der Freistaat willigte ein.
Spiritualität wird großgeschrieben
Die der Caritas anvertrauten Liegenschaften werden nun neu ausgerichtet. Die künftige Marketing-Strategie beschreibt ein „Hotel“ mit Schwerpunkt „Gesundheit und Spiritualität“. Achtsamkeit ist in diesem Konzept, laut Dickas, eine der tragenden Säulen. Im modernen hektischen Berufsleben sei es inzwischen wichtig, bei einer Kur zur Ruhe zu kommen. Manchmal möchte man dann auch einen spirituellen Gesprächspartner haben. Deshalb wurde Pfarrer Matthias Karwath 2017 zum geistlichen Leiter des Bad Bockleter Kurhauses bestellt. Zudem wird im Fürstenbau demnächst die Hauskapelle saniert und es soll bald Mediationsräume geben.
Was die Umbaumaßnahmen angeht, befinde man sich „gerade in der Mitte“, erklärt Dickas. Das neue „Spa Badehaus“ ist fertig und soll ab 2019 zugänglich sein. Dafür investierte der Freistaat knapp fünf Millionen Euro. Dort gibt's nun eine moderne Sauna, die auch öffentlich genutzt werden kann. Das Hausschwimmbad wurde teilrenoviert. Zudem entstanden auf 2300 Quadratmetern Fläche 18 Therapieräume zu den Schwerpunkten Ayurveda-Behandlungen einerseits sowie Kneipp- und Hydrotherapie andererseits.
Markenzeichen für Jüngere?
Das optisch imposanteste Bauwerk ist freilich der neue Wandelgang, der auf dem Gelände zwischen Badehaus und Gästehäusern hochgezogen wurde. Das Grundgerüst aus Metall steht bereits, das Glasdach soll bald aufgebracht werden. Jetzt könnten die Gäste von ihren Zimmern aus im Bademantel zu den Anwendungen ins Badehaus gehen, erklärt der Direktor. In der Vergangenheit hatten sie sich, vor allem im Winter, stets fest einpacken müssen, um die Häuser zu wechseln. Dickas glaubt, dass der gläserne Wandelgang ein „Markenzeichen für die Jüngeren“ wird.
In den Verhandlungen mit dem Freistaat sei der gläserne Verbindungsweg zentrales Thema gewesen. Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm und der verstorbene Bürgermeister Wolfgang Back hätten sich dafür stark gemacht, sagt Dickas. Das führte schließlich sogar dazu, dass man in Sachen Pacht gleich zweimal mit dem Freistaat verhandelte. Zunächst war der Vertrag bis 2025 verlängert worden. Später wurde der Glasgang eigens aufgenommen und man verlängerte die Pacht um weitere fünf Jahre.
Professionelles Marketing
Die Gästezimmer in den Häusern Wilhelmine Lübke, Lioba, Schöppner und im Brunnenhaus sind noch nicht alle fertig. Bis zum Jahr 2021 sollen aus 101 Zimmern 90 werden. 37 von ihnen werden nur teilerneuert, sagt Dickas. Bis April 2019 sollen aber schon 20 komplett sanierte Zimmer bezugsfertig sein. Das gesamt Projekt soll 2021 abgeschlossen sein. Für die künftigen Badegäste wird nun professionelles Marketing eingesetzt, sagt Dickas. Man werde mit Reiseveranstaltern zusammenarbeiten und Hotel-Kooperationen angehen. Nahezu druckfrisch ist auch der neue Hotelprospekt. Es wird künftig eine Rezeption geben, die zwölf Stunden täglich geöffnet ist. „Wir entwickeln uns von einer Pension zum Drei-Sterne-Hotel.“
Ins neue „Kurhaus Bad Bocklet“ kann sich jeder Gesundheitsurlauber einmieten. Wer auch immer eine Auszeit braucht, ist willkommen, sagt Dickas. Daneben wird es aber auch eine spezielle Gäste-Klientel geben: Pflegekräfte aus allen Caritas-Einrichtungen können nun nach Bad Bocklet zur Kur kommen, so Dickas weiter. Angesprochen werden sollen aber auch Pflegekräfte aus anderen Gesundheitseinrichtungen. Zudem will das Kurhaus ein besonderes Angebot auflegen für Menschen, die einen Angehörigen lange pflegten und diesen gerade verloren haben.