Der Schock saß tief, als Bürgermeister Wolfgang Back am Mittwoch im Ratsgremium verkündete, dass die Caritas ihren Pachtvertrag mit dem Freistaat Ende 2014 „kündigte“. Die Caritas Einrichtungs gGmbH (Würzburg) widersprach lediglich der automatischen Vertragsverlängerung zum 31. Dezember, relativiert Geschäftsführer Marco Warnhoff die Aussage des Bürgermeisters am Freitag. Man sei, im Gegenteil, sogar „sehr an der Fortsetzung des Kurbetriebs interessiert“ und habe ein „größeres Konzept“ für den Kurort im Auge. Voraussetzung dafür sind laut Warnhoff jedoch Verhandlungen mit dem Freistaat.
„Wir sind von der Botschaft überrascht worden“, sagt Back auf Anfrage. Zwei Jahre lang hätten Caritas und Freistaat verhandelt. Von staatlicher Seite seien auch „Zugeständnisse“ gemacht worden, weiß Back. „Die Caritas hatte viele Chancen.“
Bei der letzten Verhandlung eine Woche vor der Kommunalwahl habe die gemeinnützige Gesellschaft dann erklärt, dass sie den Vertrag nicht verlängern will. Die Kündigung sei am 31. März erfolgt. Dass es sich dabei um eine „Kündigung“ handelt, weiß er aus Gesprächen mit den Münchnern und hat es vom Ministerium sogar schriftlich. „So geht man nicht mit einem Partner um“, ist Backs Meinung.
Fehlbetrag für die Kommune
Der Freistaat muss jetzt den Betrieb in Bad Bocklet neu ausschreiben, so der Bürgermeister weiter. „Uns fehlen 20 000 Übernachtungen jährlich.“ Was die Kurtaxe und Fremdenverkehrsabgabe angeht, könnte da ein Defizit von 50 000 bis 60 000 Euro pro Jahr zusammenkommen, schätzt der Bürgermeister.
Im Gegensatz zum übergeordneten Konsortialvertrag, den die Gemeinde mit dem Freistaat 2010 für 15 Jahre erneuerte, ist der Pachtvertrag der Caritas mit dem Freistaat für dessen Kureinrichtungen auf vier Jahre angelegt. Er verlängert sich aber automatisch – es sei denn, die Würzburger würden Widerspruch einlegen. Genau das tat die Caritas jetzt, sagt Warnhoff, weil man mit dem Freistaat neu über die gepachteten Gebäude verhandeln will.
Georg-Schöppner-Sanatorium, Fürstenbau, Küchengebäude, Wilhelmine-Lübke-Haus, Badehaus, Haus Lioba sowie Brunnenbau werden von der Würzburger Gesellschaft betrieben, die dort teilweise jedoch „erheblichen Sanierungsbedarf“ ausmachte, so Warnhoff. Einzelne Gebäudeteile seien „kaum noch nutzbar“. So ist beispielsweise das Badehaus, in dem ein Schwimmbad ist, laut Warnhoff „in einem sehr schlechten Zustand“ und kann nur noch zur Hälfte genutzt werden.
Der Unterhalt der Liegenschaften liegt jedoch beim Freistaat. „Die Frage ist, wie gehen wir mit dieser Baulast um?“ Darüber wollen Caritas und Diözesanverband nun voraussichtlich im Mai mit dem Freistaat reden, sagt Warnhoff.
Dabei soll es darum gehen, die „Rahmenbedingungen zu verhandeln“, denn die Caritas will den Kurbetrieb mit 120 Betten und 45 Beschäftigten in Bad Bocklet grundsätzlich weiterführen, bekräftigt der Geschäftsführer.
Darüber hinaus haben die Verantwortlichen ein neues Konzept für die gepachteten Häuser geschmiedet: „Unsere Idee als Caritas ist es, ein betriebliches Gesundheitsmanagement für unsere Mitarbeiter zu schaffen“, sagt Warnhoff, der auch stellvertretender Direktor des Caritasverbands Würzburg ist.
Die berufliche Beanspruchung ist heutzutage enorm, so mancher der 15 000 bis 17 000 Mitarbeiter des gesamten Diözesanverbands bräuchte dann auch mal eine Entlastungsmaßnahme, sagt Warnhoff. Ein solches Gesundheitszentrum für Mitarbeiter der Kirche in Bad Bocklet könnte Abhilfe schaffen. Freilich kann so etwas nach Warnhoffs Angaben nur in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen entstehen.
Über die Verhandlungen mit dem Freistaat will Warnhoff nicht spekulieren. Vermutlich werden sie „nicht ganz leicht“ werden, vermutet er, denn schließlich geht es, was die Gebäude in Bad Bocklet angeht, um Investitionen in Millionenhöhe.