Bad Bocklet
Millionen fürs Kurhaus Bad Bocklet
Der Freistaat stellt der Caritas 10,25 Millionen Euro für Sanierungen zur Verfügung. Die kirchliche Ausrichtung ist deutschlandweit einmalig.
Wer an die katholische Kirche und die Caritas denkt, denkt zunächst an Pflege: Alleine in Unterfranken pflegen 1200 Mitarbeiter rund 1600 Bewohner in in 14 Einrichtungen der "Caritas Einrichtungen gGmbH". Und dann ist da eben noch das Kurhaus in Bad Bocklet, bei dem es sich um eine Einrichtung der Caritas handelt: Seit 1925 hat sie die Gebäude rund um den historischen Kurpark gepachtet. Bis 2030 ist der Pachtvertrag verlängert, im Gegenzug stellt der Freistaat Bayern 10,25 Millionen Euro für die Modernisierung der staatseigenen Gebäude zur Verfügung.
"Für die Caritas ist das einmalig", sagt Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas in Würzburg, zur Einordnung. "Die Diözese Würzburg ist die einzige in ganz Deutschland mit einem solchen Angebot", ergänzt Pfarrer Matthias Karwath, der neben einer halben Stelle in Bad Kissingen geistlicher Leiter des Kurhauses ist. Der 55-jährige Seelsorger kam 2017, im April startet sein spirituelles Angebot. "Im Mittelpunkt steht eine ganzheitliche Begleitung der Menschen unserer Zeit", fasst er die Angebote zusammen. Sie reichen von Meditationen über Exerzitien bis zu Wanderungen und einer Pilgerreise nach Norwegen. Sogar japanische Schwertarbeit leitet Karwath selbst an.
"Caritas steht für Fürsorge und Nächstenliebe", stellt der örtliche Direktor des Kurhauses, Uli Dickas, die Verbindung zur Kur her. Zwei Zielgruppen sind für Bad Bocklet gesetzt: Priester und Ordensleute kommen seit jeher in das kleinste bayerische Staatsbad, um sich zu erholen, dazu sollen verstärkt Angebote für Pflegekräfte, speziell Caritas-Mitarbeiter, kommen. "Stress und Rücken", fasst Georg Sperrle die medizinischen Indikationen von psychischen Erkrankungen bis zu Problemen mit dem Bewegungsapparat zusammen. Daneben ist das Kurhaus ein normales Hotel. Das drückt auch das neue Logo aus: "Balsam für meine Seele" lautet der Slogan, ergänzt durch die Schlagworte "Gesundheit.Spiritualität.Hotel."
"Bad Kissingen kennt jeder, Bad Bocklet ist nicht so bekannt, strahlt dafür aber einfach Ruhe aus", sagt Georg Sperrle. Die historische Verbindung bestehe seit der Entdeckung der Stahl-Quelle durch Pfarrer Johann Georg Schöppner. Balthasar Neumann habe die Gebäude rund um den Kurpark in Form einer Mitra, einer Bischofsmütze angeordnet (siehe Grafik). "Der Freistaat hat das ziemlich runterkommen lassen", erzählt Sperrle aus der Geschichte, und: "Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier ein Altenheim für ausgebombte Würzburger."
"Die Caritas und Bad Bocklet sind eins", bekennt sich auch Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) klar zu dem Pächter. Die Gebäude seien das Herzstück des Kurparks, knapp ein Zehntel der 185 000 Übernachtungen jährlich steuert die Caritas für die Gästestatistik des Staatsbades bei. Neben dem Hotel "Kunzmann" und der Kurklinik gehöre die Caritas damit zu den drei wichtigsten Standbeinen des örtlichen Tourismus'. Deshalb sei ihm bei der Verlängerung des Pachtvertrages bis 2030 auch ein großer Stein vom Herzen gefallen. Die Gemeinde stimme sich mit der Caritas auch über den Bau und die Bewerbung der Angebote eng ab.
"Wir sind in einer Phase der Neuorientierung", beschreibt Georg Sperrle, Geschäftsführer der "Caritas Einrichtungen gGmbH, den Umbruch in Bad Bocklet. Rund 18 000 Übernachtungen verzeichnete das Kurhaus im Schnitt der vergangenen Jahre. Das entspricht bei 130 Betten einer Auslastung von knapp 40 Prozent. "Wenn das hier eine gute Zukunft haben soll, muss investiert werden", stand deshalb vor Jahren fest. Also verhandelte die Caritas mit dem Finanzministerium über einen neuen Pachtvertrag (siehe Titelseite und Info-Kasten).
"Die Caritas verantwortet im Staatsbad Bad Bocklet seit über 90 Jahren den Betrieb des Kurhauses und Durchführung verschiedener Kuranwendungen", teilt das Finanzministerium auf Anfrage mit. Die einzigartige kirchliche Trägerschaft sei kein Problem: "Sie verfügt damit über eine fundierte Erfahrung im Kurgeschäft", heißt es aus München. Die Caritas habe ein Modernisierungskonzept vorgelegt, "dessen Umsetzung für eine erfolgreiche Fortführung des langjährigen Pachtverhältnisses und eine zeitgemäße Angebotspalette einvernehmlich als notwendig erachtet wird". Deshalb investiere der Freistaat in die Modernisierung.
Der Vertrag sehe vor, dass die Caritas dem Freistaat Pläne und Konzepte für Bau, Ausstattung und Kostenentwicklung vorlege. "Nach erfolgter Zustimmung obliegen sowohl Planung als auch Durchführung der Maßnahme der Caritas." Auch das Risiko liege beim Pächter: "Entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen werden etwaige Mehrkosten vom Staat nicht übernommen", stellt das Finanzministerium klar.
Bereits seit Herbst 2016 wird das frühere Kurmittelhaus komplett umgekrempelt: Auf 2300 Quadratmetern entstehen für rund vier Millionen Euro Saunen und Anwendungskabinen für Physiotherapie, Kneippen oder Ayurveda. Nur die Außenwände und das 13 mal 7 Meter große Schwimmbecken blieben erhalten. Eigentlich sollte das in "Spa-Badehaus" umbenannte Gebäude im April fertig werden. Weil jedoch die Decken zwischen Erd- und Obergeschoss wider Erwarten ausgewechselt werden mussten, und wegen der guten Auftragslage im Baugewerbe verschiebt sich die Eröffnung um einige Monate.
Im Sommer soll es dann nahtlos mit dem Fürstenbau weitergehen: Die Verwaltung zieht vorübergehend ins Spa-Badehaus um, im Erdgeschoss entsteht eine große Hotel-Lobby, die spirituelle Ausrichtung drückt sich in einer neuen Kapelle im Obergeschoss aus. Insgesamt fallen auch elf der aktuell 101 Gästezimmer weg, die Betten-Zahl reduziert sich von 130 auf 120. Teil des zweiten Bauabschnitts mit einem Volumen von 5 Millionen Euro ist auch ein Wandelgang, der die Gästezimmer bis Ende 2019 barrierefrei mit dem Spa-Badehaus verbinden soll. In einem dritten Bauabschnitt werden danach die restlichen 18 Zimmer im Brunnenbau generalsaniert.
Der Freistaat investiert übrigens nicht nur ins Kurhaus: Im Doppelhaushalt 2017/2018 seien auch Verkehrssicherungs- und Umgestaltungsmaßnahmen im Kurpark, die Erneuerung der Treppenanlage vor dem Fürstenbau und Sanierungsmaßnahmen im Lesesaal vorgesehen.
Entstehung Bocklet wurde im Jahr 1122 erstmals in einer Stiftungsurkunde des Klosters Aura erwähnt. Im Jahr 1724 entdeckte der Aschacher Pfarrer Johann Georg Schöppner die eisenhaltige Heilquelle. Bereits ein Jahr später beauftragte der Würzburger Fürstbischof seinen Baumeister Balthasar Neumann, einen Kurpark anzulegen. 1754 kam ein erstes Badehaus dazu, Fürsten-, Saal- und Brunnenbau entstanden in den Jahren 1787 bis 1795. 1803 wurde Bocklet säkularisiert. Seit 1814 gehört der Ort zum Königreich Bayern. Der Blüte in der Biedermeierzeit folgte ein Niedergang, 1913 kamen nur noch 16 Kurgäste ins Staatsbad.
Verpachtung Der damalige Diözesan-Caritasverband unterzeichnete am 28. Mai 1925 den Pachtvertrag mit dem Freistaat Bayern. Am 19. Juli weihte Bischof Matthias Ehrenfried die renovierten Kur-Gebäude "dem Dienst christlicher Nächstenliebe an kranken und leidenden Menschen". 1937 erhielt Bocklet den Bad-Titel. Die Quelle wurde im Jahr 1947 neu gebohrt, das neue Badehaus baute der Freistaat Bayern 1954, im Jahr 1960 folgte die neue Wandelhalle.
Verlängerung Im September 2014 verlängerte der Freistaat den Pachtvertrag zunächst bis 2025 und sicherte Investitionen von 8 Millionen Euro zu. 2016 wurde der Betrag um 2,25 Millionen Euro aufgestockt, dafür läuft der Vertrag bis 2030.
"Für die Caritas ist das einmalig", sagt Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas in Würzburg, zur Einordnung. "Die Diözese Würzburg ist die einzige in ganz Deutschland mit einem solchen Angebot", ergänzt Pfarrer Matthias Karwath, der neben einer halben Stelle in Bad Kissingen geistlicher Leiter des Kurhauses ist. Der 55-jährige Seelsorger kam 2017, im April startet sein spirituelles Angebot. "Im Mittelpunkt steht eine ganzheitliche Begleitung der Menschen unserer Zeit", fasst er die Angebote zusammen. Sie reichen von Meditationen über Exerzitien bis zu Wanderungen und einer Pilgerreise nach Norwegen. Sogar japanische Schwertarbeit leitet Karwath selbst an.
"Fürsorge und Nächstenliebe"
"Caritas steht für Fürsorge und Nächstenliebe", stellt der örtliche Direktor des Kurhauses, Uli Dickas, die Verbindung zur Kur her. Zwei Zielgruppen sind für Bad Bocklet gesetzt: Priester und Ordensleute kommen seit jeher in das kleinste bayerische Staatsbad, um sich zu erholen, dazu sollen verstärkt Angebote für Pflegekräfte, speziell Caritas-Mitarbeiter, kommen. "Stress und Rücken", fasst Georg Sperrle die medizinischen Indikationen von psychischen Erkrankungen bis zu Problemen mit dem Bewegungsapparat zusammen. Daneben ist das Kurhaus ein normales Hotel. Das drückt auch das neue Logo aus: "Balsam für meine Seele" lautet der Slogan, ergänzt durch die Schlagworte "Gesundheit.Spiritualität.Hotel."
Pfarrer entdeckte die Heilquelle
"Bad Kissingen kennt jeder, Bad Bocklet ist nicht so bekannt, strahlt dafür aber einfach Ruhe aus", sagt Georg Sperrle. Die historische Verbindung bestehe seit der Entdeckung der Stahl-Quelle durch Pfarrer Johann Georg Schöppner. Balthasar Neumann habe die Gebäude rund um den Kurpark in Form einer Mitra, einer Bischofsmütze angeordnet (siehe Grafik). "Der Freistaat hat das ziemlich runterkommen lassen", erzählt Sperrle aus der Geschichte, und: "Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier ein Altenheim für ausgebombte Würzburger."
"Die Caritas und Bad Bocklet sind eins", bekennt sich auch Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) klar zu dem Pächter. Die Gebäude seien das Herzstück des Kurparks, knapp ein Zehntel der 185 000 Übernachtungen jährlich steuert die Caritas für die Gästestatistik des Staatsbades bei. Neben dem Hotel "Kunzmann" und der Kurklinik gehöre die Caritas damit zu den drei wichtigsten Standbeinen des örtlichen Tourismus'. Deshalb sei ihm bei der Verlängerung des Pachtvertrages bis 2030 auch ein großer Stein vom Herzen gefallen. Die Gemeinde stimme sich mit der Caritas auch über den Bau und die Bewerbung der Angebote eng ab.
"Wir sind in einer Phase der Neuorientierung", beschreibt Georg Sperrle, Geschäftsführer der "Caritas Einrichtungen gGmbH, den Umbruch in Bad Bocklet. Rund 18 000 Übernachtungen verzeichnete das Kurhaus im Schnitt der vergangenen Jahre. Das entspricht bei 130 Betten einer Auslastung von knapp 40 Prozent. "Wenn das hier eine gute Zukunft haben soll, muss investiert werden", stand deshalb vor Jahren fest. Also verhandelte die Caritas mit dem Finanzministerium über einen neuen Pachtvertrag (siehe Titelseite und Info-Kasten).
"Die Caritas verantwortet im Staatsbad Bad Bocklet seit über 90 Jahren den Betrieb des Kurhauses und Durchführung verschiedener Kuranwendungen", teilt das Finanzministerium auf Anfrage mit. Die einzigartige kirchliche Trägerschaft sei kein Problem: "Sie verfügt damit über eine fundierte Erfahrung im Kurgeschäft", heißt es aus München. Die Caritas habe ein Modernisierungskonzept vorgelegt, "dessen Umsetzung für eine erfolgreiche Fortführung des langjährigen Pachtverhältnisses und eine zeitgemäße Angebotspalette einvernehmlich als notwendig erachtet wird". Deshalb investiere der Freistaat in die Modernisierung.
Der Vertrag sehe vor, dass die Caritas dem Freistaat Pläne und Konzepte für Bau, Ausstattung und Kostenentwicklung vorlege. "Nach erfolgter Zustimmung obliegen sowohl Planung als auch Durchführung der Maßnahme der Caritas." Auch das Risiko liege beim Pächter: "Entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen werden etwaige Mehrkosten vom Staat nicht übernommen", stellt das Finanzministerium klar.
Mehr Wellness im Badehaus
Bereits seit Herbst 2016 wird das frühere Kurmittelhaus komplett umgekrempelt: Auf 2300 Quadratmetern entstehen für rund vier Millionen Euro Saunen und Anwendungskabinen für Physiotherapie, Kneippen oder Ayurveda. Nur die Außenwände und das 13 mal 7 Meter große Schwimmbecken blieben erhalten. Eigentlich sollte das in "Spa-Badehaus" umbenannte Gebäude im April fertig werden. Weil jedoch die Decken zwischen Erd- und Obergeschoss wider Erwarten ausgewechselt werden mussten, und wegen der guten Auftragslage im Baugewerbe verschiebt sich die Eröffnung um einige Monate. Im Sommer soll es dann nahtlos mit dem Fürstenbau weitergehen: Die Verwaltung zieht vorübergehend ins Spa-Badehaus um, im Erdgeschoss entsteht eine große Hotel-Lobby, die spirituelle Ausrichtung drückt sich in einer neuen Kapelle im Obergeschoss aus. Insgesamt fallen auch elf der aktuell 101 Gästezimmer weg, die Betten-Zahl reduziert sich von 130 auf 120. Teil des zweiten Bauabschnitts mit einem Volumen von 5 Millionen Euro ist auch ein Wandelgang, der die Gästezimmer bis Ende 2019 barrierefrei mit dem Spa-Badehaus verbinden soll. In einem dritten Bauabschnitt werden danach die restlichen 18 Zimmer im Brunnenbau generalsaniert.
Investitionen in den Kurpark
Der Freistaat investiert übrigens nicht nur ins Kurhaus: Im Doppelhaushalt 2017/2018 seien auch Verkehrssicherungs- und Umgestaltungsmaßnahmen im Kurpark, die Erneuerung der Treppenanlage vor dem Fürstenbau und Sanierungsmaßnahmen im Lesesaal vorgesehen.Entstehung Bocklet wurde im Jahr 1122 erstmals in einer Stiftungsurkunde des Klosters Aura erwähnt. Im Jahr 1724 entdeckte der Aschacher Pfarrer Johann Georg Schöppner die eisenhaltige Heilquelle. Bereits ein Jahr später beauftragte der Würzburger Fürstbischof seinen Baumeister Balthasar Neumann, einen Kurpark anzulegen. 1754 kam ein erstes Badehaus dazu, Fürsten-, Saal- und Brunnenbau entstanden in den Jahren 1787 bis 1795. 1803 wurde Bocklet säkularisiert. Seit 1814 gehört der Ort zum Königreich Bayern. Der Blüte in der Biedermeierzeit folgte ein Niedergang, 1913 kamen nur noch 16 Kurgäste ins Staatsbad.
Verpachtung Der damalige Diözesan-Caritasverband unterzeichnete am 28. Mai 1925 den Pachtvertrag mit dem Freistaat Bayern. Am 19. Juli weihte Bischof Matthias Ehrenfried die renovierten Kur-Gebäude "dem Dienst christlicher Nächstenliebe an kranken und leidenden Menschen". 1937 erhielt Bocklet den Bad-Titel. Die Quelle wurde im Jahr 1947 neu gebohrt, das neue Badehaus baute der Freistaat Bayern 1954, im Jahr 1960 folgte die neue Wandelhalle.
Verlängerung Im September 2014 verlängerte der Freistaat den Pachtvertrag zunächst bis 2025 und sicherte Investitionen von 8 Millionen Euro zu. 2016 wurde der Betrag um 2,25 Millionen Euro aufgestockt, dafür läuft der Vertrag bis 2030.
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