Sieben Jahre später noch immer kein endgültiger Abschied. Dafür diesmal Tournee-Station Bad Kissingen . Kurstadt mit Herz. Mekka der Zipperlein für die längst Verrenteten. Eine logische Entwicklung der Tourneeplanung. Ein logischer Textanfang schon vor Konzertbeginn.
Wild, hart und voller Kraft
Dann steht man mit den rund 6000 Fans auf der ausgedörrten Wiese des Luitpoldparks, schwitzt im Angesicht von locker über 30 Grad am Abend den ersten Gitarrentönen entgegen, hält den wackligen Bierbecher in der Hand und sieht sich so etwas wie dem guten Durchschnitt der Republik gegenüber: Natürlich sind die Mitstreiter dabei, die Ende der Siebziger ihre donnernde, stählerne Jugend feierten. Aber die Söhne- und Töchter-Generation steht daneben, die sich überzeugen lassen will, dass auch die Eltern einmal ganz anders waren: Wild, hart und von einer Kraft erfüllt, die die Welt auf den Kopf hätte stellen können. Manche können es nicht lassen und müssen die schwarzen Fan-Shirts tragen, die sich über Männerbäuche wölben. Anderen sieht man an, dass die Begeisterung für die härtesten Gitarrenriffs und wildesten Trommelsoli mit jedweder bürgerlichen Karriere in Einklang zu bringen sind. Alt und Jung in diesem schwül-sommerlichen Park-Idyll zeigen, dass über wilde Gitarrenläufe der Generationenvertrag hält.
Eine spektakuläre Helikopterfahrt über eine fiktive Großstadt mit ihren Häuserschluchten wie aus einem hyperrealistischen Computerspiel eröffnet das Konzert. Das sieht fein aus für das "Child of tomorrow" aus dem "Wind of Change"-Song, hat mit dem Rest des Abends aber nichts zu tun. "Is there anybody there" noch aus den Siebzigern ist der kraftvolle Opener, der sogar so etwas wie einen Reggae-Rhythmus in den Luitpoldpark grooved.
Die gute Seele der Scorpions
Man hört schnell, dass die Stimme von Klaus Meine , immerhin frische 70 Jahre alt seit Mai dieses Jahres, die kraftvollste nicht mehr ist, obwohl sie im zweiten Teil des Konzerts noch einiges an Prägnanz und Durchsetzungsvermögen gewinnt und immer wieder diesen Reiz des Metallischen in den hohen Lagen entwickelt. Aber Meine ist zuvörderst die gute Seele der Scorpions. Wenn er sich mit dem immer freundlichen Lächeln bedeutungsvoll auf die Brust klopft und möchte, dass das Publikum niemandem folgen soll als seinem eigenen Herzen, dann folgt man eben dieser Weisheit.Musikalisch haben andere das Sagen bei den Scorpions. Mathias Jabs, seit 1979 ununterbrochen Leadgitarrist der weltberühmten Hannoveraner, begeistert ein ums andere Mal mit seinem druckvollen, stilprägenden Spiel und starken Soli, die er seit vier Jahrzehnten dem Publikum in die Boxen speist. Das macht bei den explosiven, harten Heavy-Metal-Nummern genauso Spaß wie bei den Meisterstücken der Scorpions für jedermann, den Rock-Balladen, zum Beispiel vom Schlage eines "We built this house on a rock" aus dem 2015er-Album. Das Haus der Band-Geschichte ist, wie jede ordentliche Liebesgeschichte, auf Fels gebaut. Welch biblischer Tonfall im Alterswerk der Scorpions!
In den 70er Jahren oft in Franken
Klaus Meine und seine Jungs fühlen sich wohl in Bad Kissingen . Schließlich sind sie in den Siebzigern oft genug mit dem Bus von Hannover hinunter ins Fränkische getingelt. Bad Kissingen , Schweinfurt, Premich oder die Diskothek in Heustreu waren Stationen der Ochsentour zur Weltkarriere. Da durfte der nette Gruß durchs Bühnenmikro an Jürgen Fechter aus Wildflecken nicht fehlen, für zwei Jahre als Drummer der Band in den Anfangsjahren.Rudolf Schenker ist der Bandleader im Hintergrund, die Kamera für die Videoprojektionen erfasst ihn gar nicht so oft. Dafür umso mehr den Drummer Mikkey Dee . 20 Jahre hat er bei Motörhead getrommelt. Seit zwei Jahren heizt er bei den Scorpions ein und man weiß nicht, ob das Trommeln anstrengender für ihn ist oder das Hin- und Herwerfen der blondierten Wuschelhaare. Sein Motörhead-Drum-Solo jedenfalls dürfte noch den Regentenbau leicht erzittern lassen haben.
Zu hören waren ansonsten all die Songs, die den Scorpions den Platz im Rockhimmel sichern. "Send me an Angel" gehört dazu, natürlich darf der Klassiker "Wind of Change" nicht fehlen, der auch ohne Wunderkerzen oder Feuerzeuge das Herz rührt. Zwei Stunden rocken die Herren im gesetzten Alter die Bad Kissinger Erholungsinsel. Am Ende erklingt das "Rock you like a hurricane", wobei beim Hurrikan kein laues Lüftchen weht im immer noch schwülwarmen Luitpoldpark. Das Publikum tut sich fast schwer mit wirklich lautstarken Zugaberufen. Macht sich das mehrheitlich gesetztere Alter in den Rängen doch bemerkbar? Zum Glück nicht auf der Bühne. Dort wissen die Ergrauten, dass Rock-Musik von nichts als der Sehnsucht nach immerwährender Jugend handelt. Gerhard Fischer
Die Scorpions
Wer Die Scorpions sind eine deutsche Rock- und Heavy-Metal Band. Sie wurde 1965 zuerst unter dem Namen "Nameless" gegründet, ein Jahr später bekam sie ihren heutigen Namen.
Erfolg Mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern und 50 Jahren auf der Bühne gehören die Scorpions zu den erfolgreichsten und langlebigsten Bands der Musikgeschichte . In 80 Ländern gab die Band Konzerte (Quelle: Wikipedia ). eik