
30 Sekunden. So lange dauerte die Sprengung der Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) im August 2024. Daran erinnerte Christian Kühn, Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), am Freitag beim "3. Forum Endlagersuche" vor rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Würzburger Vogel Convention Center.
Eine ganze Generation lang aber werde es dauern, bis die Wissenschaft einen sicheren Ort für den hochradioaktiven Atommüll in Deutschland gefunden haben wird. Und erst dann könnten die 54 Castor-Behälter aus Grafenrheinfeld in das zentrale Endlager transportiert werden, sagte Kühn.
Warum auch Gebiete Unterfrankens noch als mögliche Standorte für ein Atom-Endlager infrage kommen, erklärt Dagmar Dehmer, Kommunikationsleiterin bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), im Interview.

Dagmar Dehmer: Nein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen die Flächen, die in der Karte orange markiert wurden, zwar als "ungeeignet" an. Aber tatsächlich als Standort für ein Endlager ausgeschieden sind die Gebiete noch nicht. Das ist erst der Fall, wenn alle 90 Teilgebiete Deutschlands kategorisiert worden sind, wenn die BGE geeignete Standortregionen vorgeschlagen hat und wenn schließlich der Bundestag per Gesetz die Standortregionen festlegt, die im nächsten Schritt oberirdisch näher erkundet werden sollen.
Dehmer: Das als "ungeeignet" eingestufte Gebiet erstreckt sich über 32.000 Quadratkilometer über Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der Untergrund besteht aus kristallinem Wirtsgestein. Mit anderen Worten: Granit. Es entstand vor mehr als 360 Millionen Jahren, zur Zeit des Urkontinents Pangaea. Damals ist der Untergrund aufgrund der großen Hitze aus dem Erdinneren geschmolzen und wieder zu Gestein erstarrt. Eigentlich sind diese Tiefengesteine aufgrund ihrer hohen Dichtigkeit, Festigkeit und dem hohen Druck für ein Endlager geeignet - aber nicht hier, weil sie tiefer als 1300 Meter unter der Erde liegen.
Dehmer: Ja und nein. Wir suchen einen sicheren Ort in einer Tiefe zwischen 300 und 1500 Metern. In Granit, Salz oder Ton. Der Atommüll muss so tief eingeschlossen sein, dass theoretisch eine Eiszeit an der Oberfläche stattfinden könnte, ohne dass das Endlager zerstört wird. Aber es darf auch nicht zu tief sein. Pro 100 Meter wird es unter der Erde 3 Grad wärmer. 800 Meter unter der Erde herrschen etwa 30 Grad. Bei 1500 Metern sind es 45 bis 50 Grad. Und wir wollen dort Abfälle lagern, die selbst Hitze erzeugen, sobald bestimmte Zerfallsprozesse in den Behältern in Gang kommen. Je heißer es wird, desto höher ist das Risiko, dass sich die Rückhaltefähigkeit des Gesteins im Untergrund verschlechtert.
Dehmer: Eine Million Jahre. Dann ist ein Großteil der radioaktiven Strahlung zerfallen.
Dehmer: Die Dichtigkeit könnte nachlassen. Dann könnten sich Radionuklide mithilfe von Wasser oder Gas im Untergrund bewegen. Damit das nicht passiert, prüfen wir den Untergrund so aufwändig.
Dehmer: Ja. Es gibt verschiedene Konzepte, je nachdem, wo wir den Atommüll lagern werden. Kristallines Gestein ist sehr hart. Dort könnten Hohlräume oder Risse entstehen, wenn wir ein Bergwerk errichten. Daher müsste um die Behälter herum eine abdichtende Schicht eingebracht werden. Etwa aus Bentonit, einem Gestein, das ähnliche Eigenschaften hat wie Ton. Und die Behälter selbst müssen natürlich sehr, sehr lange halten.
Dehmer: Es geht um 1900 Behälter mit 10.500 Tonnen Schwermetall. Das sind umgerechnet etwa 27.000 Kubikmeter. Nur die hochradioaktiven Abfälle, das sind etwa fünf Prozent des gesamten Atommülls, sind für das Endlager vorgesehen. Dazu zählen beispielsweise die abgebrannten Brennelemente aus den Atomkraftwerken.
Dehmer: Nein. Für die Endlagerung reicht ein Bergwerk auf einer Fläche von sechs bis acht Quadratkilometern unter Tage. Und wenn zum Beispiel 800 Meter Gestein zwischen Ihnen und dem Atommüll liegen, geht es Ihnen gut! Aber die konkrete Planung des Bergwerks wird noch dauern. Aktuell wurden erst 18 Prozent der Teilgebiete in Deutschland als ungeeignet eingestuft.
Dehmer: In einem Jahr werden wir den nächsten Zwischenstand präsentieren. Bis 2027 wollen wir die Regionen bestimmen, die wir für gut geeignet halten. Dort werden dann Regionalkonferenzen für die Bevölkerung stattfinden und nach dem Parlamentsbeschluss auch Bohrungen gemacht.
Dehmer: Zwischen 5 und 15.
Dehmer: Selbstverständlich. Etwa 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten gerade daran, den sichersten Ort in Deutschland zu finden - sowie viele weitere Institutionen, die extern deren Zwischenergebnisse überprüfen.
Dehmer: Natürlich kann über der Erde mehr passieren als unter der Erde. Doch die massiven Gusseisen-Behälter, in denen der Atommüll gelagert wird, sind sicher. Ein Flugzeug könnte darauf fallen und sie gingen nicht kaputt.
PS: Der erste, sehr teure Versuch Asse hat schon mal nicht geklappt
https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Marodes-Atommuell-Endlager-Asse-Der-lange-Weg-zur-Raeumung,asse1410.html
Leider wird nicht erklärt, was weiße Flächen bedeuten und mit welchen Farben geeignete Flächen dargestellt werden.
Wenn die weißen Flecken geeignet sind, gibt es einige geeignete Flächen in Unterfranken.
Das hätte die BGE aber auch gleich dazu schreiben können ...
Ich hatte die selben Fragen.
Hr. Zink, vielen Dank für Ihre Frage;
Fr. Kleinhenz, vielen Dank für Ihre Erklärung!!
Eine moderne Form der Kolonialisierung, kein Wunder dass sich die südlichen Staaten der Erdkugel in Richtung Russland und China abwenden von uns.
L. Hofmann
Wollen Sie etwa jedem Asylanten ein Stück ratioaktiven Stahl mit geben???
Ein Endlager jedenfalls nicht.
Sollten diese als geeignet benannt werden, dann kann da auch endgelagert werden. Ist doch selbstverständlich!!
Das ist übrigens für a l l e Regionen Deutschlands die geeignet sind, nicht nur für Unterfranken
Viel gerechter wäre als Standort:
- Wo wohnen die politischen Entscheider, Wähler und Befürworter von damals?
oder
- Wo wohnen die politischen Entscheider, Wähler und Befürworter der Bundestagswahl 2025 die für den Wiedereinstieg sind?
oder
- Wo sitzt die Großindustrie, die überwiegend vom hochsubventionierten Atomstrom profitierte und jetzt wieder profitieren möchte?
Aber es zählen bei der BASE überwiegend geologische Gründe. Würde die Bevölkerungsdichte mehr herangezogen würde die gesamte BRD als Endlager und Betrieb von AKW vermutlich schlecht abschneiden. Ganz Europa tut sich da deshalb schwer und es gibt nur wenige Ansätze bisher (bis auf die Schweiz, die will an die deutsche Grenze! Auch eine Lösung?)