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Bad Kissingen
Kein Handyverbot mehr: Was man an den Schulen im Landkreis Bad Kissingen von der Lockerung hält
Striktes Handyverbot an bayerischen Schulen: Diese Regelung soll bald der Vergangenheit angehören. Doch ist das auch sinnvoll? Beteiligte sind geteilter Meinung.
Tippen statt Rechnen: Eine Lockerung des Handyverbotes an bayerischen Schulen könnte im Schulalltag für Herausforderungen sorgen. Doch ist das Verbot noch zeitgemäß?
Foto: Sven Hoppe | Tippen statt Rechnen: Eine Lockerung des Handyverbotes an bayerischen Schulen könnte im Schulalltag für Herausforderungen sorgen. Doch ist das Verbot noch zeitgemäß?
Lilli Schaule
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:56 Uhr

An Bayerns Schulen herrscht grundsätzlich Handyverbot. Nur für Unterrichtszwecke dürfen die Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone aus der Tasche holen - noch. Denn ab dem neuen Schuljahr sollen die Schulen den Umgang auch während der unterrichtsfreien Zeit individuell regeln dürfen. Ausgenommen sind davon dann nur Grundschulen und Grundschulstufen an Förderschulen.

Ein Testversuch an bayerischen Schulen hat gezeigt, wie unterschiedlich die Sache betrachtet wird. Ein überfälliger Schritt oder eine weitere Herausforderung im Schulalltag? Schulleiterinnen und -leiter im Landkreis Bad Kissingen sind geteilter Meinung.

Soziales Miteinander könnte leiden, Mobbing wird nicht ausgeschlossen

"Eine gelockerte Handynutzung bewirkt weniger Interaktion zwischen den Schulkindern", sagt Monika Horcher, Konrektorin an der Hammelburger Mittelschule. Durch die Corona-Beschränkungen der letzten Jahre brauchen die Kinder und Jugendlichen das soziale Miteinander mehr als je zuvor, führt sie aus. Auch Rektor Detlef Haas von der Mittelschule Bad Bocklet betrachtet die "analoge Kommunikation zwischen den Schülern" als äußerst wichtig und lehnt eine Lockerung ab. "Vor Unterrichtsbeginn und nach Schulschluss sind die Kinder nur am Handy. Während der Schulzeit ist es deshalb umso wichtiger, dass sie sich miteinander beschäftigen", sagt auch Schulleiter Christian Buchner von der Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburg.

"Man sollte sich in der Schule lieber auf seine Freunde und Mitmenschen konzentrieren."
Anastasia, Zehntklässlerin an der Realschule Bad Kissingen

"Unfug kann nicht vermieden werden", gibt er als weitere Befürchtung an, sollte die Handynutzung während der Pausen gestattet werden. Schulkinder könnten unangebrachte Fotos von ihren Mitschülerinnen und -schülern schießen und sie auf den Sozialen Netzwerken verbreiten, so der Schulleiter. Die Pausenaufsichten würden mit der Kontrolle nicht mehr nachkommen, befürchtet er, wie auch eine Zunahme von Mobbing. Auch Horcher und Haas sind sich sicher, dass einige der Kinder das Handy nicht sinnvoll benutzen würden.

Doch es gibt auch andere Stimmen: Peter Rottmann, Schulleiter am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt, begrüßt die neue Entscheidungsfreiheit: "Die alte Lösung ist schwierig geworden, da man sich nicht mehr zeitgemäß bewegt", so Rottmann. Er setze auf gutes Miteinander und Vertrauen innerhalb seiner Schulgemeinschaft.

"Ich bin mir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler verantwortungsbewusst mit ihren Smartphones umgehen und keinen Unfug anstellen", sagt der Schulleiter. Stefan Bub, Leiter des Bad Brückenauer Gymnasiums, empfindet das strikte Verbot ebenfalls nicht mehr als zeitgemäß: Informationen vom Schwarzen Brett abzufotografieren oder als Oberstufenschüler in der Mittagspause am Handy zu sein, sei für ihn legitim.

Rosa, Anastasia und Henri sind gegen eine Lockerung des Handyverbots

Und was denken die, die unmittelbar von der Neuregelung betroffen sein werden? Jugendlichen wird oft nachgesagt, dass sie ständig am Handy hängen und die digitale Kommunikation der analogen vorziehen. Rosa (15) und Anastasia (16) besuchen die zehnte Klasse an der Bad Kissinger Realschule und beweisen das Gegenteil. Sie sind gegen die Lockerung des Handyverbots. "Man sollte sich in der Schule lieber auf seine Freunde und Mitmenschen konzentrieren", meint Anastasia.

Auch Rosa findet, dass man in der Pause lieber an die frische Luft gehen und mit seinen Freunden reden sollte. Sie sieht allerdings auch positive Aspekte einer möglichen Lockerung: "Wenn man Fragen zum Unterrichtsstoff der nächsten Stunde hat, kann man das schnell googeln."

Emily könnte zum Abschalten Musik hören

Der 17-jährige Henri besucht das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen. Auch er spricht sich gegen die Handynutzung in den Pausen aus. "Jeder würde nur noch ins Handy schauen", meint der Elftklässler. In längeren Unterrichtsunterbrechungen wie Freistunden oder Mittagspausen würde er aber gerne sein Smartphone benutzen. Die Zeit könne so besser überbrückt werden.

Auch bei Schülerinnen und Schülern gehen die Meinungen auseinander: Die 15-jährige Emily aus der zehnten Klasse der Realschule Bad Kissingen begrüßt die mögliche Lockerung. "In der Pause könnte ich dann Musik hören, um etwas abzuschalten", sagt sie. Außerdem könnten Schülerinnen und Schüler daheim bescheid sagen, wenn die letzte Stunde ausfällt und sie früher nach Hause kommen.

Schulversuch als Basis für Neuregelung

Der Vorschlag des Kultusministeriums, Schulen künftig selbst Regelungen zur Handynutzung aufstellen zu lassen, basiert auf dem Schulversuch "Private Handynutzung an Schulen", an dem von 2018 bis 2020 insgesamt 135 bayerische (davon 16 unterfränkische) Schulen teilnahmen. Diese konnten den Schülern erlauben, ihre Smartphones in der unterrichtsfreien Zeit privat zu nutzen. Die genaue Umsetzung der Gesetzeslockerung war den Schulen überlassen. Während und nach dem Versuch sammelte das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) Daten und Meinungen, u.a. durch Umfragen. Das Ergebnis: Unter Einbeziehung der jeweils gesamten Schulgemeinschaft sollen Schulen ab dem Schuljahr 2022/23 eigene Leitlinien zur Handynutzung festlegen.
Quelle: Bayerisches Kultusministerium
 
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    Einer Lockerung zuzustimmen ist von den Leitern Peter Rottman (Münnerstädter Gymnasium) und Stefan Bub(Brückenauer Gymnasium) einfach als unfassbar zu bezeichnen. Man darf also annehmen, dass die Beiden selbst gerne immer online sein wollen. Von beiden Schulleiter erwarte ich eine Ablehnung der Lockerung. Gleiches darf man auch für die Lehrer an den Schulen erwarten. Selbst Schüler, wie man lesen kann, sind gegen eine Lockerung. Das persönliche miteinander zu reden ist erheblich effektiver.

    Ich finde die alte Regelung sollte deshalb unbedingt beibehalten werden. Private Handykontakte haben während den Unterrichtsstunden nichts zu suchen. Jeder Schüler kann in der Pause sein Handy benutzen, was mir mehr als ausreichend erscheint.

    Die Vorgabe von Michael Piazolo (Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus) ist für die Schulen nicht bindend und ich hoffe es wird auch nicht eingeführt.
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  • klafie
    einerseits finde ich das ganz gut, dass die ganze zeit handy-verbot in den klassenräumen war. wenn man jetzt da lockert, weiß man nicht auf welche dummer gedanken die kids auch noch während des unterrichts kommen. vielleicht auch noch mit dem handy rechnen? dem kopf täte es nichts schaden, wenn man sich gerade in mathe oder in anderen fächern die gedanken rauchen lassen würde. etwas kopfjogging nötig? bitte, danke
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