Dittelbrunn

"Blöde Inderin, die ist ja nicht mal deutsch": Kandidatin aus Dittelbrunn rassistisch beleidigt

Als Jasmin Singh-Neckermann am Freitag nach Hause kam, klebte ein rassistischer Spruch auf ihrem Wahlplakat. Sie werde das nicht hinnehmen, sagt die Gemeinderatskandidatin aus Dittelbrunn.
Rassismus pur: Ein Unbekannter hat das Wahlplakat der Gemeinderatskandidatin Jasmin Singh-Neckermann mit einem beleidigenden, hetzerischen Kommentar beklebt. Sie wird rechtliche Schritte einleiten. Foto: Singh-Neckermann       -  Rassismus pur: Ein Unbekannter hat das Wahlplakat der Gemeinderatskandidatin Jasmin Singh-Neckermann mit einem beleidigenden, hetzerischen Kommentar beklebt. Sie wird rechtliche Schritte einleiten. Foto: Singh-Neckermann
| Rassismus pur: Ein Unbekannter hat das Wahlplakat der Gemeinderatskandidatin Jasmin Singh-Neckermann mit einem beleidigenden, hetzerischen Kommentar beklebt. Sie wird rechtliche Schritte einleiten. Foto: Singh-Neckermann

Es ist das erste Mal, dass sich die Dittelbrunnerin Jasmin Singh-Neckermann um einen Sitz im Gemeinderat bewirbt. Für die SBD (Soziale Bürgerliste Dittelbrunn ) kandidiert sie auf Platz 3. In ihrer Gemeinde hängen etliche ihrer Wahlplakate, eines auch am Zaun des eigenen Gartens. Als sie am Freitag nach Hause kam, fiel ihr ein Zettel auf, der auf ihrem Plakat klebte.

Der Inhalt: "Blöde Inderin kann man ja nicht wählen!!!!!!!! Die ist ja nicht mal deutsch ... Die bringt uns noch mehr syrische Kinder nach Dittelbrunn ... Lieber deutsche Kinder und deutsche Lehrer".

Rassismus pur in Dittelbrunn: Unbekannter überklebt Wahlplakat von Gemeinderatskandidatin

Die 46-Jährige fotografierte die rassistische Attacke auf ihre Person, postete sie auf ihrer Facebook-Seite - und erhielt eine große Zahl unterstützender, ermutigender und solidarischer Antworten und Kommentare sowohl von Kommunalpolitikern in Stadt und Landkreis Schweinfurt als auch von Freunden und Bekannten.

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"Das hat mich sehr gefreut und ermutigt", sagt Jasmin Singh-Neckermann, Mutter zweier Kinder. Sie ist im übrigen Deutsche, 1973 in Schweinfurt geboren. Ihr Vater war in den 1950er-Jahren aus Indien nach Deutschland gekommen, hat seit den 1970er-Jahren lange als Arzt im Krankenhaus St. Josef gearbeitet "und niemals rassistische Anfeindung erfahren", sagt die Gemeinderatskandidatin.

Wütend habe ihr Mann das Plakat zerrissen, sagt die 46-Jährige dieser Redaktion. Strafantrag gegen Unbekannt werde sie mit diesem Beweisfoto über Rechtsanwältin Zehra Akcay - sie ist Gemeinderätin in Dittelbrunn - dennoch stellen. Gleich nach Bekanntwerden hat SBD-Listenführer Rainer Patzke in einer Mail seine Gemeinderatskollegen informiert, dass die Listen-Kandidatin "massiv rassistisch und feige beleidigt" worden sei. "Ich hatte dergleichen nicht in unserer Gemeinde erwartet." Er würde sich freuen, wenn sie Jasmin Singh-Neckermann bei einer Begegnung ihre Betroffenheit und Verbundenheit bekunden würden. Das ist inzwischen vielfach geschehen, sagt diese selbst.

Kandidatin gibt syrischen Kindern ehrenamtlich Deutschunterricht

Die Schmähung muss von einer Person stammen, die weiß, dass Singh-Neckermann syrischen Kindern ehrenamtlich fünf Stunden die Woche Deutschunterricht gibt. Wenn sich diese Person "lieber deutsche Kinder und deutsche Lehrer" wünscht, deutet dies auf eine völkisch-nationalistische Haltung hin, wie sie etwa der rechtsextreme "Flügel" der AfD vertritt. Die 46-Jährige ist nicht nur keine Inderin, sondern Deutsche, sie ist auch Vorsitzende des Elternbeirats der Dittelbrunner Mittelschule und mehrfache Lesepatin.

"Rassistenpack", schreibt einer auf Facebook über den Beleidiger, "einfach nur ekelhaft. Lass dich nicht unterkriegen." Eine Nutzerin: "Unglaublich diese braune Brut." Ein weiterer Kommentar lautet: "Lieber Deutsche mit indischen Wurzeln, als Deutsch mit Naziwurzeln. Viel Erfolg!"

Die Gemeinderatskandidatin will sich jedenfalls nicht einschüchtern lassen, sagt sie. Anfangs fragte sie sich sogar, ob sie die Beleidigung nicht ignorieren soll, ist sich jetzt aber sicher: Gegen jeden Rassismus muss man sich wehren. Am Dienstag will sie nach Rücksprache mit ihrer Anwältin Anzeige erstatten - direkt an die Staatsanwaltschaft Schweinfurt . Stefan Sauer

 
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