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Bad Kissingen
Preis für Perú Puro: Der Bad Kissinger Arno Wielgoss weiß, wie fairer Anbau von Kakao in Peru funktioniert
Etliche Unternehmen aus Deutschland wurden jetzt vom Bundesumweltministerium nach Berlin eingeladen. Was die Firma Perú Puro auszeichnet.
Ernte von Kakao-Pflanzen in Cusco (Peru): Arno Wielgoss aus Bad Kissingen mit einem der Bauern aus der Kooperative.
Foto: Ismael Cuela Diaz | Ernte von Kakao-Pflanzen in Cusco (Peru): Arno Wielgoss aus Bad Kissingen mit einem der Bauern aus der Kooperative.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 11.01.2024 03:10 Uhr

Perú Puro macht mal wieder von sich reden. Die kleine Firma hat ihren Sitz in Frankfurt, einer der Gründer stammt aus dem Landkreis Bad Kissingen und heißt Arno Wielgoss. Das Unternehmen, das reine Kakao-Produkte und Kaffeespezialitäten aus Peru anbietet, hat jetzt in Berlin den Publikumspreis beim bundesweiten Wettbewerb "Die Lieferkette lebt: Lieferketten transformieren, Biodiversität integrieren" abgeräumt.

Dass Perú Puro als kleinstes Unternehmen unter den zehn Finalisten in Berlin für seine besonderes nachhaltige Wertschöpfungskette von Kakao und Schokolade ausgezeichnet wurde, findet Wielgoss bemerkenswert. Er sei ganz schön aufgeregt gewesen, als Umweltministerin Steffi Lemke bei der Preisverleihung im edlen Aixa-Center auf ihn zukam und ihm die Urkunde überreichte, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Kakao in Eigenregie nach Deutschland importiert

Der gebürtige Nüdlinger, der inzwischen in Bad Kissingen wohnt, unterstützt seit nahezu 20 Jahren Kakao-Bauern in den peruanischen Anden darin, ökologische Landwirtschaft zu betreiben.

2015 gründeten der tropische Agrar-Ökologe und seine Studienkollegin Frauke Fischer (Würzburg) ein Start-up, um das Geschäft mit zertifizierten Fairtrade-Produkten – unter anderem Schokolade und Kaffee – selbst in die Hand zu nehmen und dafür auch angemessene Preise zu erzielen. Bald darauf importierten sie den Kakao in Eigenregie nach Deutschland.

"Ich kenne jede Farm dort persönlich."
Arno Wielgoss von der Firma Perú Puro

Der Kakao wird direkt, ohne Zwischenhändler, aus dem peruanischen Urubamba-Tal nach Deutschland gebracht. "Ich kenne jede Farm dort persönlich, gehe mit den Bauern auf ihre Felder und mache die Biozertifizierung", so Wielgoss in einem früheren Interview.

Vier Tage dauert der Transport des Kakaos bis zum Hafen in Lima. Dort kümmert sich Wielgoss selbst ums Einschiffen des Produkts auf ein deutsches Reedereischiff. Von Hamburg aus geht der peruanische Kakao mit der Bahn dann auf die Reise nach Würzburg.

Perú Puro habe die Berliner Jury jetzt auch durch ihr soziales Konzept überzeugt, heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Direkte und faire Entlohnung der Bauern vor Ort

Zusammen mit den Kleinbauern im abgelegenen Urubamba-Tal in Peru zeige das kleine Unternehmen nämlich, dass Regenwaldschutz und eine direkte und faire Entlohnung von Kleinbauern zu einem wirtschaftlich tragfähigen Modell entwickelt werden können, so das Bundesministerium weiter.

Arno Wielgoss aus Bad Kissingen bei der Preisverleihung in Berlin, zusammen mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Foto: Katja Zimmermann | Arno Wielgoss aus Bad Kissingen bei der Preisverleihung in Berlin, zusammen mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Biodiversität gehört bei Perú Puro längst zum Kerngeschäft. Mit Unterstützung des Vereins "Frederic - Hilfe für Peru" (Nüdlingen) ist es möglich, die Ausbildung von und Kooperation mit Kleinbauern in Peru, den Schutz des Regenwalds, die Errichtung von Agroforstsystemen auf degradierten Flächen oder der Anbau von einheimischen Baumarten, Obstbäumen und Gewürzen mit hoher Artenvielfalt zu fördern.

"Das Wichtigste war, als Firma gesehen zu werden."
Arno Wielgoss zur Preisverleihung in Berlin

Was der Preis ihm und seiner Kollegin bedeutet? "Das Wichtigste war, in Berlin dabei zu sein, als Firma gesehen zu werden und sich mit Seinesgleichen am Tisch auszutauschen", sagt Wielgoss. Es sei gut, dass andere von außen auf das schauen, was Perú Puro macht.

Perú Puro wurde bereits mehrfach ausgezeichnet

Mit dem ausführlichen Feedback der Ministerin seien er und Fischer bestärkt worden in dem, was sie tun. "Wir haben nun ganz andere Referenzen." Für Wielgoss ist zudem Netzwerk-Arbeit sehr wichtig: "Wir bieten Firmen an, sich über uns für Biodiversität in Peru zu engagieren."

Die Firma wurde für ihre Produkte bereits mehrfach ausgezeichnet. "Naja, zehn bis 15 Preise und Medaillen sind das wahrscheinlich schon", sagt Wielgoss eher zurückhaltend. 2019 und 2021 zum Beispiel räumten beide bei den International Chocolate Awards allein vier Silber- und Bronzemedaillen für ihre hochwertige Schokoladen ab. Wielgoss war mit Perú Puro auch schon im Fernsehen.

Nachhaltigkeit, Biodiversität und soziales Engagement wichtig

2021 gewann Perú Puro dann den Sustainability Heroes Award in der Kategorie "Soziales Engagement und Biodiversität", den die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS), gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ, beide Frankfurt) an Unternehmen vergibt, die nachweislich eine Vorreiterrolle im Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft übernommen haben.

Von Bad Kissingen nach Peru: Arno Wielgoss genießt bei seinen Besuchen im Urubamba-Tal auch solche prächtigen Ausblicke.
Foto: Ismael Cuela Diaz | Von Bad Kissingen nach Peru: Arno Wielgoss genießt bei seinen Besuchen im Urubamba-Tal auch solche prächtigen Ausblicke.

Im Juni 2022 kam noch der Deutsche Award für Nachhaltigkeitsprojekte in Berlin dazu. 268 Unternehmen waren damals nominiert gewesen, 54 unter ihnen hatten später die Jury mit ihren Produkten überzeugt. Mit dem Award ausgezeichnet wurden Projekte aus allen Wirtschaftsbereichen, die Nachhaltigkeit umsetzen. Perú Puro ergatterte den ersten Platz in der Kategorie Lebensmittel.

Politische Situation in Peru derzeit kritisch

Im Mai 2023 war Wielgoss zum letzten Mal im Urubamba-Tal. Die kritische politische Situation in Peru - das Land wurde seit der Amtsenthebung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo im Dezember 2022 von schweren Unruhen erschüttert - habe sich zum Teil sogar auf das Firmengeschäft ausgewirkt, sagt Wielgoss.

Manchmal sei es deshalb 2023 schwierig gewesen, die Ernte überhaupt an die Küste zu bringen, weil man befürchten musste, dass die Lkw beschlagnahmt werden, erzählt er. Auch die von Deutschland aus geplante Touristenreise habe man absagen müssen, weil die Lage in Peru zu unsicher war.

Im Februar 2024 wollen er und Fischer wieder hinfliegen. "Es gibt aber stets das Risiko, dass man dort vielleicht dann seinen Job nicht machen kann."

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