Auf den ersten Blick sieht man dem Wald für die Seele vielleicht gar nicht an, welche Bedeutung er für die Biodiversität hat. Nach den Worten der Stiftung Bewusstseinswissenschaften , die das von Joachim Galuska initiierte Projekt im Klauswald trägt, stehen dort Walderfahrung, Seelenerfahrung, Pflanzen- und Landschaftskunst im Vordergrund. Bereiche des Waldes würden so gestaltet, dass sie "unterschiedliche Erfahrungen unserer Seele anregen". Die UN-Dekade Biologische Vielfalt allerdings fand den Wald für die Seele genau aus diesem Grund geeignet, um ihn durch die Erklärung zu einem ihrer offiziellen Projekte auszuzeichnen.
Der Wald für die Seele erklärte Hans Scholten, Mitglied der Fachjury, am Montag bei der förmlichen Übergabe der Auszeichnung, erkenne den Wald in seiner Wirkung auf das Gemüt "als ganzheitliches Biotop für unsere Seele". Durch seine Vermittlung von Natursensibilität passe das Projekt sogar sehr gut in die Welt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.
Wert für die seelische Gesundheit
Auch der Wald für die Seele habe Bezug zum Thema biologische Vielfalt, erklärt die UN-Dekade in der Beschreibung des Kissinger Projekts. Der Wald für die Seele wolle Besuchern zeigen, "wie wertvoll die Natur und ihre biologische Vielfalt für die seelische Gesundheit sind". Der Einsatz für diesen Gedanken trage auch dazu bei, "dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit, den Wald als intakte Umwelt zu erhalten, gestärkt wird". Damit passe das Kissinger Projekt zum Grundanliegen UN-Dekade Biologische Vielfalt und wirke "dem Trend eines voranschreitenden Biodiversitätsverlustes entgegen".
Die deutsche UN-Dekade Biologische Vielfalt wird nach eigenen Angaben "im Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz von der Geschäftsstelle der UN-Dekade umgesetzt". Der Wettbewerb für UN-Dekade-Projekte gilt der Organisation als "zentrales Instrument" für ihre Arbeit. "Gute Beispiele", heißt es auf der Homepage der deutschen UN-Dekade, "sollen als Vorbild dienen". Ausgezeichnet werden grundsätzlich Projekte, die sich "für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen".
Nach den Worten von Landrat Thomas Bold passt der Wald für die Seele nicht nur zur UN-Dekade Biologische Vielfalt, sondern genauso gut zum Biosphärenreservat Rhön . Dort stünden die gleichen Themen im Mittelpunkt wie bei der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Darüber hinaus passe der Wald für die Seele auch räumlich sehr gut in seine Umgebung. Unweit davon betreibt die Stadt ihren Wildpark Klaushof mit seinem grünen Klassenzimmer. Es gibt im Klauswald bereits einen Pfad der Baumgiganten und der Freistaat plant die Errichtung eines Naturerlebniszentrums. Wie zuvor schon Scholten warb Bold deshalb vorsichtig auch um Verständigung im Streit zwischen der Stadt Bad Kissingen auf der einen Seite und der Heiligenfeld GmbH mit Joachim Galuska und der Stiftung Bewusstseinswissenschaften auf der anderen Seite. Da eine Lösung zu finden, "das ist der Auftrag, den wir alle gemeinsam haben", sagte Bold.
Eklat während Galuskas Rede
Man kann aber nicht behaupten, dass die Chancen für eine Verständigung am Montag besser geworden wären. Galuska nutzte seine Begrüßung und Einführung nicht nur, um seine Initiative selbst vorzustellen, sondern auch für erneute heftige Kritik am Stadtrat. Die Auszeichnung zeige, dass der Wald für die Seele überregional verstanden werde. Die Verantwortlichen der Stadt jedoch hätten im Grund nichts verstanden, sagte er unter anderem.
Vier Stadträten aus den Reihen von SPD und Freien Wählern missfiel das so, dass sie die Auszeichnungsveranstaltung noch während der Rede Galuskas verließen. Sie waren der Einladung möglicherweise eigentlich gefolgt, um ein Zeichen der Gesprächsbereitschaft zu setzen. Vertreter der CSU-Fraktion im Stadtrat blieben zwar. Hilfreich für eine Verständigung fanden sie aber Galuskas Äußerungen ebenfalls nicht.Siegfried Farkas