Seit Ostern kann man nun auch öffentlich nachlesen, dass die Heiligenfeld GmbH mit der Arbeit im Bad Kissinger Stadtrat unzufrieden ist und künftig nicht mehr in der Badestadt investieren wird. "Wir sind es leid!", steht auf Plakaten am Straßenrand und in den Fenstern der von der GmbH gepachteten städtischen Vinothek. Die Leitung der Heiligenfeld-Gruppe ließ dort anschlagen, was sie alles für die Stadt getan hat und warum sie sich in Sachen Stadtpolitik ungerecht behandelt fühlt. Weder Oberbürgermeister Kay Blankenburg noch sein Stellvertreter Anton Schick wollten die Plakat-Aktion auf Anfrage dieser Redaktion kommentieren. Drei Fraktionsvorsitzende im Stadtrat nahmen jedoch Stellung.
Zeitgleich mit der Plakatierung ging am Oster-Wochenende die Veröffentlichung eines "Heiligenfelder Politischen Newsletters" einher, in dem die GmbH-Geschäftsführung ihre Bad Kissinger Projekte benennt. Von "Unzufriedenheit" ist da die Rede, darüber, wie die Stadt mit Anträgen und Vorhaben der GmbH umgegangen worden sei. Die Heiligenfeld-Gruppe habe eine große Bedeutung für die Kurstadt, daher erwarte man, "unterstützend behandelt" zu werden, heißt es im Newsletter weiter.
Galuska: Schlechte Erfahrung
Die Stadt Bad Kissingen habe jedoch "Vereinbarungen nicht eingehalten" und es sei gegen das Unternehmen "Stimmung gemacht" worden. Deshalb werde die GmbH nun in der Kurstadt nicht, wie ursprünglich geplant, eine Einrichtung für Senioren bauen, so die Geschäftsführung in dem Info-Brief weiter - immerhin ein 15-Millionen-Euro-Projekt. Zudem werde man mit dem "Wald für die Seele ", den die Stiftung Bewusstseinswissenschaften und ihr Gründer Joachim Galuska einrichtete, in eine andere Kommune umziehen.
Die Heiligenfeld-Geschäftsführung habe den Weg der Plakatierung gewählt, weil sie schlechte Erfahrungen mit der Stadt und den Medien gemacht habe, denn die Belange der GmbH seien dort gar nicht oder teilweise verzerrt dargestellt worden, sagte GmbH-Geschäftsführer Joachim Galuska im Gespräch mit dieser Redaktion. Mittels Plakaten wolle man deshalb nun für die Bürger transparent machen, was im Stadtrat oft nicht-öffentlich besprochen werde.
An diesem "Wald für die Seele " scheint sich der Konflikt zwischen GmbH-Geschäftsführung und Stiftung einerseits, sowie der Stadt Bad Kissingen andererseits, vor eineinhalb Jahren auch entzündet zu haben. Es handelt sich dabei um ein etwa 14 Hektar großes Waldstück mitten im Bad Kissinger Klauswald, für das die Stiftung Bewusstseinswissenschaften einst eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt aushandelte, in der Jagd- und Holznutzungsrechte klar geregelt waren.
In dem lauschig gelegenen Erholungswald können Menschen innehalten und sich auf den Wegen und Stationen in der eigenen Seele berühren lassen, lautete die Philosophie des Gründers. Doch als dann die Stiftung im Herbst 2017 die Hochsitze auf diesem Areal einfach entfernen ließ, obwohl die Stadt laut Nutzungsvereinbarung dort weiter Jagdrecht hat, war der Konflikt programmiert.
Die Stiftung wollte das Waldstück später pachten, dann kaufen. Der Stadtrat konnte sich mehrheitlich weder zu dem einen, noch zu dem anderen durchringen, wollte offenbar aus dem großen Waldgebiet kein kleines Areal herauslösen. Inzwischen hat der Stadtrat die Nutzungsvereinbarung bis 2025 gekündigt. Hinzu kamen Differenzen zwischen GmbH und Stadt wegen anderer Projekte. Der Unmut der Heiligenfeld-Gruppe wuchs. Seit mehreren Monaten verschickt das Unternehmen nun Politische Newsletter an die Stadträte. Die Mandatsträger sind darüber wenig erfreut und wehren sich gegen solche Versuche der Beeinflussung.
"Mir stößt das seit Monaten auf", sagt Alexander Koller, Fraktionsvorsitzender der Demokratischen Bürger Kissingen (DBK). "Es ist unglaublich, was sich die Heiligenfeld GmbH da herausnimmt." So lange zu provozieren, bis man Erfolg hat, sei für ihn keine Möglichkeit, konstruktiv zusammenzuarbeiten. Es gebe Verträge, an die sich beide Seiten halten müssten. Das gelte auch für den "Wald für die Seele ". Man habe die Nutzungsvereinbarung für das Areal auch deswegen gekündigt, weil die Heiligenfeld GmbH öffentlich so rüde mit den Bürgermeistern umgegangen sei, sagt Koller.
SPD: Aktion spricht für sich
Dass die GmbH öffentliche Newsletter und Plakate verteilt, damit kann auch Freie-Wähler-Fraktionschef Andreas Kaiser nichts anfangen. "Ich weiß eigentlich gar nicht, was die GmbH damit will, denn es steht nichts Neues drin." Dass die Plakatierung über Ostern stattfand, findet Kaiser bezeichnend: "Da weiß man, dass das Rathaus nicht reagieren kann."
SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Czelustek hält sich äußerst kurz: "Die Aktion kommentiert sich selbst. Möge sich jeder sein eigenes Bild drüber machen." Isolde Krapf