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Diebach
Hammelburg: Bekommt der Stadtteil Diebach ein Nahwärmenetz?
Rund 60 Anwesende lauschten im Diebacher Sportheim einer Bürgerinformation zur Errichtung eines Nahwärmenetzes. Was es dafür braucht.
Für den Hammelburger Stadtteil Diebach ist die Schaffung eines Nahwärmenetzes im Gespräch.  
Foto: Wolfgang Dünnebier | Für den Hammelburger Stadtteil Diebach ist die Schaffung eines Nahwärmenetzes im Gespräch.  
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:29 Uhr

Noch hat ziemlich jedes Haus seine eigene Heizung. Doch das könnte sich bald ändern. Im Hammelburger Stadtteil Diebach jedenfalls hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Errichtung eines Nahwärmenetzes ins Auge fasst. Aus erster Hand informierte Stefan Hippeli, Vorsitzender der Nahwärme-Genossenschaft Fladungen, bei einem Treffen im Sportheim.

"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", so Hippeli, der inzwischen Vertriebsmitarbeiter der Firma Enerpipe (Hipoltstein) ist. Er hielt ein flammendes Plädoyer für Nahwärmenetze.

Eingangs hatten auch Hammelburgs Bürgermeister Armin Warmuth und der städtische Klimaschutzbeauftragte Philipp Spitzner eine Lanze dafür gebrochen, die Beheizung von Häusern zu überdenken. "Ich würde mich freuen, wenn wir etwas auf die Beine stellen könnten", warb Warmuth für ein Wärmenetz.

Hammelburgs Bügermeister Armin Warmuth: "Der perfekte Zeitpunkt" für ein Nahwärmenetz

Die laufende Dorferneuerung mit dem Beginn der bevorstehenden Erneuerung der Ortsdurchfahrt 2024 sei der perfekte Zeitpunkt, so Warmuth. In diesem Zusammenhang würden ohnehin Gräben gezogen. Die Stadtverwaltung erwäge den Anschluss von Kindergarten, Kinderkiste und Feuerwehrhaus.

Aktuell sei das Thema zudem mit Blick auf das neue Hauswärmegesetzes samt erforderlicher Wärmeplanung durch die Kommune und die Vorgabe, die Erzeugung von Hauswärme bis 2045 auf erneuerbare Energie umzustellen.

Genossenschaft wünschenswert: Es geht nur gemeinsam, sagt Stefan Hippeli

Vor den ersten Weichenstellungen geht es in Diebach darum, wichtige Rahmendaten eines möglichen Wärmenetzes zu ermitteln. Erst dann könne man über einen Wärmepreis reden, machte Stefan Hippeli klar. Und: "Es geht nur mit euch", warb der Experte für die Gründung einer Genossenschaft.

Eine Kommune könne das erfahrungsgemäß nicht leisten, hob er hervor. Entsprechend brauche es ehrenamtliches Engagement in einem Vorstand und einem Aufsichtsrat. Ein Vorteil daraus sei die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen. Zudem arbeite eine Genossenschaft nicht gewinnorientiert.

Offen für neue Energieträger wie etwa Wasserstoff

Dazu kämen die technischen Pluspunkte der Nahwärme mit einer oder mehreren Heizzentralen, etwa mit Biomasse oder als Blockheizkraftwerk als Energieträger. Auf dem Markt sei viel im Fluss und eine Heizzentrale könne man bei Bedarf einfacher auf neue Angebote wie etwa Wasserstoff umstellen. "Aus heutiger Sicht haben wir alles richtig gemacht", blickte Hippeli mit Blick auf seinen Heimatort Fladungen zurück. Dort habe es vor Inbetriebnahme des Wärmenetzes 2016 Diskussionen gegeben.

Inzwischen stelle sich die Situation anders da. Viele konventionell heizende Hauseigentümer seien infolge des Ukraine-Krieges plötzlich mit einer Heizölrechnung von um die 4000 Euro konfrontiert gewesen, während der Wärmebezugspreis beim Fladunger Nähwärmenetz über das Jahr mit rund 1500 Euro relativ konstant geblieben sei. Mit Blick auf vergleichbare Wärmenetze veranschaulichte Hippeli beeindruckende Heizöleinsparungen.

Erfassungsbögen ausgeteilt, über die mögliche Anschlussnehmer ihren Bedarf mitteilen

Wie geht es nun weiter? "Noch ist alles unverbindlich", so Hippeli zum weiteren Planungsablauf. Er teilte bei dem Treffen Erfassungsbögen aus. Über sie sollen potenzielle Anschlussnehmer ihren Wärmebedarf mitteilen.

Die Bögen sollen bis in den frühen Januar ausgefüllt abgegeben werden. Fragen dazu beantwortet Klimaschutzmanager Philip Spitzner, Tel. (09732) 90 23 54, im Hammelburger Rathaus. Aus den bereitgestellten Informationen werden Eckdaten für die Dimensionierung des Nahwärmenetzes und einmalige Kosten für den Anschluss, die laufende Grundgebühr und den Wärmepreis ermittelt.   

Verbindlich wird es erst mit dem Wärmelieferungsvertrag

Nach deren Präsentation bei einer weiteren Versammlung sind Interessenten zur Abgabe einer Absichtserklärung aufgerufen. Sollte es kein ausreichendes Interesse gebe, werde man die Überlegungen ad acta legen. Verbindlich werde die Teilnahme erst bei der Unterzeichnung eines Wärmelieferungsvertrages.

Aufgeschlossen lauschten die Zuhörerinnen und Zuhörer den Darlegungen. Dann folgte eine Fragerunde. Im Fokus dabei vor allem die Kosten. Noch zu früh sei es, erste Zahlen in den Raum zu stellen, machte Hippeli geltend. "Je mehr mitmachen, umso effizienter wird es", sagte er. Aus anderen Beispielen wisse von Anschlusskosten zwischen 5000 und 25.000 Euro.

Details legt die Genossenschaft fest

Für optimale Auslegung und Betrieb der Anlage sei die rechtzeitige Teilnahme vieler Anschlussnehmer wichtig. Die Reservierung zunächst brachliegender Anschlüsse sei nur in Einzelfällen möglich. Solche Details lege die zu gründende Genossenschaft fest. Auf Interesse stieß auch die Information, dass es mit der Absicht von Hauseigentümern zum Anschluss an ein Nahwärmenetz längere Übergangsfristen zum Weiterbetrieb von Ölheizungen und Erleichterungen bei den Auflagen zu Häuserdämmung gebe. Als Zeitrahmen für die Umsetzung des Nachwärmenetzes stellte Hippeli etwa drei Jahre in den Raum.          

 
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