Das war der Stadt Bad Kissingen am Aschermittwoch eine Pressemitteilung wert: Die GVS Unternehmensgruppe (Rottweil) hat die für den Baubeginn am Schlachthof im Voraus fällige Sicherheitsleistung von zwei Millionen Euro jetzt auf das städtische Konto überwiesen. Im März soll es nun mit den Arbeiten auf dem Schlachthof-Areal losgehen.
Dabei geht's zunächst um den Bau eines neuen Postverteilzentrums neben dem Schlachthof-Gebäude und später um das Einrichten eines Erlebnis- und Mobilitätszentrums im Schlachthof selbst. Innerhalb von fünf Jahren soll der Projektentwickler und Investor GVS, laut Kaufvertrag vom November 2021, dann auch die Außenhülle des Hauptgebäudes Schlachthof sanieren.
Sicherheitsleistung für die Ertüchtigung der Außenhülle
Genau hierfür war die erwähnte Sicherheitsleistung vereinbart worden. Sollte nämlich die Außenfassade der Ochsenkathedrale nicht in diesem Zeitrahmen neu instandgesetzt worden sein, hätte die Stadt mittels der hinterlegten zwei Millionen Euro selbst die Möglichkeit tätig zu werden, heißt es hierzu im ausgehandelten Vertrag.
Das Geld sei vergangene Woche bei der Stadt eingegangen, sagt Rathaus-Pressesprecher Thomas Hack auf Anfrage dieser Redaktion. Die GVS Unternehmensgruppe habe die Baufreigabe beantragt und sie wurde gewährt. Nach Hacks Angaben sollen im Zuge der ersten "Baumaßnahme Postverteilzentrum" demnächst drei Gebäude des einstigen Schlachthofs zurückgebaut werden.
Der Zeitplan steht, sagt Martin Geiger von der GVS-Unternehmensgruppe auf Anfrage. Am 1. März 2023 werde die Absperrung eingerichtet und am 6. März soll es mit den Kanalarbeiten losgehen, beschreibt Geiger das Anfangs-Prozedere. Eine Woche später könnten dann die Bagger kommen und die Abrissarbeiten an ein paar Nebengebäuden beginnen.
Aus städtischer Sicht müsste die Erleichterung darüber, dass es mit den Bauarbeiten nun endlich losgeht, groß sein, denn die Vorgespräche und Verhandlungen zu diesem Mammutprojekt laufen seit etwa fünf Jahren. Pressesprecher Hack wollte sich hierzu aber nicht explizit äußern.
"Wir sind sehr froh, dass es nun losgeht", sagt hingegen Alexander Böhm, Pressesprecher bei der Deutschen Post DHL Group. Die Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn des Postverteilzentrums war Böhm in vergangenen Gesprächen mit dieser Redaktion stets anzumerken. Denn die Zustellerinnen und Zusteller arbeiten im derzeitigen Logistikzentrum der Post in der Innenstadt seit Langem in sehr beengten Verhältnissen.
"Wir hatten keine Alternative anderswo", sagt Böhm im Rückblick. Die Planungen seien ja auch auf das Schlachthof-Areal zugeschnitten worden. Jetzt sei er gespannt auf den Zeitplan und hofft, dass das neue Logistik-Areal recht bald bezugsfertig sein wird.
Bei jedem Projekt gibt es Feinheiten zu beachten
Für GVS-Immobilienfachmann Geiger war klar, dass das Großprojekt in absehbarer Zeit anlaufen würde, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Ich habe nie daran gezweifelt." Seiner Berufserfahrung nach habe jedes Projekt seine speziellen Ecken und Kanten, mit denen man sich beschäftigen muss, sagt er. Bis ein Projekt baureif ist, könne es dann unter Umständen auch mal länger dauern.
Im November 2022 hatte die Stadt Bad Kissingen in einem Pressegespräch deutlich gemacht, die GVS Unternehmensgruppe im ersten Quartal 2023 die erwähnte Sicherheitsleistung entrichten müsse. Ansonsten würde die Stadt möglicherweise von ihrem Rückkauf-Recht Gebrauch machen.
In diesem Zusammenhang weist Geiger darauf hin, dass eine der wesentlichen Zeitbremsen in diesem Projekt die Unesco-Bewerbung der Stadt gewesen sei. Dann sei auch noch die Corona-Pandemie hinzu gekommen. "Wir wussten zunächst nur, dass die Stadt Weltkulturerbe-Stadt werden will", sagt Geiger. Dann sei vonseiten der Stadt klar formuliert worden, ohne Zustimmung der Unesco dürfe am Schlachthof nichts abgerissen oder gebaut werden. Laut Geiger habe die GVS-Unternehmensgruppe also auch deswegen lange zuwarten müssen.