Im März soll’s mit den Bauarbeiten auf dem Schlachthof-Gelände in Bad Kissingen losgehen, hatte Martin Geiger von der GVS-Unternehmensgruppe (Rottweil) vor zwei Monaten angekündigt. "Dem Start zum 1. März steht nichts entgegen", bekräftigt er dieses Datum jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion. Lediglich bezüglich des Postamtsgebäudes in der Stadt sei man immer noch mit dem Landesamt für Denkmalpflege (München) im Gespräch.
Was die Maßnahme auf dem Areal der früheren Ochsenkathedrale angeht, sei "alles geklärt", sagt Geiger. Dort sollen die Arbeiten, wie es geplant sei, Anfang März beginnen und bis zum Spätsommer abgeschlossen sein. Im Herbst könnte dann, nach Angaben des Immobilienfachmanns, der Umzug der Post-Logistik aus der Innenstadt an den Stadtrand erfolgen.
Vorübergehende Container-Lösung für die Postbankfiliale
Bevor es an die Sanierung des Postamtsgebäudes geht, wird die Postbankfiliale übergangsweise auf eine Fläche in der Nähe des Tattersalls umgesiedelt, bevor sie später wieder an der Münchner Straße zu finden sein wird, weiß Geiger. Für die Filiale werde es dort zwischendurch eine Container-Lösung geben.
Bezüglich des historischen Postgebäudes selbst seien die Gespräche mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege noch nicht abgeschlossen. Nach Geigers Angaben müsse noch abschließend bestimmt werden, was genau an dem Gebäude denkmalschutzwürdig ist und was nicht. Dies habe freilich dann Einfluss auf die Sanierung.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte 2018 gegenüber der Stadt Bad Kissingen und dem Eigentümer denkmalfachliche Bedenken zu den Plänen für das Postamt geäußert, die sich unter anderem auf den darin vorgesehenen Abbruch des bauzeitlichen Dachtragwerks des Verwaltungsgebäudes beziehen, teilt die Denkmalschutzbehörde auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Das Gebäude dient der Stadt seit dem Jahr 1933 als Postamt. "Es spiegelt in besonderer Weise den Wandel der modernen Architektur nach den wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen des Ersten Weltkrieges in Deutschland wider", schreibt Pressesprecherin Juliane Grimm-Von Wedemeyer.
Und weiter: "Das Gebäude transportiert in seiner Erscheinung ein neues Selbstbewusstsein einer Architektengeneration, die sich durch ihre Geradlinigkeit und den sparsamen Umgang mit Materialien auszeichnet."
Zustellerinnen und Zusteller derzeit in beengten Verhältnissen
Der Bau sei in seiner Formensprache und durch seinen guten Erhaltungszustand "ein Beispiel für das neue Bauen der Zwischenkriegszeit und ein wichtiger Vertreter der Postbauschule in Bayern", teilt die Behörde weiter mit. Bezüglich des Bauvorhabens befinde sich das Landesamt für Denkmalpflege noch "im Austausch mit der Stadt Bad Kissingen und dem Denkmaleigentümer".
Für die Post ist der Start des Bauvorhabens am Schlachthof eine dringliche Angelegenheit, wie Post-Pressesprecher Alexander Böhm unlängst auf Anfrage dieser Redaktion klar gemacht hatte. Denn die Zustellerinnen und Zusteller würden im derzeitigen Postverteilzentrum in der Innenstadt in sehr beengten Verhältnissen arbeiten.
Oberbürgermeister Dirk Vogel hatte vor ein paar Wochen in einem Pressegespräch dargelegt, dass es höchste Zeit wird, dass der Projektentwickler nun seinen Verpflichtungen nachkommt. Denn die Stadt habe die Voraussetzungen für das Großprojekt geschaffen und das Schlachthof-Areal an GVS verkauft.
Stadt moniert das Ausstehen der vereinbarten Sicherheitsleistung
Vonseiten der Unternehmensgruppe seien jedoch die vertraglich festgesetzten Voraussetzungen für einen Baubeginn bislang nicht erfüllt worden, sagte Vogel seinerzeit in Bezug auf eine vertraglich mit der GVS-Gruppe vereinbarte Sicherheitsleistung von zwei Millionen Euro. Laut OB hätte diese Summe schon bis März 2022 auf dem Konto der Stadt eingehen müssen. Dies sei bislang nicht erfolgt. Im ersten Quartal 2023 müsse es aber einen Geldeingang geben, sagte der OB damals und ließ anklingen, dass die Stadt andernfalls eine Rückkauf-Option erwäge.
"Man kann diesen Vertrag unterschiedlich interpretieren", sagt jetzt hierzu GVS-Fachmann Geiger im Gespräch mit dieser Redaktion. Für seine Unternehmensgruppe sei klar, dass die Sicherheitsleistung "vor dem Baustart" bezahlt werden muss. Aber bevor nicht alle Bedenken der Behörden, wie zum Beispiel der Denkmalschutzbehörde, zu den Plänen ausgeräumt sind, könne die GVS die zwei Millionen Euro nicht überweisen, begründet er.
Dennoch ist sich Geiger seiner Sache offenbar sicher. Denn auf die konkrete Frage hin, ob die Stadt Bad Kissingen im ersten Quartal nun mit der Sicherheitsleistung rechnen kann, sagt er: "Ja, sie kann mit dem Eingang des Geldes rechnen."