
Nach vier Jahren Arbeit ist im Herbst 2024 die "Fränggische Bibl", eine Mundart-Version des neuen Testaments, erschienen. An dem Projekt des mittelfränkischen Pfarrers Claus Ebeling haben sich mehr als 100 Freiwillige beteiligt. Herausgekommen ist ein launiges Buch, das Gläubige die Bibel an vielen Stellen ganz neu entdecken lässt. Titel: "Fränggische Bibl - Des Neue Tesdamend".
Auszug gefällig? "Die Jünger höm sich drüm gstriede, bar vo ere der Wichtigst wär. Doä hoät ere der Jesus gsocht: 'In dare Welt unterdrücke die Herrscher ihr Völker, und die rücksichtslose Machthaber lässe sich als Wohldäder feier. Ower suu döffs bei äuch net sei. Der Örscht under äuch söll sich alle annere underordne, und bar vo äüch führ will, muäß der Diener vo alle annere sei.'" Die Übersetzung für die, die des Fränkischen nicht mächtig sind, folgt später.
130 Übersetzerinnen und Übersetzer aus Franken haben an der Mundart-Bibel mitgearbeitet
Übersetzt hat diese Passage – Evangelium nach Lukas, Kapitel 22, Vers 24 bis 26 – Maria Unrath aus dem Bad Bockleter Ortsteil Hohn. Sie ist eine von 130 Übersetzerinnen und Übersetzern, die Kapitel für Kapitel, Vers für Vers des neuen Testaments aufwendig und liebevoll in die fränkische Mundart übertragen haben. Das beeindruckende Ergebnis: ein Buch mit 576 Seiten und 560 Bibelstellen.

Die Stunden, die Maria Unrath sich in ihre Arbeit vertieft hat, hat sie irgendwann aufgehört zu zählen. "Ich war schon immer sehr Dialekt-begeistert", sagt die 63-Jährige. "Man drückt damit ja nicht nur einen Sachverhalt aus, sondern ein Stück weit seine Identität. Das ist etwas sehr Tiefes."
Mit ihrer Tochter hat sie schon E-Mails im Dialekt ausgetauscht oder Mundart-Gedichte geschrieben. "Das hat mir einfach riesigen Spaß gemacht. Als ich dann gelesen habe, dass Übersetzer für eine fränkische Bibel gesucht werden, habe ich mich sofort angesprochen gefühlt", erinnert sie sich. "Erst beim Übersetzen habe ich gemerkt, wie sehr der Bibeltext so direkt auf einen wirkt. Manche Stellen habe ich ganz neu entdeckt, da gehen einem ganz neue Lichter auf."
Glaube in Mundart: ein Projekt, wie geschaffen für Maria Unrath aus Hohn
Das Projekt ist wie für die Hohnerin gemacht. Denn nicht nur dem Dialekt, auch der Kirche ist sie tief verbunden. "Ich habe großes Gottvertrauen. Auch, wenn es manchmal vielleicht nicht so aussieht, habe ich doch das Vertrauen, dass sich letztendlich alles zum Guten fügt", sagt sie. Maria Unrath hat Anfang des Jahres ihren Mann, vor einiger Zeit schon ihren ältesten Sohn verloren. "Der Glaube hilft auf jeden Fall. Ich bin nicht alleine, mir steht immer jemand zur Seite."
Maria Unrath ist in Hohn aufgewachsen, schon ihre Eltern kamen aus dem kleinen Dorf. Mit dem örtlichen Dialekt ist sie groß geworden und weiß: "Es ist schon viel verloren gegangen, leider. Aber manchmal höre oder lese ich ein Wort, das ich von früher kenne. Das ist dann, als würde ich auf dem Speicher eine Kindheitserinnerung finden. Ein echter Schatz."

Umso mehr kann sich die 63-Jährige für das Bibelprojekt begeistern. Auch, weil die Kirche damit neue Wege geht – was ja nicht immer zwingend in deren Natur liegt. "Die Älteren sterben immer mehr weg. Auch deshalb darf man sich neuen Dingen nicht verschließen, die die Kirche wieder näher an die Menschen heranbringen", findet Maria Unrath. Die fränkische Bibel jedenfalls kam hervorragend an: Die ersten Auflagen waren rasend schnell ausverkauft.
Bleibt am Ende nur die Frage: Testament, Tesdamend oder Desdamend?
Was fehlt? Der obige Bibel-Auszug im Original. So heißt es: "Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da sagte Jesus: 'Die Könige herrschen über ihre Völker und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende.'" Man darf sich ruhig trauen, nicht Wort für Wort zu übersetzen, findet Maria Unrath.
So bleibt am Ende eigentlich nur die Frage, oder besser die Frooch, wie sich auf dem Buchcover das große "T" in "Desdamend" geschlichen hat. Ist's schlicht ein Dibbfehler? Wobei, der gemeine Franke wird so oder so wohl sagen: bassd scho.
Die Sprache oder Dialekt ist zweitrangig.
Ich frag ja nur weil sich der Sinn der Sache für einen Freund nicht erschließt.