Wer heute Geld auf der hohen Kante hat, weiß oft nicht, wohin damit. Welche Anlagen lohnen sich überhaupt noch in Zeiten niedriger Zinsen? Festgeld, Sparbriefe, Aktien ? "Das hängt davon ab, ob man sein Geld beispielsweise für einen Autokauf kurzfristig abrufbereit benötigt oder man das Kapital langfristig für die Rente anlegen möchte", sagt Merten Larisch, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Das sieht Rainer Geis, Vorstandssprecher der VR-Bank Bad Kissingen , ähnlich. Wer über eine Anlage nachdenkt, sollte sich im Klaren darüber sein, wann er das Geld braucht. Daran entscheidet sich dann, welche Anlageprodukte infrage kommen. Egal ob festverzinste Sparbriefe für Kunden, die kein Risiko eingehen wollen, Gold als wertbeständige Geldanlage oder regelmäßig besparte Fonds. "Entscheidend ist, dass der Sparer spart", sagt Geis. Und das am besten auch auf lange Sicht gesehen, um die Rente im Alter abzusichern.
Im Folgenden gibt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Tipps für eine gute Geldanlage.
Verbindlichkeiten. Wer über eine Geldanlage nachdenkt, muss zuvor eventuell vorhandene Schulden abzahlen. Denn Kredite und Darlehen sind teuer und kosten oft mehr Zinsen als man mit der gleichen Summe bei einer Geldanlage erwirtschaften kann.
Versicherungen . Wichtig sind auch Versicherungen gegen existenzielle Risiken, zum Beispiel gegen Berufsunfähigkeit. "Sonst werden das Anlagekapital und die Geldanlage von unvorhergesehenen Ereignissen geschluckt", sagt Larisch.
Ziele. Bei einer Geldanlage geht es um folgende Fragen: Ist das Ziel eine hohe Rendite, ist es die jederzeitige Verfügbarkeit oder die absolute Sicherheit? Diese drei Punkte kann keine Geldanlage gleichzeitig erreichen, sagt Finanzexperte Larisch. Hohe Renditen kann man nur erwarten, indem auf Verfügbarkeit oder auf Sicherheit verzichtet wird.
Mittelfristige Anlagen. Wer kurz- und mittelfristig Geld für bestimmte Ausgaben zur Verfügung haben muss, sollte es unabhängig von der Kursentwicklung am Aktienmarkt anlegen. "Wer zum Beispiel einen bestimmten Geldbestand für die Anschaffung des nächsten Autos parat haben möchte, kann gut in einen Sparbrief oder Festgeld investieren", rät Larisch. Auch ein Immobilienbesitzer, der die Werterhaltung von Haus oder Wohnung zum Ziel hat, müsse größer planen. "Wenn Geld schon vorhanden ist, wäre auch hier ein Sparbrief bzw. Festgeld die einzig sinnvolle Geldanlage." Dies gelte generell, wenn man wichtige Ausgaben mittelfristig abrufen möchte.
Für Geld, das innerhalb eines Jahres benötigt wird, empfiehlt der Finanzexperte Tagesgeld als Rücklage. Solche einlagegesicherten Geldanlageprodukte sollten nach Zinssatz ausgesucht werden. Auf Tagesgeld gibt es in Deutschland immer noch bis zu 0,5 Prozent Zinsen und auf Festgeld bis zu 1,5 Prozent. Larisch empfiehlt, sich dazu bei unabhängigen Konditionsportalen oder bei der Stiftung Warentest (Finanztest) zu informieren.
Langfristige Ziele. In den "dritten Pott" der Geldanlage gehören Larisch zufolge die langfristigen Investitionen. "Meistens geht es hier um die Altersvorsorge, es gibt zur Anlage aber auch Nebenziele wie Vererbkapital. Da darf man auch mal Risiken einer anderen Geldanlageklasse eingehen." Sprich: Aktien statt verzinste Geldanlagen wie Festgeld oder Sparbriefe.
"Geldanlage heißt ja, eine Kaufkraft des Geldes in die Zukunft zu transportieren", erklärt Larisch. "Man will sich ja später nicht weniger kaufen können für Geld. Aber dem steht die Inflation entgegen." Ziel müsse es also sein, eine Rendite hinzubekommen, die nach Steuern und Kosten mindestens so hoch ist wie die Inflationsrate. Während man im Bereich der kurz- und mittelfristigen Anlagen das Geld nur verzinst anlegen (sonst ist es nicht spontan abrufbar), die Inflation nicht schlagen kann und einen Kaufkraftverlust hinnehmen muss, darf man laut Larisch bei langfristigen Geldanlagen "ruhig über den Tellerrand schauen". Wer verhindern will, dass die Kaufkraft seines Geldes schmilzt, muss hinzumischen.
Aktien . "Wenn man historisch und marktwirtschaftlich philosophisch an die langfristige Geldanlage herangeht, kommen nur Aktien infrage", sagt Larisch. "Diese Anlageklasse hat historisch gesehen die höchste Rendite."
Kursschwankungen. So gut die Renditen bei Aktien auch sein mögen: Man erkauft sie sich mit Kursschwankungen. "Davon darf man sich nicht beeinflussen lassen", warnt Larisch. "Sonst neigt man zu fehlerhaften Handlungen." Wer sich einmal dazu entschließt, einen Teil seines Geldes in den Aktienmarkt zu investieren, müsse sich partout an Regeln halten. Die Aktienquote wird durch das eigene Risikoprofil bestimmt. Dieses muss man sich erst einmal erarbeiten.
Anlegerprofil. Wer ein wachstumsorientiertes Anlageprofil hat ("ich möchte in der Rente von meinem Geld leben"), kann Larisch zufolge für eine langfristige Liquiditätsplanung sein Geld folgendermaßen aufteilen: 30 (verzinste Anlagen) zu 70 Prozent ( Aktien ).
Überprüfung. Diese prozentuale Aufteilung muss regelmäßig überprüft werden. "Auch wenn die Kurse steigen oder fallen, muss man sein Anlageziel stur umsetzen", sagt Larisch. Man dürfe sich nicht emotional leiten lassen und Aktien bei starken Kursschwankungen abstoßen. "Aus Angst zu verkaufen ist der traurigste Fehler und führt zu Verlust."
Wie Larisch erklärt, sollte man regelmäßig sein Portfolio ausbalancieren und aus seinem verzinst angelegten Geld nach Kurseinbrüchen im Wert des halben Verlustes Aktienanteile nachkaufen. Ebenso sollte also nach starken Kurssteigerungen die Hälfte des Gewinns gesichert werden, indem davon Festgeld gekauft wird.
Produkte. Larisch rät vom Kauf folgender Produkte ab: Neue Lebens- und Rentenversicherungen (außer Riester, wenn man eine sehr hohe Förderung als Geringverdiener oder mit mehreren Kindern bekommt), Bausparverträge, Zertifikate, gemanagte Fonds, Einzel- und gemanagte Aktien . "Dafür sind die Kosten zu hoch."
Empfehlenswert seien ETF-Indexfonds. Diese sind kostengünstig und provisionsfrei. "Mit einem globalen Indexfonds gewinnt man bereits die Renditeschlacht", sagt Larisch.
Rendite. Im Schnitt lagen historisch die Aktienmarktrenditen bei etwa sieben Prozent im Jahr. Um von solchen Renditeerwartungen zukünftig profitieren zu können, muss man aber stur investiert bleiben und darf nicht gegen die genannten Regeln verstoßen", erklärt Larisch.
Der Finanzexperte geht davon aus, dass man bei Aktien aus historischen auf künftige Renditen (in etwa) schließen kann. "Die Wirtschaft arbeitet mit maximierter Gewinnorientierung, und das wird wohl so bleiben." Deshalb sein Tipp, in den gesamten Aktienmarkt, und nicht in Einzelaktien zu investieren.
Moral. Über den Ansatz der Gewinnmaximierung kann man natürlich diskutieren. "Ist das unethisch und unökologisch?", fragt auch Larisch und rät, in Aktien-ETFs mit korrekten Firmen zu investieren. "Das federt immerhin größere unethische Verfehlungen ab. Gleichwohl ist Unethik in gewisser Weise marktimmanent."
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