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Großwenkheim
Für die Großwenkheimer war er der Bischof der Herzen
Als Anton Schlembach zum Bischof berufen wurde, glaubte er an eine Verwechslung. Doch der Heilige Vater meinte es ernst. Jetzt ist der berühmte Sohn des Dorfes gestorben.
Der emeritierte Bischof Anton Schlembach im Jahr 2017.
Foto: Archiv Anton Then | Der emeritierte Bischof Anton Schlembach im Jahr 2017.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 18.02.2024 15:47 Uhr

Gestern um 12 Uhr mittags ließ Bischof Franz Jung in Würzburg die große Salvator-Glocke im Kiliansdom erklingen, um des am 15. Juni verstorbenen früheren Speyerer Bischofs Dr. Anton Schlembach zu gedenken. Längere Zeit hat der 88-Jährige offenbar noch gegen seine Krankheit gekämpft. Im Juni besuchte ihn Bischof Jung nämlich in Speyer und verspürte bei Schlembach, trotz dessen schlechten Gesundheitszustands, eine "fast heitere Gelassenheit" - die Gelassenheit eines Menschen, der seinen Frieden mit Gott und der Welt gemacht hat, schreibt Bischof Jung in seinem Nachruf.

Doch nicht nur die geistliche Welt nimmt Schlembachs Tod schmerzlich zur Kenntnis. Auch in seinem Geburtsort Großwenkheim ist die Trauer um den berühmten Einwohner natürlich groß. Denn Schlembach war seiner fränkischen Heimat stets sehr verbunden geblieben - und auch die Großwenkheimer hielten eisern Kontakt.

Kardinal Döpfner war auch mit schuld

Am 7. Februar 1932 wurde Anton Schlembach in Großwenkheim geboren und wuchs dort auf. Der Gedanke, Priester zu werden, habe ihn seit seiner Kindheit begleitet, sagte er einmal in einem Interview. Als er 1950 das Abitur in der Tasche hatte, sei ihm sein künftiger Weg schließlich klar gewesen. Ein bisschen war daran auch sein Vorbild, der junge Würzburger Bischof Julius Döpfner, schuld, sagte Schlembach damals.

Bischof Anton Schlembach anlässlich seines 75. Geburtstags in Großwenkheim.
Foto: Archiv Anton Then | Bischof Anton Schlembach anlässlich seines 75. Geburtstags in Großwenkheim.

Der junge Großwenkheimer studierte zunächst in Würzburg Philosophie und Theologie, bis ihn sein Bischof nach Rom, an die Päpstliche Universität Gregoriana schickte. Nach der Priesterweihe 1956 blieb er noch für drei weitere Jahre in Rom, wo er seine Promotion zum Doktor der Theologie abschloss. In seinem Heimatort war Schlembach schon in jungen Jahren stets gern gesehen.

Nachprimiz in Großwenkheim

Einen großen Empfang gab es zum Beispiel 1957, als der junge Priester in Großwenkheim zu Peter und Paul seinen Nachprimiz feierte. "Ich war überwältigt vom herzlichen Empfang. Weit vor dem Dorf hatten Mädchen das Auto geschmückt, mit dem ich von Schweinfurt her am Baumgartentor ankam. Geistlicher Rat Franz Kunzmann und Bürgermeister Otto Müller begrüßten mich. Und über meinem Elternhaus war der Spruch angebracht 'Mit Elternsegen zogst du aus - mit Priestersegen kehrst du nach Haus'", pflegte Schlembach sich mit Freude an diese Tage zu erinnern.

Als Schlembach in sein Heimatbistum Würzburg zurückgekehrt war, wurde er, nach den Kaplansjahren, mit vielfältigen Aufgaben betraut: Er war jeweils drei Jahre Direktor des Studienseminars Aschaffenburg und, während der bewegten Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, Regens des Priesterseminars in Würzburg. Über ein Jahrzehnt wirkte er anschließend bis 1981 als Religionslehrer am Gymnasium in Hammelburg.

Der junge Priester Anton Schlembach in seinem Geburtsort.
Foto: Archiv Privat | Der junge Priester Anton Schlembach in seinem Geburtsort.

Interessanter Lebensweg

Zudem war er Dekanatsbeauftragter für die Priester- und Erwachsenenbildung sowie Seelsorger im Krankenhaus und im Altenheim. 1981 berief Würzburgs Bischof Dr. Paul-Werner Scheele ihn zu seinem Generalvikar. Zwei Jahre gehörte Schlembach nun der Diözesanleitung an, bevor ihn Papst Johannes Paul II. am 25. August 1983 zum Bischof ernannte, und Schlembach an die Spitze der Diözese Speyer trat. Die Bischofsweihe empfing Schlembach am 16. Oktober 1983.

"Als mir der Apostolische Nuntius Del Mestri damals meine Bischofsernennung mitteilte, war ich sprachlos und fassungslos", schilderte Schlembach später schmunzelnd die Umstände dieser weitgreifenden Verkündigung. "Wie kommt denn der Heilige Vater ausgrechnet auf mich? Liegt nicht vielleicht eine Personenverwechslung vor?" habe er damals ausgerufen.

Die Heimat immer im Herzen

Sehr schwer soll ihm damals der Umzug von Würzburg nach Speyer gefallen sein - vermutlich auch, weil seine Heimat Großwenkheim damit noch ein Stück weiter in die Ferne rückte. Doch es sollte sich herausstellen, dass Kilometer keine Rolle spielen, wenn sich Menschen miteinander verbunden fühlen.

Bischof Anton Schlembach bei einem Besuch in Großwenkheim im Jahr 2006.
Foto: Archiv Anton Then | Bischof Anton Schlembach bei einem Besuch in Großwenkheim im Jahr 2006.

Mehrmals reisten Großwenkheimer zum Gottesdienst nach Speyer. Auch 2005, als das Bad Kissinger Kreiskulturreferat eine Studienfahrt nach Speyer organisierte, begrüßte der Bischof seine Freunde aus der fränkischen Heimat. Umgekehrt blieb Schlembach auch seiner Heimat treu. Lange Jahre verbrachte er einen Teil seines Urlaubs im Kloster Maria Bildhausen und erkundete dabei auch die Lieblingsorte seiner Kindheit und Jugend in und um Großwenkheim. Besuche bei seien beiden Schwestern im Dorf rundeten die beschaulichen, erholsamen Tage in der alten Heimat ab.

Dialekt als Muttersprache

Und natürlich feierte er mit den Großwenkheimern auch besondere Feste in der Dorfkirche, wie zum Beispiel anlässlich seiner runden und halbrunden Geburtstage und seines Goldenen Priesterjubiläums. Seine Amtszeit endete im Februar 2007. Den Großwenkheimern blieb er aber auch danach weiter verbunden.

Und so hatte er freilich auch den "Großewehmer Dialekt" nie verlernt, wie er im Interview einmal lachend sagte. "Dieser Dialekt ist meine Muttersprache. Und was man als Kind lernt, ist bekanntlich unausrottbar." Als Lebensmotto gab er seinen Großwenkheimern damals im Dialekt mit auf den Weg: "Bie's künnt, läss's kumm. Der Herrgott is ümmer debai."

 
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