Hammelburg

Erster Schlagabtausch

Der Prozess gegen Schilling-Banker begann in Würzburg.
Schon im Mai 2017 durchsuchte die Polizei unter anderem Räume der Schilling-Bank in Hammelburg.  Archivfoto: Wolfgang Dünnebier       -  Schon im Mai 2017 durchsuchte die Polizei unter anderem Räume der Schilling-Bank in Hammelburg.  Archivfoto: Wolfgang Dünnebier
| Schon im Mai 2017 durchsuchte die Polizei unter anderem Räume der Schilling-Bank in Hammelburg. Archivfoto: Wolfgang Dünnebier

Finanzexperten aus Hammelburg vor Gericht: Sie sollen den Eigentümern einer angeblich kriselnden Klinik zum Verkauf geraten haben. Ging es ihnen um den eigenen Vorteil? Vor Gericht in Würzburg will der Eigentümer der Schilling-Bank am ersten Prozesstag zunächst schweigen - in einem Verfahren, das deshalb vermutlich Monate dauern wird. Seine Anwälte haben ihm und den drei Mitangeklagten geraten, sich zunächst nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zu äußern. Betrug , so die Vorwürfe, soll allein ihm knapp sieben Millionen Euro eingebracht haben.

Verteidiger des Berufsstandes

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Das Schweigen fällt dem selbstbewusst auftretenden Angeklagten sichtbar schwer, über Unterfranken hinaus gilt er als wortgewaltiger Verteidiger seines Berufsstandes. Im Fernseh-Interview unterschied der Eigentümer der Hammelburger Privatbank mit erlesenem Kundenstamm feinsinnig zwischen der Berufsbezeichnung des altehrwürdigen " Bankiers " (was er für sich in Anspruch nahm) und dem übel beleumundeten gierigen "Banker" neuer Prägung. Um das Ansehen des Berufsstandes zu verbessern, hat er ein Buch geschrieben. Der Titel: "Liebet Eure Banker - Ihr werdet sie noch brauchen".

Nun sitzt gerade er auf der Anklagebank und muss hören, er sei "Teil einer Bande" gewesen. Er habe sich in 88 Fällen raffiniert die Anteile des Parksanatoriums Bad Bocklet für billiges Geld unter den Nagel gerissen und dabei die Vorbesitzer (oftmals Erben der ursprünglichen Erwerber) über den wahren Wert ihrer Anteile getäuscht. Dabei habe die damalige Lebensgefährtin des Bankiers "als Strohfrau agiert," damit der Name des Bankiers nicht auftauchte, heißt es in der Anklage. Sie ist nicht angeklagt, im Gegensatz zu zwei Bank-Mitarbeitern, die bei den Vorgängen geholfen haben sollen. Als Lohn sollen Vorstandsposten oder Provisionen gelockt haben, was sie bestreiten.

Zwei Stunden lang beschreiben die beiden Staatsanwältinnen zum Auftakt des Prozesses in Würzburg einen jahrelang laufenden mutmaßlichen Betrug seit 2004: Den Eigentümern seien ihre Anteile madig gemacht worden, damit sie zum scheinbaren Rettungsanker griffen und verkauften - teilweise für 25 bis 40 Prozent der Zeichnungssumme.

Angebot und Nachfrage

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Zu diesem Verdacht kann der Bankier dann doch nicht ganz an sich halten, als er - wie seine drei Mitangeklagten - Gelegenheit zur Stellungnahme bekommt. Er übernehme Verantwortung für den Vorgang, sehe darin aber keinen Betrug : "Lassen Sie mich eines sagen: Der Kaufpreis richtet sich nach Angebot und Nachfrage". Dass die Angeklagten die Marktsituation bewusst herbeigeführt haben sollen, lässt er unerwähnt. Damit hat der Eigentümer der Schilling-Bank faktisch die Betrugsabsicht bestritten. Die Weichen sind am Landgericht Würzburg gestellt für einen langen, konfliktträchtigen Schlagabtausch. "Die geschilderte Vorgehensweise trifft nicht zu", sagt auch Rechtsanwalt Peter Auffermann, der den ebenfalls angeklagten Chef der Sanatoriums-Gesellschaft vertritt.

Attacke der Verteidiger

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Die acht Verteidiger legen nach. Sie attackieren die Staatsanwaltschaft mit formalen Argumenten: Die Anklageschrift enthalte bereits teilweise die Beweiswürdigung: "Das gehört da nicht hin." Die Polizei habe mit einer suggestiven Art der Befragung Betroffener möglicherweise die Aussagen von Zeugen beeinträchtigt, behaupten sie. Die aber brauche man - jeden einzelnen angeblich Geschädigten - um zu ermitteln, was sie zum Verkauf bewogen habe. Das lässt viel juristischen Theaterdonner erwarten, keinen kurzen Prozess. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dazu zunächst nicht.

Postbote ins Gericht

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Zu Prozessbeginn hatte der Vorsitzende Richter Reinhold Emmert damit gelockt, ein schnelles Geständnis könne bei einer Verurteilung "das Zünglein an der Waage" für ein mildes Urteil sein. Ein Kritikpunkt bricht der Verteidigung zum Ende des ersten Verhandlungstages weg: Sie rügte zu Recht beim Vorsitzenden, dass die Gutachten zweier Sachverständiger zu den Vorgängen noch nicht vorlagen.

Die Verteidiger hätten sich wohl kaum die Chance auf eine wochenlange Sitzungsunterbrechung nehmen lassen, um die verspätet eintreffenden Gutachten in Ruhe studieren zu können - und damit Zeit zu gewinnen. Doch dann bringt ein Bote den Karton mit Unterlagen direkt in den Sitzungssaal - just per Express geliefert. Ein kurzer Prozess wird es wohl dennoch nicht werden. Manfred Schweidler

 
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