
Unter die besten 50 Unternehmerinnen Deutschlands wurde im Frühjahr in einem Handelsblatt-Ranking auch eine Unterfränkin gewählt: Christina Diem-Puello. Die 34-Jährige, die in Bad Kissingen lebt, hat in Schweinfurt zusammen mit ihrem Mann Maximilian Diem die Firma "Deutsche Dienstrad" gegründet.
Das Unternehmen verbindet Arbeitgebende, Arbeitnehmende und Fachhändler mit einer volldigitalen Infrastruktur, über die Dienstfahrräder bestellt und verwaltet werden können. Mit Mobilität kennt sich die Unternehmerin schließlich aus, Opa Bernd Seuffert gründete den Fahrradhersteller Winora und ihre Mutter Susanne Puello ist eine Pionierin des E-Mountainbikes.
In dem Handelsblatt-Ranking neben BMW-Aktionärin Susanne Klatten oder Westwing-Gründerin Delia Lachance mit aufgeführt zu sein, war für Diem-Puello eine Überraschung. Über die Reaktionen darauf und warum Deutschlands Top-Unternehmerinnen nun am 27. und 28. Oktober in den Regentenbau nach Bad Kissingen kommen werden, spricht sie im Interview.
Christina Diem-Puello: Das waren ganz tolle Reaktionen! Mir wurde dann auch schnell klar, dass wenn wir schon diese Sichtbarkeit verliehen bekommen haben, wir etwas daraus machen müssen.
Diem-Puello: Dass wir Frauen uns unbedingt treffen, vernetzen und kennenlernen sollten – einfach diese Stimme, die man uns verliehen hat, für uns als Unternehmerinnen nutzen müssen. Von der Idee habe ich dann Evelyne de Gruyter, der Geschäftsführerin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen, erzählt, die gleich ihre Unterstützung zugesichert hat.
Diem-Puello: Ja, wir planen ein ganz tolles Event. Die Top 50 wollen alle kommen, insgesamt reisen rund 250 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland an. Daneben werden viele Pressevertreterinnen von Frauenmagazinen vor Ort sein und wir haben tolle Sponsoren. Wir werden zusammen mit dem Verband der Deutschen Unternehmerinnen und weiteren Frauen-Netzwerken im Regentenbau eines der größten Unternehmerinnen-Events in Deutschland ausrichten.
Diem-Puello: Wir haben den Max-Littmann-Saal im Regentenbau gebucht. Dort wird es am 27. Oktober Vorträge von Unternehmerinnen der Top 50 geben, darunter Anna Weber, geschäftsführenden Gesellschafterin bei BabyOne, oder Alexandra Kohlmann, Geschäftsführerin von Rowe Mineralölwerk. Danach werden wir zu einem Gala-Abend übergehen. Und wenn wir schon einmal in einem der Top 5 Akustiksäle der Welt sind, wird das natürlich auch mit einem künstlerischen Highlight untermalt – wie genau, will ich aber noch nicht verraten.
Diem-Puello: Dieser Tag wird ganz im Zeichen der Mobilität stehen. Wer mich als Unternehmerin kennt, weiß, dass ich für das Fahrrad stehe. Wir sind mit einer großen Flotte E-Bikes unserer Herstellerpartner vor Ort und bieten eine Fahrrad-Tour an. Bisher haben wir bereits 70 Anmeldungen. Auch She's Mercedes Benz, die Frauenplattform von Mercedes, wird vor Ort sein und die neue E-Mobilität zur Schau stellen. Daneben haben wir Startzeiten am Kissinger Golfclub gebucht oder bieten Yoga an. Wir haben für sämtliche Damen ein schönes Freitagsprogramm.
Diem-Puello: Ja, denn es geht um die Stärkung der Stimme der Frau in Wirtschaft und Politik. Wir wollen zum Gründen und Unternehmerinnen-Dasein animieren. Ich persönlich habe mich beispielsweise in den vergangenen Monaten an Frauengründungen auch monetär beteiligt, weil es wichtig ist, jungen Frauen die Steigbügel zu halten. Den Mut für das Unternehmerinnensein zu unterstützen, ist der Sinn dieser Netzwerkveranstaltung.
Diem-Puello: Weil es immer noch zu wenige gibt. Die reinen Frauengründungen in Deutschland liegen gerade einmal bei 9 Prozent. Die letzte Studie der Allbright-Stiftung, die sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt, war eine Backenwatsche für uns alle. Aber auch das Thema Nachfolge ist relevant. Wenn man deutsche Familienunternehmen und deren Nachfolge betrachtet, ist es noch ernüchternder, wie wenig Frauen dort in Fußstapfen treten. Ich bin stolz, dass ich für das Event auch viele Nachfolgerinnen von deutschen Familienunternehmen habe gewinnen können.
Diem-Puello: Anna Weber von BabyOne und Alicia Lindner, Geschäftsführerein von Annemarie Börlind, sind schon top. Wir haben spannende Unternehmerinnen, die wir auf der Bühne vorstellen. Ich freue mich auch, dass sich Dorothee Bär die Zeit nimmt zu kommen.
Diem-Puello: Natürlich! Zum Beispiel Caroline Trips, Geschäftsführerin der Trips GmbH in Grafenrheinfeld, die ja auch IHK-Vizepräsidentin ist, sowie Elisabeth Müller von Laboklin.
Diem-Puello: Ich habe nicht gedacht, dass ich so viele Menschen für Bad Kissingen gewinnen kann, aber die Resonanz war überwältigend! Alle sind zu dem Entschluss gekommen, dass eben nicht immer alles in Berlin, Frankfurt, Hamburg oder München stattfinden muss. Wir können auch im ländlichen Raum zusammenkommen. Ich bin fasziniert, wie positiv das aufgenommen wurde, dass solch ein Event endlich einmal woanders stattfindet.
Diem-Puello: Viele fragen mich, warum ich das eigentlich alles mache. Schließlich habe ich auch mein eigenes Unternehmen. Aber, wenn man glaubt, dass es besser wird und jeder Vorstand gerade eine Frau einberuft, liegt man falsch. Schaut man sich die Zahlen an, sieht man, dass es immer noch viele Hürden gibt, wie beispielsweise bei #stayonboard, also einer dringend nötigen gesetzlichen Regelung zur vorübergehenden Auszeit im Vorstand, oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auf solch einem Event gibt es die Möglichkeit, sich endlich einmal unter Gleichgesinnten auszutauschen. Mir ist das einfach sehr wichtig, Frauen eine Stimme zu verleihen!