Zum zweiten Mal in Folge zeichnete am Montagabend das Wirtschaftsministerium in München Bayerns "Unternehmerin des Jahres" aus. Diesmal ging der Preis an Elisabeth Müller, Eigentümerin und Geschäftsführerin des tiermedizinischen Labors Laboklin in Bad Kissingen.
Im Gespräch mit dieser Redaktion verrät die 63-Jährige, was aus ihrer Sicht eine gute Unternehmerin ausmacht, was ihr in ihrer Firma besonders wichtig ist und warum sie keine Frauenquote möchte.
Elisabeth Müller: Ich denke, das hat unterschiedliche Aspekte. Das erste ist ja immer der Erfolg des Unternehmens. Nicht nur unbedingt der wirtschaftliche, sondern auch in Bezug auf Innovation, auf Betriebsführung. Wie tickt so ein Betrieb, wie ist er aufgestellt? Läuft er in die Zukunft? Dann gehört für mich schon auch der Bereich des Menschen dazu. Wie geht man miteinander um und welche Intention steckt dahinter? Und drittens bin ich fest davon überzeugt, dass ein Unternehmen auch eine Aufgabe in der Gesellschaft hat. Wenn ich eine Firma habe, die profitabel läuft, habe ich eine Aufgabe über das Steuerzahlen hinaus. Nämlich mich in der Stadt oder der Kommune einzubringen.
Müller: Das müssen Sie die Mitarbeiter fragen (lacht). Jeder hat ja seine Wahrnehmung. Ich habe von Anfang an versucht, Arbeitsverhältnisse so zu schaffen, dass eine veränderte private Situation kein Grund ist, die Arbeitsbeziehung aufzugeben. Die berufliche Situation muss sich ein Stück weit der privaten anpassen können. Das geht natürlich nicht immer. Letztlich hat der Betrieb die Trumpfkarte und ist kein Wohlfahrtsverein. Aber es funktioniert erstaunlich oft, wenn man es gerne möchte.
Müller: Wir haben zum Beispiel mehr Beschäftigungsarten, als sich irgendein Steuerberater vorstellen kann. Das ist der Albtraum eines jeden, der Personalbuchführung macht (lacht). Wir haben hier ganz viele Modelle, die wir danach gestrickt haben, wie das für beide Seiten optimal ist.
Müller: Nein, aber das erwartet ja auch niemand. Nur, dass Personen und ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden und man guckt, welche Kompromisse man eingehen kann.
Müller: Im Grunde, dass die Leute so für die Idee brennen, wie ich das tue. Ich erwarte nicht, dass sie buckeln ohne Ende. Sicherlich bedarfsgerechtes Arbeiten, weil wir Dienstleister sind. Ich möchte ein vertrauensvolles Verhältnis, in dem man gemeinsam bestimmt, in welche Richtung es weiterläuft.
Müller: Ich sehe das nicht primär als Auszeichnung für mich selbst. Im Grunde ist sie für ein Konstrukt, das erfolgreich gelaufen ist und ich bin zufälligerweise diejenige, die da obendrüber steht. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die Person mit zur Preisverleihung genommen, die am meisten dazu beigetragen hat und das ist meine Tochter. Die hat meinen Traum am meisten mitgetragen und manchmal auch erduldet. Aber es gibt einen ganzen Haufen an Leuten, die dieses Konstrukt Laboklin zu dem gemacht haben, was es ist.
Müller: Ich habe als Frau Probleme gehabt, die man heute nicht mehr kriegt, glaube ich zumindest. Da standen schon die Fragen im Raum: Will die wirklich arbeiten, will die Vollzeit arbeiten? Wann kriegt die ihre Kinder? Kann ich mich auf die verlassen oder nicht?
Müller: Manchmal hat sie es nicht ganz selbst in der Hand. Aber ich hätte die Quote nicht haben wollen. Ich wollte nicht nicht eingestellt werden, weil ich eine Frau bin. Aber ich hätte auch nicht eingestellt werden wollen, weil ich eine Frau bin. Ich wollte wegen meines Lebenslaufes eingestellt werden.
Müller: Da bin ich nicht die richtige Person, um das zu beantworten. Die Generation meiner Mutter ist auf die Straße dafür gegangen, dass es eine Geschlechtergleichheit gibt. Ich bin nicht mehr auf die Straße gegangen, aber habe schon noch gesagt: Da gibt es noch etwas zu tun. Für mich selbst und in meinem Betrieb bin ich da angekommen, wo ich mir wünsche, dass die Bevölkerung auch hinkommt. Dass sie sagt: Ich will darüber nicht mehr reden. Ich will nicht über Quoten reden oder über Frau und Mann, sondern einfach über Qualifikation. Ich glaube nicht, dass wir komplett da angekommen sind.