zurück
Bad Kissingen
Große Ehre für Laboklin-Chefin Elisabeth Müller
Elisabeth Müller aus Bad Kissingen ist Bayerns Unternehmerin des Jahres geworden. Was das für sie bedeutet und wie sie über die Rolle von Frauen in der Geschäftswelt denkt.
Die Bad Kissinger Unternehmerin Elisabeth Müller hat in München eine hochrangige Auszeichnung erhalten.
Foto: Simon Snaschel | Die Bad Kissinger Unternehmerin Elisabeth Müller hat in München eine hochrangige Auszeichnung erhalten.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:29 Uhr

Zum zweiten Mal in Folge zeichnete am Montagabend das Wirtschaftsministerium in München Bayerns "Unternehmerin des Jahres" aus. Diesmal ging der Preis an Elisabeth Müller, Eigentümerin und Geschäftsführerin des tiermedizinischen Labors Laboklin in Bad Kissingen.

Im Gespräch mit dieser Redaktion verrät die 63-Jährige, was aus ihrer Sicht eine gute Unternehmerin ausmacht, was ihr in ihrer Firma besonders wichtig ist und warum sie keine Frauenquote möchte.

Frage: Frau Müller, ein kleiner Rollentausch: Angenommen, Sie müssten die bayerische Unternehmerin des Jahres ehren. Was würde die Preisträgerin für Sie ausmachen?

Elisabeth Müller: Ich denke, das hat unterschiedliche Aspekte. Das erste ist ja immer der Erfolg des Unternehmens. Nicht nur unbedingt der wirtschaftliche, sondern auch in Bezug auf Innovation, auf Betriebsführung. Wie tickt so ein Betrieb, wie ist er aufgestellt? Läuft er in die Zukunft? Dann gehört für mich schon auch der Bereich des Menschen dazu. Wie geht man miteinander um und welche Intention steckt dahinter? Und drittens bin ich fest davon überzeugt, dass ein Unternehmen auch eine Aufgabe in der Gesellschaft hat. Wenn ich eine Firma habe, die profitabel läuft, habe ich eine Aufgabe über das Steuerzahlen hinaus. Nämlich mich in der Stadt oder der Kommune einzubringen.

Bei Laboklin sprechen wir inzwischen von einem Unternehmen mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie viel Platz bleibt da für ein soziales Miteinander?

Müller: Das müssen Sie die Mitarbeiter fragen (lacht). Jeder hat ja seine Wahrnehmung. Ich habe von Anfang an versucht, Arbeitsverhältnisse so zu schaffen, dass eine veränderte private Situation kein Grund ist, die Arbeitsbeziehung aufzugeben. Die berufliche Situation muss sich ein Stück weit der privaten anpassen können. Das geht natürlich nicht immer. Letztlich hat der Betrieb die Trumpfkarte und ist kein Wohlfahrtsverein. Aber es funktioniert erstaunlich oft, wenn man es gerne möchte.

Wie äußert sich das in Ihrem Unternehmen?

Müller: Wir haben zum Beispiel mehr Beschäftigungsarten, als sich irgendein Steuerberater vorstellen kann. Das ist der Albtraum eines jeden, der Personalbuchführung macht (lacht). Wir haben hier ganz viele Modelle, die wir danach gestrickt haben, wie das für beide Seiten optimal ist.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Unternehmen auch eine Aufgabe in der Gesellschaft hat."
Laboklin-Chefin Elisabeth Müller
Kann ein Unternehmen eine Wohlfühloase für jede und jeden sein?

Müller: Nein, aber das erwartet ja auch niemand. Nur, dass Personen und ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden und man guckt, welche Kompromisse man eingehen kann.

Laboklin wurde unter anderem als "Top-Arbeitgeber" ausgezeichnet. Umgekehrt: Was ist für Sie ein "Top-Arbeitnehmer"? Was erwarten Sie im Unternehmen?

Müller: Im Grunde, dass die Leute so für die Idee brennen, wie ich das tue. Ich erwarte nicht, dass sie buckeln ohne Ende. Sicherlich bedarfsgerechtes Arbeiten, weil wir Dienstleister sind. Ich möchte ein vertrauensvolles Verhältnis, in dem man gemeinsam bestimmt, in welche Richtung es weiterläuft.

Die Auszeichnung "Top-Arbeitgeber" hat Ihr Unternehmen erhalten, die "Unternehmerin des Jahres" hingegen ist an sich eine persönliche Ehrung. Wie wichtig sind Ihnen solche Preise?

Müller: Ich sehe das nicht primär als Auszeichnung für mich selbst. Im Grunde ist sie für ein Konstrukt, das erfolgreich gelaufen ist und ich bin zufälligerweise diejenige, die da obendrüber steht. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die Person mit zur Preisverleihung genommen, die am meisten dazu beigetragen hat und das ist meine Tochter. Die hat meinen Traum am meisten mitgetragen und manchmal auch erduldet. Aber es gibt einen ganzen Haufen an Leuten, die dieses Konstrukt Laboklin zu dem gemacht haben, was es ist.

Es wird heutzutage viel über Geschlechtergleichheit gesprochen. Sie haben sich in einer Zeit selbstständig gemacht, in der das kaum ein Thema war. Welche Erfahrung haben Sie gemacht?

Müller: Ich habe als Frau Probleme gehabt, die man heute nicht mehr kriegt, glaube ich zumindest. Da standen schon die Fragen im Raum: Will die wirklich arbeiten, will die Vollzeit arbeiten? Wann kriegt die ihre Kinder? Kann ich mich auf die verlassen oder nicht?

"Ich glaube nicht, dass wir komplett da angekommen sind."
Elisabeth-Müller über Geschlechtergleichheit in der Arbeitswelt
Provokant gefragt: Braucht es heute die Frauenquote oder hat jede Frau ihren beruflichen Erfolg selbst in der Hand?

Müller: Manchmal hat sie es nicht ganz selbst in der Hand. Aber ich hätte die Quote nicht haben wollen. Ich wollte nicht nicht eingestellt werden, weil ich eine Frau bin. Aber ich hätte auch nicht eingestellt werden wollen, weil ich eine Frau bin. Ich wollte wegen meines Lebenslaufes eingestellt werden.

Heute haben Sie sich in der Unternehmenswelt behauptet. Ist der Einstieg als Frau heute leichter?

Müller: Da bin ich nicht die richtige Person, um das zu beantworten. Die Generation meiner Mutter ist auf die Straße dafür gegangen, dass es eine Geschlechtergleichheit gibt. Ich bin nicht mehr auf die Straße gegangen, aber habe schon noch gesagt: Da gibt es noch etwas zu tun. Für mich selbst und in meinem Betrieb bin ich da angekommen, wo ich mir wünsche, dass die Bevölkerung auch hinkommt. Dass sie sagt: Ich will darüber nicht mehr reden. Ich will nicht über Quoten reden oder über Frau und Mann, sondern einfach über Qualifikation. Ich glaube nicht, dass wir komplett da angekommen sind.

Laboklin GmbH & Co. KG

Laboklin ist ein Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik und wurde 1989 als Nachfolgeunternehmen des ersten deutschen tiermedizinischen Labors gegründet, unter anderem auch von Elisabeth Müller. Die Geschäftsführerin beschäftigt in dem Bad Kissinger Unternehmen rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie erlangte das Unternehmen große Aufmerksamkeit durch die Ausführung und Auswertung von Corona-Tests.
si/Quelle: Laboklin
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Simon Snaschel
Beruf und Karriere
Beschäftigungsverhältnisse
Bevölkerung
Elisabeth Müller
Kinder und Jugendliche
Mitarbeiter und Personal
Preisträger
Steuerberater
Unternehmen
Unternehmer
Wirtschaftsministerien
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen