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Bad Kissingen
Deutschlands Top-Unternehmerinnen trafen sich im Regentenbau in Bad Kissingen: "Wir sind alle starke Frauen!"
Rund 100 Chefinnen aus ganz Deutschland sind in Bad Kissingen zusammengekommen. Warum das Treffen für die Frauen so wichtig war – und sie gemeinsam sichtbarer sein wollen.
Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich in dieser Woche mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.
Foto: Tom Bausemer | Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich in dieser Woche mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.
Julia Back
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:30 Uhr

Nein, das Unternehmerinnentreffen im Regentenbau in Bad Kissingen solle kein "Feministinnentreffen" sein, erklärte Initiatorin Christina Diem-Puello. "Und es soll auch nicht so rüberkommen, als seien wir arme Frauen, die unterdrückt werden", sagte die 34-Jährige zum Auftakt am Donnerstag. "Ganz im Gegenteil: wir sind alle starke Frauen!"

Doch genauso wie Männer sich zu Männerurlauben oder Männernetzwerkveranstaltungen träfen, sei es eben an der Zeit, dass sich auch Frauen austauschten: "Wir haben hier ein ganz besonderes Wohlfühlklima und können einfach so sein, wie wir sind."

Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.
Foto: Tom Bausemer | Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.

Gerade mit Blick auf den aktuellen AllBright Bericht über Frauen in Führung sei dies angebracht: "Die aktuellen Zahlen sind noch beschämender als im Vorjahr", sagt Diem-Puello. Es gelte, sich sichtbar zu machen: "Leise, bescheiden und zurückhaltend waren wir lange genug. Jetzt müssen wir gemeinsam vorangehen."

Firma "Deutsche Dienstrad" in Schweinfurt gegründet

Diem-Puello lebt mit ihrem Mann Maximilian Diem in Bad Kissingen, zusammen haben sie in Schweinfurt die Firma "Deutsche Dienstrad" gegründet. Im Mai war die 34-Jährige vom Handelsblatt unter die 50 besten Unternehmerinnen Deutschlands gewählt worden. Anlass für sie, mit Unterstützung des Verbands Deutscher Unternehmerinnen ein "Female Community Event" ins Leben zu rufen.

Mit überwältigendem Erfolg, wie sich am Donnerstag zeigte. Nicht nur Vertreterinnen der Top 50 waren in die Kurstadt gekommen, sondern rund 100 Frauen aus ganz Deutschland: Von Marketing bis zur Automobil- und Verpackungsindustrie waren Unternehmerinnen aus den verschiedensten Branchen dabei.

Alicia Lindner von Annemarie Börlind zu Gast in Bad Kissingen

Eine der prominenten Unternehmerinnen, die zu den Top 50 Deutschlands gezählt wird, ist Alicia Lindner. Die 33-Jährige führt zusammen mit ihrem Bruder im Schwarzwald die Naturkosmetikmarke Annemarie Börlind. "Ich finde es ganz wichtig, dass hier so viele Frauen zusammenkommen und sich über die Themen austauschen, die uns Frauen bewegen", sagte die 33-Jährige. "Es gibt ganz viel positiven weiblich geprägten Austausch."

Alicia Lindner, Geschäftsführerin und Mitinhaberin der Naturkosmetikfirma Annemarie Börlind, freute sich über den weiblichen Austausch in Bad Kissingen.
Foto: Julia Back | Alicia Lindner, Geschäftsführerin und Mitinhaberin der Naturkosmetikfirma Annemarie Börlind, freute sich über den weiblichen Austausch in Bad Kissingen.

Dass so ein Netzwerktreffen gerade in der Kurstadt stattfindet, stieß auf Begeisterung: "Das ist eine ganz ungewöhnliche Location. Normalerweise passieren die großen Events in Hamburg, München oder Frankfurt", sagt Lindner. "Aber ich finde es so wertvoll, dass man auch die ländlichen Regionen stärkt."

Klein- und Mittelstand muss erhalten bleiben

Wie wichtig es sei, dass sich Frauen untereinander vernetzen, bestätigte auch die Vizepräsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt, Caroline Trips: "Die Frauen, die hier sind, haben alle tolle Dinge geleistet. Uns ist es wichtig, dass sich andere Frauen noch trauen in die Selbstständigkeit zu gehen." Trips selbst baute mit ihrem Bruder die Trips GmbH in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt)  auf. "Für die Wirtschaft ist das einfach wichtig, dass der Klein- und der Mittelstand erhalten bleibt", sagt die 55-Jährige.

Beim Event in Bad Kissingen mit dabei: (von links) Anna Meusert, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Schweinfurt, Caroline Trips, Vizepräsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt, und Christina Diem-Puello, Inhaberin der Firma Deutsche Dienstrad.
Foto: Julia Back | Beim Event in Bad Kissingen mit dabei: (von links) Anna Meusert, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Schweinfurt, Caroline Trips, Vizepräsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt, und Christina Diem-Puello, Inhaberin ...

Bei den Vorträgen und Diskussionsrunden wurde schnell klar: Die Unternehmerinnen beschäftigen die selben Themen. Anna Weber, Co-CEO von BabyOne, referierte über Erkenntnisse, die sie und ihr Bruder bei der Transformation des Familienunternehmens gemacht hatten. Der Tenor dabei: Wichtig sei, sich einen Rahmen zu geben und die Mitarbeitenden mitzunehmen. Die 40-Jährige stieß auf offene Ohren – das Thema Unternehmensnachfolge beschäftigt viele der Frauen.

Obwohl bei der Diskussion von Christina Diem-Puello von Deutsche Dienstrad und Alexandra Kohlmann von Rowe Mineralölwerk der Kontrast der Themen - nachhaltige Mobilität hier,  Verbrenner da - immens schien, stand doch die gemeinsame Leidenschaft für das Unternehmertum im Vordergrund. So sehr, dass sie gemeinsam ein Bio-Kettenöl für Fahrräder auf den Markt bringen. Diese Symbolik haftete der gesamten Veranstaltung an: Die Frauen nutzten die Chance sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen, aber auch offen über Probleme zu sprechen.

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In einer Talk-Runde ging es dann auch um die Frage, ob Frauen anders führen. Uneinig waren sich die Unternehmerinnen dabei, ob Frauen tatsächlich emotionaler führen. Einigen konnten sich aber alle darauf, dass sie beim Thema Sexismus sensibilisiert seien und all ihren Mitarbeitenden die gleichen Chancen böten – egal ob Frau oder Mann. 

Dorothee Bär wünscht sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik

Auch die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär war beim Event in ihrem Wahlkreis dabei. Und gab scherzend ein Bekenntnis ab, das ihr Mann nicht in der Öffentlichkeit von ihr hören wolle: "Ich liebe Frauen!" Da es aktuell nur rund neun Prozent Bürgermeisterinnen und Landrätinnen gebe, wünschte sich Bär vor allem mehr Frauen in der Kommunalpolitik.

Ein Mann durfte übrigens doch auf die Bühne: Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) begrüßte die Frauen – und ließ sich nicht die Chance entgehen für das frisch gekürte Unesco-Weltkulturerbe "mit freien Gewerbeflächen" Werbung zu machen.

Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.
Foto: Tom Bausemer | Beim Netzwerk-Event in Bad Kissingen trafen sich mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland im Regentenbau.

Am Ende wurde es noch einmal emotional: Die Schweinfurter Unternehmerin Susanne Puello, Managing Director Pierer E-Bikes und Mutter der Organisatorin, sprach über ihre 41 Jahre als Unternehmerin. Über Erfolge, aber auch schwierige Zeiten. "Ich habe mich mehr als einmal auf meine weibliche Intuition verlassen und entschieden Dinge anders zu machen", erzählte die Pionierin des E-Mountainbikes.

Puellos persönliches Resümee zum Werdegang ihrer Familienunternehmen, brachte dann auch das Netzwerktreffen auf den Punkt: "Wie viele positive Energie freigesetzt werden kann, wenn man sich gegenseitig unterstützt!"

 
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