Der Präsident der Energy Watch Group Hans-Josef Fell und Pater Christoph Gerhard begrüßten sich herzlich. Die beiden Festredner am UBIZ haben gemeinsam in Schweinfurt Elektrotechnik studiert und vor einiger Zeit gemeinsam ein Buch geschrieben. „Aus der Schöpfung leben – erneuerbare Energien nutzen“ heißt es und es gibt aus den Erfahrungen der Abtei Münsterschwarzach wertvolle Tipps für alle, die umsteigen möchten. Die Abtei erzeugt mittlerweile mindestens so viel Energie, wie sie verbraucht – einschließlich des Gymnasiums und der zugehörigen Betriebe.
Eine Abtei muss sich selbst finanzieren, erklärte Bruder Christoph, der Leiter des Energieprojektes in Münsterschwarzach. So müssten Benediktiner immer die Wirtschaftlichkeit und die Nachhaltigkeit – den schonenden Umgang mit der Schöpfung Gottes – im Auge haben. Schon seit 1251 nutzen die Mönche in Münsterschwarzach die Wasserkraft. Mittlerweile sind Solaranlagen, eine Biogasanlage und Kraft-Wärme-Kopplung dazugekommen. 54 000 Quadratmeter Fläche müssen die Benediktiner heizen.
Sparen statt dämmen
Die riesigen Gebäude zu dämmen, hätte 30 Millionen Euro gekostet, das war also kein gangbarer Weg. Einsparpotenziale waren in der Abtei schnell gefunden, so gelang es auch ohne großes Dämm-Programm 25 Prozent der Primär-Heizenergie einzusparen, ebenfalls um ein Viertel konnte der Verbrauch der Kühlaggregate in der Metzgerei reduziert werden. Großes Potenzial biete die anstehende Sanierung des Egbert-Gymnasiums.
Eigenen Strom erzeugt die Abtei nach wie vor aus Wasserkraft, dazu kamen eine Photovoltaikanlage, eine Solaranlage für Warmwasser-Produktion und eine Biogasanlage sowie eine Heizungsanlage, die mit Wald-Restholz betrieben wird. Mehr Kollektorfläche scheitert am Denkmalschutz, dafür beteiligte sich die Abtei am Windpark Damme im Oldenburger Wald. Die Idee für die Biogasanlage kam übrigens aus Ruanda nach Münsterschwarzach, denn die Schwestern dort nutzen Biogas ganz selbstverständlich mit einfachsten Mitteln. „Unsere weltweite Vernetzung hilft uns oft weiter“, so der Pater.
25 Prozent mehr Einsparung möglich
„25 Prozent Strom- und Wärmeeinsparung gehen noch“, ist der Pater überzeugt, ein schlüssiges Fahrzeugkonzept müsse her und auch bei der Ernährungsumstellung gehe noch einiges. Insgesamt gelte ein benediktinischer Grundsatz für alle Lebensbereiche: „Beständig sein und maßvoll leben“.
Dafür wirbt auch Hans-Josef Fell, der in seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter wesentlicher Mitbegründer des Erneuerbare-Energien-Gesetzes war. Er lobte die „tolle Leistung des Klosters“, die Anlass für das gemeinsame Buch war. Hier zeige sich wieder, dass der Umstieg „so viel einfacher ist, als es viele in unserer Welt denken.“
Völkerwanderung erwartet
Fell zeigte sich relativ verzweifelt über immer neue Lippenbekenntnisse, denen nur halbherzige Taten folgen, während ganze Regionen der Welt von Überflutung bedroht sind, auch wenn das Klimaziel von maximal zwei Grad Erderwärmung eingehalten würde. Doch sogar dieses Ziel sei utopisch, weil nur zu erreichen, wenn sofort alle CO?-Emissionen gestoppt würden.
Nicht zuletzt sei eine erfolgreiche Energiewende auch eine Frage des Friedens, denn der Kampf um Rohstoffe und künftig immer stärker um sauberes Wasser produziere weltweit Kriege. „Um Sonnenstrahlen wird es keine Kriege geben“, ist Fell überzeugt. Heute schon gebe es 25 Millionen Klima-Flüchtlinge, bis 2015 werde es eine neue Völkerwanderung geben, mit 200 Millionen Menschen, die ihre Heimat verlieren.