Zu Corona-Zeiten fallen viele Feste aus. Die Firma pro-log lässt sich's dennoch nicht nehmen, im Rahmen einer keinen Feierstunde am 26. Oktober ihr 25-jähriges Bestehen in der Kurstadt zu feiern. Schließlich hat sich das Unternehmen seit 1995, aus kleinen Anfängen heraus, in seiner Branche zu einem der führenden Outdoor-Incentive-Veranstalter entwickelt. Das renommierteste Standbein der Firma ist jedoch die Abenteuer & Allrad-Messe, bei der inzwischen jährlich mehr als 350 Aussteller aus dem In- und Ausland das breite Angebotsspektrum der Offroad- und Outdoor-Szene abdecken. In der internationalen Offroad-Szene ist die Großveranstaltung im Fränkischen seit langem Kult: Mehr als 50 000 Fans pilgern jedes Jahr nach Bad Kissingen, um hier das Gefühl von Freiheit und Abenteuer zu spüren.
Am Anfang der Unternehmensgeschichte steht die Idee zweier findiger Köpfe, die 1992 eher zufällig im 240 Einwohner zählenden französischen Dorf Eschviller (Lothringen) zusammentrafen: Der Bad Kissinger Peter Rößner absolvierte dort bei der Firma Scout Logic ein Lkw-Fahrseminar, das er zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Claus-Peter Laufer (Hünfeld) war zufällig Rößners Fahrtrainer.
Firmengründung 1995
Die beiden kamen ins Gespräch und stellten fest, dass sie in Sachen Outdoor-und Rallye-Events ähnliche Interessen hatten. "Wir haben uns zusammengetan und für Scout Logic ein paar Aufträge durchgeführt", sagt Rößner im Gespräch mit dieser Redaktion. Ein paar Jahre später wagten die beiden den eigenen Neuanfang und gründeten 1995 pro-log, ein Unternehmen, das für seine Kunden zunächst Wüsten-Touren per Motorrad oder Geländewagen sowie die Teilnahme an kleineren Rallyes organisierte.
Wenige Monate später hatten Rößner und Laufer die Idee, Incentive-Veranstaltungen anzubieten – Erlebnistage, die Firmen aus unterschiedlichen Gründen für ihre Mitarbeiter einkaufen. Doch dazu brauchte man erst mal einen Veranstaltungsort. Glücklicherweise zeigte sich die Stadt Bad Kissingen, damals unter OB Christian Zoll, gleich aufgeschlossen. Nach kurzem Hin und Her sei man bei der Stadt darauf gekommen, das frühere US-Gelände bei Reiterswiesen anzubieten, erzählt Rößner. Die ehemalige Hawk-Stellung erschien für diese Art von Veranstaltungen sehr geeignet. Schon im Frühsommer 1997 ging's los. Renommierte bundesdeutsche Unternehmen schickten bald ihre Belegschaften nach Bad Kissingen. Das Geschäft lief sehr gut an, so der 63-Jährige.
Zunächst als Subunternehmer tätig
Der nächste Meilenstein war programmiert, als 1998 ein renommierter Organisator für europäische Geländewagen-Messen auf Rößner und Laufer zukam, weil er, weg von der statischen Ausstellung, für seinen Kundenkreis eine Messe "zum Anfassen und Erleben" anbieten wollte. "Das erste Gespräch dazu fand im Kissinger Hof statt, und wir notierten damals alles auf einen Schmierzettel", erinnert sich Rößner heute schmunzelnd an die Geburtsstunde der ersten Messe bei Reiterswiesen, die schließlich 1999 schon über die Bühne ging.
Dennoch war pro-log seinerzeit lediglich Subunternehmer, Veranstalter war das Team rund um Alfons Cerny, den Herausgeber der Zeitschrift Off-Road. "Als die Messe begann, war in der Stadt der Teufel los", sagt Rößner und beschreibt, wie im Lauf des Wochenendes das Verkehrschaos immer größer wurde. Ständig gab's Verkehrsmeldungen im Radio. "Die Kissinger freuten sich zwar, weil sie das als Werbung für ihre Stadt empfanden", erinnert sich der Winkelser. "Aber wir hatten alle Hände voll zu tun, die Autos zu den wenigen Parkplätzen zu lotsen."
Bis zu 58 000 Besucher bei der Messe
Cerny selbst war mit dem Resultat der Großveranstaltung nicht zufrieden und wollte keine Fortsetzung haben. Rößner: "Wir wollten es aber weiter machen." Diese Beharrlichkeit zahlte sich in den Folgejahren aus, als pro-log selbst als Veranstalter auftrat. Die Besucherzahlen schossen in die Höhe: Kamen beispielsweise 2001 schon 23 000 Gäste zur Abenteuer & Allrad nach Reiterswiesen, waren es 2007 bereits 43 000 Messebesucher. 2011 fanden 54 000 und 2018 sogar 58 000 Offroad-Fans den Weg zum Offroad-Gelände.
Hie und da war der Weg der beiden Unternehmer Rößner und Laufer jedoch mit Steinen gepflastert. So zum Beispiel in den Jahren 2003 bis 2011, als die Firma nur kurzfristige Pachtverträge (mit dreimonatiger Kündigungsfrist) mit der Stadt abschließen durfte, also auch nur kurzfristig planen konnte. Denn die Stadt hatte das Gelände anfangs von der Bundesvermögensverwaltung unter bestimmten Voraussetzungen gepachtet und an pro-log weiter verpachtet.
Die kleinen und die großen Wunden
2004 kaufte die Stadt der Bundesvermögensverwaltung das Areal schießlich ab. Doch der neue Pachtvertrag für pro-log ließ dennoch auf sich warten. Der Grund: Das 405 Hektar große frühere Militär-Areal war 1998 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, und die zuständigen Behörden hatten noch Klärungsbedarf, ob der pro-log-Betrieb auf der 10 Hektar großen Hawk-Stellung die Natur in Mitleidenschaft ziehen würde oder nicht. Doch 2011 kam dann doch alles in trockene Tücher. Die Stadt und pro-log unterzeichneten einen Pachtvertrag für zehn Jahre.
Auch die Wirtschaftskrise 2009 wurde für die pro-log-Veranstalter zur Glaubenskrise: Würde ihre große Messe, inzwischen Flaggschiff der Firma, die Krisenzeit überstehen? "Es gab zwar keine Incentives mehr, weil die Firmen kein Geld mehr dafür hatten", erinnert sich Rößner an diese angespannte Zeit. "Doch unsere Messe entwickelte sich stetig nach vorn."
Hoffen auf den Neustart 2021
Doch jetzt, während der Corona-Pandemie, hilft der Glaube allein nicht mehr weiter. Denn die Messe zieht normalerweise zahlreiche Gäste und etliche Aussteller aus Europa und Übersee an. "Und die können jetzt nicht kommen." Nach etlichen Beratungen im Team und zusammen mit Marion Ripberger (Heubach), die 2011 als Gesellschafterin bei pro-log mit einstieg und seit 2013 Geschäftsführerin ist, sei man relativ zeitig zur Überzeugung gelangt, die Messe 2020 abzusagen, erklärt Rößner die Entwicklung. "Wir wollten keine abgespeckte Messe haben." An Fronleichnam 2020 seien alle erst mal "in ein tiefes Loch gefallen", sagt der Winkelser, denn schließlich fiel die Messe nach 20 Jahren zum ersten Mal aus. Jetzt hoffen alle auf einen Neustart im kommenden Jahr.