Im April 2004 kaufte die Stadt vom Bund die ehemalige Hawk-Stellung der Amerikaner bei Reiterswiesen. Da veranstaltete die Firma pro-log schon ein paar Jahre lang den Incentive-Betrieb auf dem Gelände. Die Off-Road-Messe wurde damals zum fünften Mal veranstaltet. Um pro-log zu halten, musste die Motorsportanlage von den Fachbehörden begutachtet werden, denn sie befindet sich mitten in einem Naturschutzgebiet, das zudem als schützenswertes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) ausgewiesen ist.
Im Zustrombereich der Quellen
Die Stadt beantragte im Dezember 2004 die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für eine Motorsportanlage beim Landratsamt. Im Wesentlichen standen zunächst Themen des Naturschutzes zur Diskussion. In der Folge wurde deutlich, dass auch wasserrechtliche Fragen geklärt werden müssen, denn das fragliche Areal liegt im Zustrombereich für die Wassergewinnung Reiterswiesen.
Im November vergangenen Jahres gab das Wasserwirtschaftsamt seine Stellungnahme ab. Die Stadtwerke GmbH, Hüterin der Reiterswiesener Quellen, hatte im Vorfeld einen Gewässer-Farbtest durchgeführt, der keine Beeinträchtigung der Brunnen ergab. „Aber wenn man nichts findet, heißt das nicht immer, dass nichts da ist“, äußerte sich Leonhard Rosentritt vom Wasserwirtschaftsamt vorsichtig. Zwar liege das Motorsportgelände nicht im direkten Zustrombereich der Quellen, „aber aus unserer Sicht müssen Vorkehrungen getroffen werden, um eine Gefährdung zu vermeiden“. Risiken könne man „nie ganz ausschließen“.
Die Auflagen sind umfangreich. Ein alter Kanal, der bereits genutzt wird, müsse überprüft werden, so Rosentritt weiter. Die Vorführ-Fahrten der Firma pro-log müssten „sehr genau definiert“ werden und dürften „nicht wild im Gelände“ stattfinden. Zudem müssten Maßnahmen „für den Krisenfall“ vorgehalten werden. Nötig sei auch eine Vorfeld-Mess-Stelle zwischen Brunnen und Motorsportgelände, zählt der stellvertretende Behördenleiter weiter auf.
Möglicherweise hohe Kosten
Stadt und pro-log führten vor einer Woche Gespräche, um zu erläutern, was ansteht, sagte Schneider. Die Erfüllung der Auflagen und die daraus resultierenden Verpflichtungen sowie auch entstehende Kosten müssten schließlich auch Gegenstand des künftigen Pachtvertrags werden, so der Rechtsrat. Der alte Kanal muss beispielsweise mit einer Kamera aufwendig innen befahren werden, gegebenenfalls stünde eine Druckprüfung an, erläuterte Baudirektor Hermann Schober. Eine Vorfeld-Mess-Stelle einzurichten, käme zum Beispiel schnell auf 30 000 bis 50 000 Euro.
Dass naturschutzrechtliche Fragen offenbar von der Naturschutzbehörde „neu betrachtet“ würden, stößt Schneider besonders sauer auf. „Es schien doch so, als ob dies bereits ausgeräumt gewesen sei.“ Zur Debatte stehe neuerdings, die Zufahrt zum pro-log-Gelände zu ändern, weil dort die Heidelerche und der Ziegenmelker brüten.
Inzwischen sei zwar vom Tisch, dass die ehemalige Panzerstraße zurück gebaut werden muss, so Schneider. Aber eine neue Ersatzstraße anzulegen, sei ein schwieriges Unterfangen: Am Rand des Waldes sei sie undenkbar, weil sie im Naturschutzgebiet liegt. Im Wald müssten jedoch Bäume gerodet werden, was wiederum bedeutet, dass anderswo Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen, beschreibt der Rechtsrat die Spitzfindigkeiten des Naturschutzes.
Unterschiedliche Zuständigkeiten
Die ganze Angelegenheit sei bislang „in Anstrengung aller beteiligten Fachbehörden“ vorangetrieben worden, resümierte der zuständige Jurist am Landratsamt, Thomas Schoenwald. Auch die Untere Naturschutzbehörde habe ihren Auflagenkatalog erstellt, aber die Höhere Naturschutzbehörde, die Regierung, wünsche sich offenbar „noch mehr“, so Schoenwald. Möglicherweise hänge dies damit zusammen, dass das Landratsamt für die Zufahrtswege zuständig ist, die Regierung aber für das Gelände.
Gesprochen worden sei in Bezug auf die beantragte Genehmigung schließlich auch lediglich vom Betrieb einer Motorsportanlage. Vom alljährlich stattfindenden Messebetrieb sei noch keine Rede gewesen. Dass von Seiten der Regierung weitere Maßnahmen diskutiert würden, hänge wohl auch damit zusammen, dass zu diesen Anlässen dann 40 000 Besucher über das Areal laufen und die bislang ins Auge gefassten Ausgleichsmaßnahmen als nicht ausreichend erscheinen.