Nach modernen Maßstäben ist die Astrologie keine Wissenschaft und wird daher als Pseudowissenschaft angesehen. Dennoch hat sie auch in Deutschland viele Anhänger. Einer der bekanntesten ist Klemens Ludwig. Der 66-Jährige studierte in Tübingen Theologie und Anglistik, arbeitete dann bei der Gesellschaft für bedrohte Völker und war ab 1989 als freier Journalist tätig. Heute ist er Autor und Publizist und gilt in Fachkreisen als Tibet-Experte, weil er das Land von zahlreichen Reisen sehr gut kennt. Dort traf er sich auch häufig mit dem Dalai Lama, über den er sogar eine Biografie verfasste.
Ludwig bekam bereits den Journalistenpreis Astrologie überreicht und ist seit 2015 Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbands (DAV). Anlässlich des diesjährigen DAV-Kongresses vom 23. bis 25. September im Hotel Sonnenhügel in Bad Kissingen fragten wir ihn unter anderem, was die Pseudo-Wissenschaft Astrologie den Menschen in Krisenzeiten zu bieten hat.
Klemens Ludwig: Sozusagen. (lacht) Zuvor waren wir in Bonn. Wir wollten damals mal einen anderen Tagungsort und fanden mit dem Hotel Sonnenhügel einen interessanten Anbieter. Außerdem liegt Bad Kissingen in der Mitte Deutschlands und ist für die Teilnehmer aus allen Himmelsrichtungen gut erreichbar.
Ludwig: In den 1990er Jahren fand eine gewisse Modernisierung statt. Das heißt, man ging raus aus den astrologischen Studierstuben in die Öffentlichkeit. Noch in den 1960er/70er Jahren war die Elite eher unter sich gewesen. Die 1970er/80er Jahren waren eine Zeit des Aufbruchs. Denken Sie beispielsweise an die Anti-Atombewegung, in der auch viele spirituell orientierte Menschen aktiv waren. Überhaupt hatten spirituelle Themen Hochkonjunktur. Große Verlage veröffentlichten Bücher dazu. Es gab den Kult um Bhagwan und seine Sekte. Im Zuge dieser gesellschaftlichen Entwicklung beschäftigten sich die Menschen zunehmend mit der Astrologie, aber auch mit praktischen Handhabungen wie dem Pendeln oder dem Legen von Tarotkarten. Damals gingen auch wir mit ersten Tagungen in die Öffentlichkeit. Die Astrologie ist inzwischen wieder etabliert. Es gibt heute bundesweit 16 Ausbildungszentren.
Ludwig: Das kann ich voll bestätigen. Eine Krise ist nicht die schlechteste Zeit für die Astrologie. Astrologie kann Perspektiven bieten und Orientierung geben.
Ludwig: Was man so in Zeitschriften liest, das sind natürlich keine ernstzunehmenden Horoskope. Aber mein Geburtshoroskop schaue ich mir immer wieder an. Ich will wissen, wie die laufenden Planeten dazu stehen. Auf klare Anweisungen sollte man sich dabei allerdings nicht festlegen. Ich sehe darin eher eine Orientierung für mich. Das hat auch mit Hoffnung in Krisenzeiten zu tun, denn jeder Mensch hat ja auch private Krisen.
Ludwig: Ich bin Steinbock, aber kein ganz typischer. Das heißt, in meinem Horoskop ist auch der Krebs stark betont, das Gegenzeichen vom Steinbock, das ich aber nicht als Opposition, sondern als Miteinander ansehe. Während der Steinbock eher Disziplin, Struktur und Ordnung symbolisiert, steht der Krebs für das Häusliche, Intime, fürs Zurückgezogensein. Beides im Zusammenspiel ist wichtig. Wir sind ja mehr als unser Sternzeichen, der Stand der Sonne ist der Chef im Hause. Es gibt darüber hinaus noch das, was ich die leitenden Angestellten in der Astrologie nenne. Das sind beispielsweise Venus (Werte), Mars (Durchsetzungskraft) und Merkur (Kommunikation). Das heißt, es ist auch wichtig, wie diese zur Sonne stehen. Das kann die Energie des Sternzeichens verstärken, aber auch erheblich abschwächen.
Ludwig: Die nächsten Monate werden noch spannungsgeladen sein. Die Prognose für das gesamte Jahr 2022 war von aggressiven Konstellationen geprägt. Man kann zumindest sagen, dass das Jahr 2023 insgesamt entspannter wird. Aber die unruhige Zeit ist noch nicht überstanden. Die Jahre 2023/24 markieren einen Übergang, in dieser Zeit befindet sich Pluto ein Jahr lang auf seinem Weg vom Sternzeichen Steinbock in den Wassermann. Da heißt es also noch Geduld haben. Etwa ab 2025 geht es langsam aufwärts, gibt es Entspannung. Im großen Kosmos haben wir dann harmonischere Konstellationen. Krisen lösen sich auf, weil es bis dahin innovative Ideen gibt, sei es beispielsweise auf dem Energie-Sektor oder auch im spirituellen Bereich. Dann wird es auf große drängende Fragen neue interessante Lösungen geben.