Renate, Johanna, Birgit und Kerstin kommen gegen sieben, wie jeden Dienstagabend, seit fast zwei Jahren. Sie wollen Astrologen werden, weil sie sich selbst besser kennen lernen wollten. Christa Hammer hilft ihnen dabei. Für 120 Euro im Monat bildet sie Menschen zu "geprüften Astrologen des Deutschen Astrologen-Verbandes" aus, in zweieinhalb Jahren und mit einer offiziellen Prüfung am Ende. Heuer nun feiert Hammer mit ihrer "Sternen-Schule" fünfjähriges Bestehen.

Mittlerweile sind die Astrologie-Azubis so begeistert von der "Sprache der Sterne", dass sie sich gut vorstellen können, später selbst beratend tätig zu sein. Denn neben der Interpretation von Horoskopen bereitet die Ausbildung, so Hammer, auch auf "eine astrologische Beratertätigkeit" vor. Das aber will gelernt sein. An einem Geburts-Horoskop wird geübt und interpretiert.

Mehr als nur Tierkreiszeichen

Um ein solches überhaupt erstellen zu können, benötigt der Astrologe den Geburtstag, die genaue Uhrzeit sowie den Geburtsort der Person. "Deshalb ist es Unsinn, den Menschen nur auf sein Tierkreiszeichen zu reduzieren. Wenn zum Beispiel in einem Horoskop steht, dem Fisch wird heute ein großes Missgeschick widerfahren, ist das Quatsch. Denn es fehlt der Aszendent, es fehlt - einfach alles, was seriöse Astrologie erfordert", sagt die 49-jährige Ausbilderin.

Aus dem Geburts-Horoskop würden keine "konkreten Vorhersagungen" abgeleitet, sondern es stelle lediglich die Positionen von Sonne, Mond und Planeten zum Zeitpunkt der Geburt dar, bezogen auf den Geburtsort. Aus diesen könne man Anlagen und Möglichkeiten, die ein Mensch hat, ableiten, es zeige aber nicht, wie der damit umgeht und was er daraus mache. So könne man zwar dem Horoskop entnehmen, dass jemand eine starke Kämpfernatur habe. Ob er damit aber ein berühmter Boxer wird oder wegen seiner Aggressionen im Gefängnis landet, sei nicht ersichtlich.

"Die seriöse Astrologie dient dazu, sich selbst besser kennen zu lernen und besser entfalten zu können", erklärt die 49-Jährige, die sich seit 18 Jahren mit Astrologie beschäftigt und seit 1990 berät und lehrt. Vor fünf Jahren erhielt sie vom Deutschen Astrologenverband (DAV) die Berechtigung, ihre Lehrtätigkeit eine Ausbildung des DAV zu nennen. Nicht jeder kann das. "Oft sind Leute nicht ausgebildet und missbrauchen die Astrologie", sagt Hammer, "und machen völlig aus der Luft gegriffene Vorhersagungen." Astrologie dürfe niemals die Zukunft "festlegen" und den Einzelnen einengen.

Auch Renate, Johanna, Kerstin und Birgit haben die Seriosität im Blick und ein bestimmtes Geburts-Horoskop vor sich. Viel wird über dem Papier gebrütet, diskutiert was Sonne und Merkur im Zeichen Steinbock aus astrologischer Sicht bedeuten. Man einigt sich darauf: Dieser Mensch kann ausdauernd und zäh sein. Als die Teetassen halb ausgetrunken sind, löst Christa Hammer das Rätsel auf - das Horoskop ist das des Physikers Johannes Kepler, der jahrzehntelang nach mathematischen Gesetzen suchte. Wenn das nicht ausdauernd ist.