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MÜHLBACH
Sommer in Orange zwischen Kleingeist und Freigeist
Szenenbild: „Sommer in Orange“ führt in eine Bhagwan-Gemeinschaft mitten in Bayern.
Foto: Filmverleih | Szenenbild: „Sommer in Orange“ führt in eine Bhagwan-Gemeinschaft mitten in Bayern.
cdo
 |  aktualisiert: 25.11.2011 14:50 Uhr

Mit seinem erfolgreichen Kinodebüt „Wer früher stirbt, ist länger tot" gelang es dem bayerischen Kultregisseur Marcus H. Rosenmüller, den „Heimatfilm“ neu zu beleben.

Auch Rosenmüllers aktueller Film „Sommer in Orange“ passt einmal mehr in dieses Genre, spielt er doch ebenfalls in seiner bayerischen Heimat im Jahr 1980, als die bleiernen Jahre der Ära Kohl noch nicht angebrochen sind, Sex noch ohne Angst vor Aids praktiziert wird, spirituell bewegte Sannyasin-Kommunen in den Großstädten wie Pilze aus dem Boden schießen und der Berliner Kommunarde Siddharta im bayrischen Talbichl den Huberhof erbt.

Dort will er mit Amrita und anderen Bhagwan-Jüngern ein Therapiezentrum gründen, in dem Anhänger des freien Bewusstseins und der freien Liebe ihre inneren Blockaden überwinden sollen.

Damit stellen jedoch die orangefarbenen Kreuzberger Paradiesvögel den ruhigen Alltag der Dorfbewohner auf den Kopf: Tantra-Sex trifft auf Trachtenverein, Pluderhose auf Lederhose, Om auf Amen. Und weil die Dichte an Vernunftbegabung bei den Erwachsenen weder hier noch dort sehr hoch ist, erprobt die kleine Lilli mit einem Doppelleben zwischen Sektenuniform und Trachtenrock den Brückenschlag zwischen den Fronten, wo sich, wenngleich zunächst nur heimlich hinter den Kulissen, schon längst erste Zerfallserscheinungen sowohl in der Phalanx der traditionsbewussten Talbichler als auch innerhalb der Sannyasin-WG zeigen.

Nach einem Drehbuch der Dokumentarfilmerin Ursula Gruber, die selbst in einer bayerischen Sannyasin-Kommune aufgewachsen ist, erzählt Rosenmüller in prächtigen CinemaScope-Bildern eine Geschichte über Kleingeister und Freigeister und entlarvt Vorurteile und Verlogenheit auf beiden Seiten.

Mit Menschlichkeit und Herzenswärme blickt er auf das skurrile Geschehen, jongliert lustvoll mit Klischees, und sein inszenatorischer Kunstgriff, die beiden Welten aus der Perspektive einer Zwölfjährigen zu betrachten, bedingt dann den unverstellt naiven Blick auf das Geschehen.

Weil Rosenmüller Menschen beschreibt, die er tatsächlich kennt und sie eine Sprache sprechen lässt, die er beherrscht, gelingen ihm auch hier seine trotz mancher menschlicher Schwächen stets liebenswerten, von einem gut aufgelegten Ensemble um Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich und Brigitte Hobmeier verkörperten Charaktere.

Die Burg-Lichtspiele in Mühlbach zeigen die Vhs-Filmauslese „Sommer in Orange“ am Sonntag und 11.15 Uhr und Mittwoch um 20 Uhr. Er ist freigegeben ab zwölf Jahre und dauert 118 Minuten.

 
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