
64 neue Beamtinnen und Beamte traten am 1. März ihren Dienst bei der unterfränkischen Polizei an, gab Polizeipräsident Detlev Tolle dieser Tage in einer Pressemitteilung bekannt. Elf von ihnen nahmen ihre Tätigkeit im Bereich Main-Rhön auf. Gibt es bei der Polizei denn mehr zu tun? Handelt es sich um zusätzliche Stellen? Wir fragten nach, ob und wie sich die Neuzugänge auf die Polizeiinspektionen in Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau auswirken.
Es gibt ein Stellenkonzept der bayerischen Polizei, nach dem in den Jahren 2010 bis 2023 insgesamt 5725 zusätzliche Polizeistellen geschaffen werden sollen, sagt der stellvertretende Bad Kissinger Inspektionsleiter Dominik Fertig. Was allerdings die 64 neuen Beamtinnen und Beamten angeht, die seit 1. März in Unterfranken Dienst schieben, handle es sich vorwiegend um frisch ausgebildete Polizisten und Polizisten.
Im Rahmen der üblichen Personal-Fluktuation
"Vielleicht ist der ein oder andere dabei, der schon länger im Dienst ist und sich beruflich nach Unterfranken versetzen ließ", mutmaßt Fertig. Denn schließlich kommen auch immer wieder Kolleginnen und Kollegen nach Unterfranken zurück, andere gehen von hier weg oder in den Ruhestand, so Fertig weiter. Dies alles vollziehe sich im Rahmen der üblichen Personal-Fluktuation.

Denn wie überall in der Gesellschaft gingen nun allmählich die sogenannten Baby-Boomer-Jahrgänge in Rente. Das Pensionseintrittstalter liegt, laut Fertig, zwischen 60 und 62 Jahren.
So verabschiedeten sich auch in der Polizeiinspektion in Bad Kissingen im vergangenen Jahr drei Kollegen in Pension, sagt Fertig. Wenn jetzt neue Kolleginnen und Kollegen kommen, gleiche sich das aus. "Es gibt also deswegen keinen Personalüberschuss." Dennoch kam jetzt ein Neuzugang aus dem Polizeipräsidium München nach Bad Kissingen, so der stellvertretende Polizeichef. Weitere fünf Personen wechselten aus anderen Dienststellen nach Bad Kissingen.
Fertig sieht das positiv, denn der Aufgabenbereich der Polizei habe sich erweitert. Man denke nur an die jüngsten Corona-Demonstrationen, die einmal pro Woche auch in Bad Kissingen stattfinden. Wenngleich sie in der Kurstadt bislang friedlich verlaufen seien, müsse man Beamtinnen und Beamte abstellen, die die Situation vor Ort beobachten.
Während des Lockdowns hatte die Polizei viel zu tun
Auch die Kontrolle der Corona-Beschränkungen erforderte Mehraufwand. Besonders zum Jahreswechsel 2020/21 und in den Monaten danach sei die Polizeiarbeit, vor allem während des Lockdowns, sehr intensiv gewesen, weiß Fertig zu berichten.

"Wir haben kein neues Personal bekommen und es sind auch keine Stellen vakant bei uns", sagt Oliver Ebert, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Hammelburg, im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch er registrierte "mehr Aufgaben seit Beginn der Pandemie" in der Dienststelle Hammelburg. "Seit 16 Montagen begleiten wir die Corona-Demonstrationen in der Stadt." Für zwei Stunden sei dann jedes Mal Personal bereitzustellen.
Was er aber auch feststellt, ist, dass während der Corona-Lockdowns die Straftaten allgemein rückläufig waren, denn es fanden schließlich keine Feste und Veranstaltungen statt und die Gastronomie blieb geschlossen - es waren also weniger Menschen unterwegs. Generell ansteigend seien hingegen - und das nicht nur im Hammelburger Bereich - die Online-Delikte.
Dabei geht es, laut Ebert, vor allem um Betrug, Erpressung und Sexualdelikte. Die Kriminalpolizei in Schweinfurt sei diesbezüglich stark gefordert. "Wir bilden mit den Kolleginnen und Kollegen dort auch Ermittlungseinheiten." Man könne fast sagen, dass die klassische Polizeiarbeit sich sozusagen etwas "auf den Schreibtisch verlagert" hat. Aber man will dennoch mit den Streifenbesatzungen "draußen sichtbar bleiben", nennt Ebert als Ziel.
Etliche Rauschgift-Delikte im Raum Bad Brückenau
Und wie ist die Personaldecke in der Bad Brückenauer Inspektion? Dort sind zwar drei "Neue" gekommen, aber auch drei Personen weggegangen, sagt Dienststellenleiter Thomas Vöth. "Das Einsatzgeschehen hat zugenommen", stellt auch er fest. Gefühlt fast täglich komme jemand in der Inspektion vorbei und berichte, dass er im Internet etwas bestellt und bezahlt habe, das jetzt nicht bei ihm angekommen ist, gibt Vöth ein Beispiel.
Auch in Sachen Rauschgiftdelikte hätten die Kolleginnen und Kollegen in Bad Brückenau einiges an Polizei-Erfahrung aufzuweisen. Immer wieder würden kleine bis mittlere Mengen Rauschgift bei Kontrollen sichergestellt oder Personen angetroffen, die mit Rauschgift handeln.
Zudem binden die Corona-Demonstrationen jeden Montag zwei Streifenbesatzungen. "Wir hatten im vergangenen Jahr zwei Tote bei Verkehrsunfällen", sagt Vöth. "Das sind zwei zu viel." Man überlege dann, oft zusammen mit der Straßenverkehrsbehörde, ob man vielleicht an der Streckenführung etwas ändern und Unfälle vermeiden kann, sagt der Dienststellenleiter. Denn oberstes Ziel sei es, Unfälle mit Todesfolge möglichst im Vorfeld zu verhindern.
"Und langsam dämmert auch der im Juni anstehende G7-Gipfel auf Schloss Elmau hoch." Ein bayerischer Polizei-Großeinsatz, der bis Bad Brückenau Auswirkungen haben wird, sagt Vöth, der selbst im Vorfeld des letzten politischen Gipfeltreffens im Jahr 2015 gleich für ein ganzes Jahr in die Alpenregion beordert worden war. Auch diesmal werden wohl Beamtinnen und Beamte aus Bad Brückenau Richtung Garmisch-Partenkirchen reisen. "Wir werden sehen, wie sich das gestaltet."