
Mit einer symbolischen Grundsteinlegung feierten die Verantwortlichen mit den Mitgliedern des Aufsichtsrates der Gemeinützigen Wohnungsbaugesellschaft (Gewo) sowie Vertretern der ausführenden Unternehmen den Baubeginn an einem Zehnfamilienhaus in der Schlesierstraße in Bad Kissingen. Darin waren sich alle einig: Mit diesem Bauvorhaben soll es möglichst schnell vorangehen. Das Untergeschoss ist bereits im Werden begriffen.
Zur Feier des Tages versenkten Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Vogel und Landrat Thomas Bold am Untergeschoss des Projektes eine Zeitkapsel im Mauerwerk, unter anderem mit einer Tageszeitung als Inhalt.
Noch vor Weihnachten soll die Gebäudehülle stehen
Von einem "historischen Tag" für die Gewo, unter schwierigen Rahmenbedingungen, sprach Gerhard Schneider als einer von zwei Gewo-Geschäftsführern. Seit Jahrzehnten habe das Unternehmen keinen Neubau mehr verwirklicht.
"Das wird manche staunen lassen", sagte Schneider zum angepeilten Tempo auf der Baustelle. So sollen ab 22. November auf dem Untergeschoss drei Obergeschosse in Holzständerbauweise montiert werden. Vor Weihnachten soll dann die Gebäudehülle stehen, stellte Michael Eyrich-Halbig von der gleichnamigen Holzbaufirma in Oberthulba vor den Ehrengästen in Aussicht. Im Herbst 2024 soll das Haus bezugsfertig sein.
Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Vogel hob den Einsatz der Gewo bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum hervor. Viele Menschen profitieren laut Vogel von 580 günstigen Wohnungen in 70 Häusern. Seit 2020 habe die Gewo rund 5,3 Millionen Euro in Sanierungen investiert. "Das ist eine tolle Leistung", lobte Vogel.
Mit Blick auf den Wohnungsmarkt schließt Vogel ein weiteres Wachstum der Gewo nicht aus. Dazu hat das Unternehmen bereits ein Grundstück in der Schurzstraße erworben. Klein- und Mittelstädte sieht Vogel dafür prädestiniert, dem bundesweit angepeilten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr näherzukommen.

Der entstehende Neubau in der Schlesierstraße ersetzt ein Achtfamilienhaus von 1954. Wegen des schlechten Zustandes hatten sich die Verantwortlichen für dessen Abriss entschieden, um an gleicher Stelle moderne Wohnungszuschnitte zu schaffen.
750 Quadratmeter Wohnraum
In den drei Obergeschossen werden vom Grundriss her identische Wohnungen unterkommen. Sie umfassen je eine 2-Zimmer-Wohnung mit rund 56 Quadratmetern, eine 3-Zimmer-Wohnung mit knapp 76 Quadratmetern und eine 4-Zimmer-Wohnung mit knapp 92 Quadratmetern. Im Untergeschoss wird zu Kellerräumen und Technik eine 3-Zimmer-Wohnung eingebaut, sodass sich eine Wohnfläche von knapp 750 Quadratmetern ergibt. Alle Wohnungen bekommen einen Balkon und die im Untergeschoss eine Terrasse.
Gewo-Geschäftsführer Frank Lohmüller würdigte den Enthusiasmus und den Rückhalt des Aufsichtsrates für das Projekt. "Das bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen". Schließlich sei das entstehende Haus in Holzbauweise mit zwei Wärmepumpen Ausdruck des Bestrebens nach mehr Nachhaltigkeit. "Das werden die Mieter auch am Geldbeutel spüren", sagte Lohmüller mit Blick auf die Heizkosten.
2,7 Millionen Euro Baukosten
Der Neubau ist für die Gewo eine erhebliche Investition. Die Gesamtbaukosten ohne Abbruchkosten und Grundstück belaufen sich auf rund 2,7 Millionen Euro. Sie werden mit Darlehen aus dem Sozialen Wohnungsbauprogramm von rund 1,1 Millionen Euro und Zuschüssen von knapp 0,6 Millionen Euro finanziert. Die restliche eine Million Euro wird je zur Hälfte durch einen Bausparvertrag und Eigenmittel der Gewo gestemmt.
Weil noch mehr Häuser der Gewo sanierungsbedüftig sind, komme der Neubau in Holzständerbauweise mit Niedrigenergiestandard als Blaupause für weitere Projekte mit ähnlichem Grundriss in Frage, war zu hören. So denkt die Gewo über den Ersatz von zwei weiteren Häusern nach, verrät Prokurist Wilfried Heppt gegenüber dieser Redaktion.
Kritik an bürokratischen Förderprogrammen
Der Firma Eyrich-Halbig könnte der Wohnungsbau in Bad Kissingen weitere Aufträge bescheren. Auch für seine Firma könnte das Haus eine Art Blaupause beim Bau von Mehrfamilienhäusern werden, so Firmenchef Michael Eyrich-Halbig bei der Grundsteinlegung. Sein Unternehmen hat sich bisher auf den Bau von Einfamilienhäuser konzentriert.
Kritik übte Gerhard Schneider an der Bürokratie bei der staatlichen Wohnraumförderung. Die Antragstellung habe die Mitarbeiter viele Stunden gekostet. "Kein Wunder, dass es mit dem Wohnungsbau nicht so richtig vorangeht", monierte der Geschäftsführer.
Für wen kommen die neuen Wohnungen in Frage?
Ziel der Gewo ist es, in ihren Häusern eine gute soziale Durchmischung vornehmlich unterer und mittlerer Einkommensschichten zu erreichen. Im Fokus für erschwinglichen Wohnraum sind auch die Mitarbeiter der Gastronomie.
Wie das in Zahlen aussieht, präzisierte Gewo-Prokurist Heppt gegenüber dieser Redaktion. Weil speziell das entstehende Gebäude in der Schlesierstraße der einkommensorientierten Wohnraumförderung des Freistaates Bayern unterliegt, beginnt die Einstiegsmiete bereits bei 4,80 Euro je Quadratmeter in Stufe 1 (bei einem Bruttoeinkommen bis 2000 Euro in einem Ein-Personen-Haushaushalt), geht über 6,30 Euro Euro in Stufe II (bei rund 4000 Euro Bruttoeinkommen in einem Zwei-Personenhaushalt) und und beträgt schließlich 7,80 Euro (bei einem Bruttoeinkommen von 5000 Euro ebenfalls in einem Zwei-Personen-Haushalt).
Ein möglicher Einzug in den Neubau braucht Mieter kostenmäßig nicht abzuschrecken. Denn die Differenz zur erstmaligen Vermietung von neun Euro wird von der Regierung von Unterfranken als Bewilligungsstelle für die Förderung erstattet so Heppt.